06.03.2015 13:49:00

UNIQA hält an allen Oststaaten fest - Abkehr von Zinsgarantiepolizzen

Trotz vorübergehender Probleme hält der UNIQA-Versicherungskonzern an allen seinen 15 Ost-Ländern fest, auch an Russland und der Ukraine, bekräftigte CEO Andreas Brandstetter am Freitag. Das Zinsniveau sieht man noch viele Jahre niedrig, daher setzt man in der Lebensversicherung auf Produkte ohne Garantiezins. Lebenslange Zinsversprechen von drei Prozent seien "nicht mehr finanzierbar".

Man glaube an Osteuropa, das sei die einzige Wachstumschance, betonte Brandstetter im Bilanzpressegespräch. Zudem werde dort vielleicht künftig der Wert einer westlichen Versicherung noch besser erkannt, "wir zahlen dort die Schäden und auch die Gehälter laufend", so der UNIQA-Chef. In der Ukraine und Russland wolle und werde man bleiben und nicht herausgehen. Trotz Währungsverfall sei man auch 2014 in beiden Ländern profitabel gewesen, in der Ukraine mit 7,3 Mio. Euro Gewinn und in Russland mit 5,6 Mio. Euro. In der Ukraine sei man mit 71,7 Mio. Euro Einnahmen - "weniger als im Burgenland" - Marktführer, in Lokalwährung ein Plus von 18 Prozent, in Euro aber um 19 Prozent weniger. Das Potenzial sei ungeheuer: In Österreich werde pro Kopf über 2.000 Euro pro Jahr für Versicherungen ausgegeben, in der Ukraine vor dem Krieg 45 Euro. Derzeit zähle man in dem Land mit 46 Mio. Einwohnern rund 772.000 Kunden - in Russland 262.000; dort ist man die Nr. 8 unter den Lebensversicherern und nahm in Lokalwährung 24 Prozent mehr ein, in Euro stand noch ein kleines Plus von 2 Prozent auf 66,5 Mio. Euro.

Ein möglicher Rückzug des Vertriebspartners Raiffeisen aus Polen würde die UNIQA aus jetziger Sicht nur mit rund 35 Mio. Euro jährlichem Verkaufsvolumen betreffen, das derzeit via Polbank abgewickelt wird, rechnete Brandstetter vor - und auch das nur, falls sich ein Käufer der dortigen RBI-Tochter für eine andere Versicherung entscheiden würde. Von einem Slowenien-Rückzug wäre die UNIQA nicht betroffen.

Dafür, dass die RZB ihren Anteil an der UNIQA senken könnte, habe man "keinerlei Indikationen", sagte der CEO. Und er verwies auch auf die Einträglichkeit der Partnerschaft für Raiffeisen: Die UNIQA zahle 200 Mio. Euro Provisionen im Jahr, etwas mehr als 100 Mio. in Österreich und knapp 100 Mio. Euro in CEE. Das gehe bei Raiffeisen direkt in die "bottom line", da unter Basel III für diese Geschäfte kein Risikokapital nötig sei. UNIQA Rumänien soll heuer endgültig den Turnaround schaffen.

Da das Zinsniveau nach UNIQA-Meinung noch drei bis fünf Jahre ähnlich niedrig bleibt oder sogar noch weiter nach unten geht, hat der Konzern seine Lebensversicherungs-"Politik" umgestellt. Neu bietet man seit Anfang 2015 Polizzen zwar mit Kapitalgarantie, aber ohne Garantie-Verzinsung an. Das sei transparenter, so Chief Financial Officer (CFO) Kurt Svoboda. Auch bei weiter sinkenden Zinsen sollten "die Kunden nicht irgendwo eingelockt sein", und im Solvency-II-Regime sei das ohnedies auch immer schwerer darzustellen. Die reine klassische Lebensversicherung mit drei Prozent Verzinsung für die gesamte Lebensdauer eines Menschen "halten wir für die Zukunft für nicht mehr finanzierbar", sagte Svoboda vor Journalisten.

Ihre Investment-Strategie stellt die UNIQA im Niedrigzinsumfeld ebenfalls auf neue Beine, dafür ist seit Jahresbeginn der frühere CFO Hannes Bogner als Chief Investment Officer (CIO) verantwortlich. Die UNIQA bekenne sich zu Long Term Investments in die Infrastruktur, da dies von der Rendite her interessant sei, und prüft einen Einstieg in drei Bereichen: Transport-Infrastruktur, Verfügbarkeitsmodelle im Verkehr und soziale Infrastruktur, so Svoboda. Auch vom volkswirtschaftlichen Auftrag her würde das passen. Plan ist, dass die UNIQA in den nächsten Jahren bis zu 1 Mrd. Euro in Infrastruktur investiert.

Für solche Long Term Investments hofft man auf Behörden-Unterstützung, denn die geplante Unterlegungspflicht mit 50 Prozent Kapital wäre relativ hoch, beklagte Svoboda. Direkte Firmenfinanzierungen, wie sie Versicherungen seit vorigem Jahr erlaubt sind, nimmt die UNIQA nicht auf. "Nein, das ist kein Thema für uns", sagte er: "Wir gehen nicht in das Kredit- oder Darlehensgeschäft. Das ist etwas für Banken." Bei Infrastrukturinvestments beteilige man sich nicht direkt - wie etwa die Münchener Rück auch an Kraftwerken -, sondern nur indirekt über Anleihen oder Fonds-Varianten.

Das EGT-Ziel von 425 bis 450 Mio. Euro bekräftigte der UNIQA-Chef heute, trotz der zumindest teilweisen Abschreibung von Heta-Senior-Bonds im Ausmaß von 25 Mio. Euro, die vom neuen Zahlungsstopp betroffen sind. Wann das ursprüngliche Ziel von 550 Mio. Euro für 2015 - von dem man sich im Herbst verabschieden musste - erreicht werden kann, wagte man heute nicht zu sagen, auch nicht ob das 2017/18/19 der Fall sein könnte.

Aufrecht bleibt das langfristige Ziel, die Kundenzahl von 7,5 Mio. in 2010 auf 15 Mio. in 2020 zu verdoppeln, derzeit liegt man bei 10 Mio., voriges Jahr kamen in den 19 Märkten (Ländern) rund 750.000 dazu. In Österreich, wo die UNIQA bei 22 Prozent Marktanteil hält, soll die Profitabilität erhöht werden. Der Verkauf von Non-Core-Assets (Medien, Hotels, Mannheimer) ist praktisch abgeschlossen. Den Strabag-Anteil von knapp unter 14 Prozent behält man vorerst, hier ist man in einem Syndikat bis 2017 gebunden. Mit dem Investment und der Dividende sei man sehr zufrieden, so Brandstetter. Doch höchstwahrscheinlich werde man in 10 Jahren nicht mehr beteiligt sein, "weil wir eventuell risk capital brauchen, das woanders besser aufgehoben ist".

(Schluss) sp/itz

ISIN AT0000821103 WEB http://www.uniqagroup.com

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