Noch mehr Profitabilität 21.09.2015 12:33:00

UNIQA im Osten auf Expansionskurs

Selbst in politisch schwierigen Märkten wie Ukraine und Russland behauptet sich der Versicherungskonzern. 60 Prozent der zehn Millionen Kunden leben im Osten, dort sind weiter gute Zugewinne zu erwarten, sodass der Konzern bis 2020 beim Ziel von 15 Millionen stehen kann, wie UNIQA-CEO Andreas Brandstetter vor Journalisten in Kiew (Ukraine) sagte. Das Kundenplus wird fast komplett aus dem Osten kommen.

"UNIQA International wächst profitabel", so Brandstetter. Das Ostgeschäft solle aber noch profitabler werden, denn mit 15 bis 20 Prozent Gewinn-Anteil am Gesamtkonzern ist CEE noch unterdurchschnittlich im Vergleich zu den entwickelten Märkten. "Wachstum und Ertrag müssen in einer Balance sein", so der Konzernchef.

Die Expansion habe sich ausgezahlt, betonte UNIQA-International-Chef Wolfgang Kindl. Obwohl man kein "first mover" war und zehn von 15 Markteintritten erst nach 2005 erfolgten, ist man in CEE schon die sechstgrößte Versicherungsgruppe und nahm dort im Vorjahr mit 2,35 Mrd. Euro 21 Prozent der Konzernprämie ein. Das Marktvolumen im Osten prognostiziert man für Ende 2015 mit 30 Mrd. Euro, für 2020 mit 40 Mrd. Euro.

"Die Kostenquote in der UNIQA International haben wir binnen drei Jahren um 7 Prozentpunkte auf 20,1 Prozent gesenkt", freut sich Kindl. In der Gruppe sind es 20,6 Prozent. Heuer im Halbjahr konnte die UNIQA International die Einnahmen um 14 Prozent steigern, und der Ertrag (EGT) legte bis Juni um 40 Prozent auf 34 Millionen Euro zu, davon je die Hälfte aus Leben und Nicht-Leben.

Marktführer ist man in Albanien, Kosovo und Ukraine, in Bosnien und Montenegro die Nr. 2 und in Mazedonien drittgrößter Player. In Südosteuropa ist die UNIQA, nach Triglav und Croatia, insgesamt auf Rang 3, etwa gleichauf mit der VIG. Akquisitionen sehe man in der Region vorerst keine, insgesamt wolle man - zusammen mit den Raiffeisen Banken als Vertriebspartner - "organisch wachsen", so Brandstetter; im 1. Halbjahr seien 15 Prozent der Ostprämien über Raiffeisen gekommen. Von dem noch bis 2020 geplanten Neukunden-Zuwachs - eine Steigerung von 10 auf 15 Mio. Kunden - würden 96 bis 98 Prozent aus der Ostregion kommen, so Kindl. CEO Brandstetter sieht dies ähnlich: "Was das Wachstum betrifft, gibt es für uns keinen Plan B zum Osten."

Zentraleuropa (CE) mit 3,1 Mio. Kunden spielte im Halbjahr über 18 Mio. Euro Profit ein, der kam primär aus Polen und Tschechien. In Osteuropa (EE) mit 1,0 Mio. Kunden waren es 6 Mio. Euro, in Südosteuropa (SEE) mit 1,7 Mio. Kunden 4 Mio., und auch in Russland (0,3 Mio. Kunden) 4 Mio. Euro. Rumänien war bis Juni noch mit 2,4 Mio. Euro im Minus, in einer Stand-alone-Betrachtung im 2. Quartal aber schon positiv, so Kindl.

Die Ukraine, wo man Marktführer ist, spielte im Halbjahr über 6 Mio. Euro Gewinn ein, seit dem Markteintritt 2006 hat sich das Geschäftsvolumen der UNIQA versechsfacht, jenes der gesamten Branche nur verdoppelt. Der Markt im Land entfällt zu 90 Prozent auf Non-Life, nur zu 10 Prozent auf Leben. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs in der Zeit von 612 auf 935 Menschen. Mehr als verdoppelt - von 42 auf 98 - hat sich die Zahl der Niederlassungen, trotz Schließungen durch den Konflikt im Osten des Landes. Ihr Geschäft in der Ukraine hat die UNIQA mittlerweile breiter aufgestellt; war man anfangs fast ganz auf Firmenkunden konzentriert, gibt es - samt Retail-Endkunden und Bankassurance ungefähr eine Drittel-Aufteilung. Über 92 Prozent hält man an der Ukraine-Tochter, das soll vorerst auch so bleiben. Die VIG war heuer im 1. Quartal mit 4,3 Prozent Anteil die Nummer 2, Axa mit 3,9 Prozent Nr. 3.

Natürlich sei das Geschäft in der Ukraine einfacher geworden, weil sich andere Akteure zurückgezogen haben, so Brandstetter. Erst verabschiedete sich 2009 Generali, heuer auch die Allianz. Hinzu komme die zu erwartende Bereinigung des Sektors, so Kindl: Wenn sich der Markt von zuletzt knapp 400 auf 200 bis 150 Player konsolidiere und dann vielleicht nur 70 echte Versicherer übrig bleiben, würde der UNIQA-Marktanteil in der Ukraine von heuer im 1. Quartal 6,4 Prozent wohl auf 15 bis 20 Prozent klettern. Vor sechs Jahren gab es noch knapp 470 Anbieter im Land.

Durch den Verlust der Krim und die politisch-militärische Krise im Osten des Landes seien letztlich nur 5,2 Prozent des UNIQA-Marktvolumens in Nicht-Leben weggefallen, zudem seien in knapp einem Dutzend Niederlassungen 77 Mitarbeiter betroffen gewesen, denen man aber unter anderem eine Arbeitsmöglichkeit in anderen Regionen offeriert hat, berichtete Elena Uljee, CEO von UNIQA Ukraine, die seit 2007 für den Konzern tätig ist und davor für Kraft Food in Südafrika war. Nun hoffe man darauf, dass die Wirtschaftskrise im Land den Boden erreicht habe und sich die Landeswährung Griwna wieder stabilisiere. Das werde dann wieder die Zuversicht der Menschen heben, für einen Anstieg der Einkommen und damit letztlich auch der Prämieneinnahmen sorgen.

Wachstumspotenzial sieht die UNIQA im Osten insgesamt genug - wenn sich dort wie zu erwarten die Versicherungsmärkte weiter entwickeln. In Albanien und der Ukraine werden derzeit 30 bzw. 37 Euro pro Kopf und Jahr für Polizzen ausgegeben, in Ungarn sind es aber schon 277 und in Tschechien 477 Euro - von Österreich mit heute durchschnittlich circa 2.000 Euro jährlich ganz zu schweigen.

Der Börse-Community will der UNIQA-Konzern Anfang Dezember beim Kapitalmarkt-Tag in London die neue Leitlinie "Play in Champions League" für die Jahre 2016 bis 2020 näher erläutern. Über 60 Prozent des Streubesitzes sind in anglo-amerikanischen Händen, insgesamt sind 35,4 Prozent der UNIQA-Aktien breit ins Publikum gestreut.

Vor der Tür stehen bald "digitale" Konkurrenten wie Google, Amazon oder die Automotives, die allesamt vielleicht einmal Versicherungspolizzen verkaufen wollten, aber als Akteure schneller und effizienter sein könnten, schließt Brandstetter nicht aus. Deshalb sei die Digitalisierung die neue Herausforderung für die Assekuranzbranche. Auch neue Vertriebswege würden sich im nächsten Jahrzehnt auftun, neben Online auch Multichannel. So sei man mit Porsche Salzburg eine Partnerschaft in mehreren Ländern im Autohandel eingegangen, das Potenzial sei hoch, so Kindel. Ebenso gibt es etwa auch mit Hartlauer für Brillen eine Kooperation mit Blick auf die Krankenversicherung. "White-Label-Produkte werden künftig vielleicht vice versa angeboten, da wird sich viel ändern", meinte Brandstetter.

Das Gesamtjahresziel von 425 bis 450 Mio. Euro beim EGT werde die UNIQA Group heuer erreichen, zeigte sich der CEO zuversichtlich, wenn die Kapitalmärkte nicht schlechter werde als sie jetzt sind und man von Großschäden im Sachbereich verschont bleibt. Im Halbjahr lag man mit einem EGT-Plus von 5,2 Prozent auf 190,8 Mio. Euro im Plan, wie Ende August bekannt gegeben.

sp/itz

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