Weiter sinkende Inflation 27.02.2014 11:11:33

Sinkender Preisdruck macht EZB-Maßnahmen wahrscheinlicher

Zwar erholte sich das für die mittelfristigen Inflationsaussichten wichtige Geldmengenwachstum im Januar etwas, doch lag es weiterhin weit entfernt von Referenzwert der EZB. Zudem sank die Kreditvergabe an Unternehmen, und die Preiserwartungen von Industrieunternehmen und Verbrauchern gingen im Februar zurück. Besonders unangenehm für die EZB: Die Inflation in Deutschland sinkt entgegen den Erwartungen weiter, was eine entsprechende Entwicklung im Euroraum wahrscheinlich macht.

   "Das Geldmengenwachstum ist deutlich zu niedrig für ein gesundes, investitionsgetriebenes Wirtschaftswachstum", urteilte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Die breite Geldmenge M3 stieg im Januar mit einer Jahresrate von 1,2 Prozent, nachdem sie im Dezember um 1,0 Prozent zugelegt hatte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten diesen Anstieg erwartet. Im gleitenden Durchschnitt der drei Monate bis Januar lag die Jahreswachstumsrate bei 1,2 Prozent, verglichen mit 1,3 Prozent im Dezember. Auch das hatten die befragten Ökonomen richtig prognostiziert.

   Colin Bermingham, Volkswirt bei BNP Paribas, mag angesichts eines zuvor zwölf Monate lang anhaltenden Abwärtsrends beim Geldmengenwachstum noch nicht von einer Trendwende sprechen. "Geldmengendaten sind schwankungsanfällig und von der Fluktuation zwischen lang und kurzfristigen Verbindlichkeiten beeinflusst", sagte er. Zudem dauere es bis zu ein Jahr, bis sich Änderungen im Geldmengenwachstum in der Inflationsrate zeigten.

   BNP Paribas rechnet damit, dass die EZB wegen des niedrigen Inflationsdrucks noch in diesem Jahr mit dem groß angelegten Kauf von Wertpapieren, dem so genannten Quantitative Easing, beginnen wird. Gegenüber dem Vormonat legte die Geldmenge M3 kräftig - um 0,6 Prozent - zu, nachdem sie im Vormonat um 0,5 Prozent gesunken war. De EZB selbst vermutet, dass der kräftige Rückgang Ende 2013 damit zu tun hatte, das Banken Aktiva abbauten, um ihre Bücher zum Stichtag für die anstehende Bilanzprüfung durch die EZB vorzubereiten.

   Das Volumen der an Unternehmen vergebenen Buchkredite lag im Januar um 2,2 Prozent unter dem Niveau von Januar 2013. Im Dezember war es mit einer Jahresrate von 2,3 Prozent geschrumpft. KfW-Chefvolkswirt Zeuner zufolge ist das schwache Kreditneugeschäft Ausdruck sehr verhaltener Investitionen und behindert die konjunkturelle Belebung der Eurozone. "Kapazitäten bleiben frei und Unternehmen müssen verstärkt in den Preiskampf. Das erhöht die erheblichen Deflationsrisiken in der Eurozone", warnte er.

   Schon aktuell ist die Inflation im Euroraum sehr niedrig - im Januar betrug sie nur 0,8 Prozent. Für Februar ist zumindest ein Rückgang auf 0,7 Prozent zu erwarten. Vielleicht sinkt die Teuerung sogar stärker, denn auch für Deutschland, die größte Volkswirtschaft des Währungsraums, deutet sich ein Rückgang der Inflationsrate an. Im Durchschnitt der Bundesländer, die bisher Daten vorgelegt haben, ist die Teuerung um 0,2 Prozentpunkte zurückgegangen. Erwartet worden war dagegen eine unveränderte Inflation.

   Aktuelle Daten der EU-Kommission deuten zudem darauf hin, dass die Inflationserwartungen vieler Wirtschaftsakteure im Februar gesunken sind: So gingen die Verkaufspreiserwartungen der Industrie ebenso zurück wie die Preiserwartungen der Verbraucher. Beide Werte liegen immer noch deutlich unter dem langjährigen Mittelwert. Gestiegen sind dagegen die Preiserwartungen im Dienstleistungssektor.

   Der EZB-Rat wird in der kommenden Woche neue Prognosen für die Entwicklung von Wachstum und Inflation vorlegen und auf deren Basis entscheiden, ob eine weitere Lockerung der Geldpolitik angemessen ist. Der weitere Inflationsrückgang im Februar dürfte die Erwartungen von Marktteilnehmern stützen, dass die EZB noch "nachlegen" muss.

   DJG/hab/kla

   (END) Dow Jones Newswires

  Von Hans Bentzien

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