31.01.2014 13:50:32
|
Rekordtiefe Inflation nährt Furcht vor Deflation im Euroraum
Von Andreas Plecko
Die Inflation in der Eurozone ist zu Jahresbeginn wieder auf das Rekordtief zurückgefallen und nährt damit die Furcht vor einer Deflation im gemeinsamen Währungsraum. Im Zuge sinkender Energiepreise fiel die Inflationsrate im Januar überraschend auf 0,7 Prozent und erreichte damit wieder das Tief vom Oktober 2013, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat im Rahmen einer Vorabschätzung mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten dagegen eine leichte Steigerung des Preisdrucks auf 0,9 Prozent von 0,8 Prozent im Dezember erwartet.
Der Preisauftrieb entfernt sich damit erneut vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie strebt mittelfristig eine Rate von knapp zwei Prozent an, was als Sicherheitspuffer gegen eine Deflation gedacht ist. Bei einer Deflation fallen auf breiter Front die Preise für Güter und Dienstleistungen, was besonders die Unternehmen unter Druck setzt.
Aber auch Staaten und private Haushalte, die hohe Schulden haben, geraten in Schwierigkeiten. Die Wirtschaft Japans steckt seit über einem Jahrzehnt in diesem Dilemma. Aber in jüngster Zeit mehren sich die Zeichen, dass der aggressive Lockerungskurs der Bank of Japan Erfolg haben könnte.
Commmerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sieht die EZB nun am Zug: "Vermutlich wird die EZB ihre Inflationsprognosen Anfang März nach unten revidieren, was mittelfristig für eine weitere Lockerung der Geldpolitik spricht." Allerdings dürfte die EZB bei der Sitzung in der nächsten Woche noch stillhalten. Schließlich seien die konjunkturellen Stimmungsindikatoren zuletzt etwas stärker ausgefallen als erwartet.
Die Angst vor einer Deflation wird durch die Entwicklung der Kernteuerung etwas gemildert. Die Kernteuerungsrate (ohne die Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak) stieg im Januar wie von Ökonomen erwartet auf 0,8 Prozent, nachdem sie im Dezember bei 0,7 Prozent gelegen hatte. Energie war im Vergleich zum Vorjahresmonat 1,2 Prozent billiger, nachdem die Preise im Dezember unverändert gewesen waren. Bei Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak ging die Jahresteuerung auf 1,7 Prozent zurück von 1,8 Prozent im Dezember.
Auch BayernLB-Volkswirt Johannes Mayr rechnet in nächster Zeit mit einer geldpolitischen Aktion der EZB. Dafür spreche die "schwache Geldmengenentwicklung, die mittelfristige Abwärtsrisiken für die Inflation signalisiert." Denkbar sei eine weitere Lockerung der Zinspolitik, was auf negative Einlagenzinsen hinauslaufe, oder ein Programm zum Ankauf von privaten Schuldtiteln, wie es von EZB-Präsident Mario Draghi ins Spiel gebracht worden sei.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/apo/kla
(END) Dow Jones Newswires
January 31, 2014 07:30 ET (12:30 GMT)
Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 30 AM EST 01-31-14
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!