02.10.2014 12:55:00

UNIQA: Rückversicherer verdienten gut und vergießen "Krokodilstränen"

Aus Sicht des großen österreichischen UNIQA-Assekuranzkonzerns haben die Rückversicherer mit ihrem Wehklagen beim jüngsten RV-Treffen in Monte Carlo "Krokodilstränen" vergossen. Ja, es werde jetzt mit den Rückversicherungs-Preisen nochmals nach unten gehen - aber immerhin nach mehreren Jahren mit "Super-Returns" auf Allzeithöhe, meinte UNIQA-Re-Chef Hans Uwe Müller vor Journalisten.

Einige kleinere Rückversicherer würden möglicherweise "ins Gras beißen" und Investoren würden sich aus dem RV-Bereich zurückziehen, der Markt reguliere sich also von selbst, meinte Müller gefragt zu Äußerungen mehrerer Top-Rückversicherer, sich nicht auf Preiskämpfe einlassen zu wollen, sondern bei zu geringen Renditen Teile des Geschäfts auch aufzugeben. Laut S&P drohen die Eigenkapitalrenditen der RV-Akteure auf unter 10 Prozent zu fallen - nach 14 bis 15 Prozent im Schnitt der vergangenen fünf Jahre.

Offenbar gibt es derzeit sehr viel Geld, das Rückversicherer und andere Investoren bereit sind, als Schutz gegen Risiken zur Verfügung zu stellen. Das Maklerhaus Aon Benfield bezifferte laut "FAZ" das gesamte Kapital der Branche auf 570 Mrd. Dollar (derzeit 453 Mrd. Euro) - fast 6 Prozent mehr als im Jahr davor -, eine Zahl, auf die sich auch Müller bezieht. Dieses Geld trifft aber nicht immer auf eine ebenso stark wachsende Nachfrage - die Folge ist ein "weicher Markt" mit Preisverfall.

Die Rückversicherungs-Kapazität sei durch die 30 Mrd. Eigenkapital, die im Vorjahr am Markt dazugekommen seien, um 60 Mrd. Dollar gewachsen, da hier mit dem Faktor 2 zu multiplizieren sei, rechnete Müller vor: "Die Märkte geben wegen Überkapazitäten nach." Anders sei die Entwicklung in der Finanzkrise gewesen, da sei Kapital aus dem RV-Sektor abgeflossen, es konnte weniger Geschäft gezeichnet werden durch die RV-Verknappung, und deshalb seien die Preise gestiegen - und institutionelle Investoren hätten diesen Sektor entdeckt.

Wie andere heimische Versicherer - Allianz, Generali, VIG -, die sich verstärkt innerhalb der eigenen Gruppe rückversichern, verfügt auch die UNIQA über eine eigene Rückversicherungsgesellschaft, die UNIQA Re mit Sitz in Zürich. Diese ist derzeit ausschließlich für den eigenen Konzern tätig, das verrechnete Prämienvolumen betrug im Vorjahr rund 1,1 Mrd. Euro. Eine Öffnung der UNIQA Re nach außen sehe man für die nächsten 18 Monate nicht, eventuell sei das ab dem Jahr 2016 und folgende ein Thema, sagte Kurt Svoboda, Chief Risk Officer (CRO) der UNIQA Insurance Group AG.

Durch Rückversichern wird grundsätzlich das versicherungstechnische Risiko vermindert, der Eigenkapitalbedarf reduziert und der Geschäftsverlauf stabilisiert, also geglättet, erläuterte Svoboda: "Wir Erstversicherer kaufen uns ebenfalls Versicherungsschutz ein und atomisieren dadurch Risiken. Eine Ölplattform zum Beispiel wäre ansonsten gar nicht versicherbar."

Beim Hochwasser von Sommer 2013 etwa, das bei UNIQA-Kunden 63 Mio. Euro Schäden verursachte, übernahmen 33 Mio. Euro davon Rückversicherer, und nur 30 Mio. musste die UNIQA als Erstversicherer tragen. Müller: "Unser Rückversicherungsmodell bei Naturkatastrophen kommt zum Greifen, sobald die versicherten Schäden eine Marke von 30 Millionen Euro überschreiten." Der Nutzen einer internen RV liegt darüber hinaus noch in einer optimalen Kapitalsteuerung und einer flexibleren Anpassung an die Bedürfnisse der lokalen Gesellschaften.

Im Prinzip sei letztlich fast alles versicherbar, auch via Rückversicherung - abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen wie etwa eine Nuklear-, also Atomkraftwerksrisiko, so Müller. Und für "neue" Gefahren, sogenannte "Emerging Risks", werde getrachtet, dass auch diese versicherbar werden. Neue Herausforderungen gibt es etwa durch Cloud-Computing, also virtuelles Datenmanagement, aber auch durch neuartige Verletzungsmöglichkeiten, Stichwort Gesundheitsvorsorge, so Svoboda.

Ausreichend Forschungskapazität, um neue Cyber-Risken oder globale Klima- und Wettertrends im Detail zu untersuchen, hätten jedoch nur die ganz großen Player der Rückversicherungsbranche, verweisen Svoboda und Müller auf Riesen wie Munich Re oder Swiss Re. Diese beiden Häuser erzielten 2012 im Nichtlebensbereich Prämieneinnahmen von 22,5 bzw. 19,5 Mrd. Dollar.

Zunehmend als Konkurrenz zu traditionellen Rückversicherern treten seit einigen Jahren Investoren auf - "die woanders zu wenig Geld verdienen", wie Müller sagte. Vor allem heuer im 1. Halbjahr hätten alternative Risikotransfers einen regelrechten Boom erlebt, Investoren könnten so ihre Bestände diversifizieren. Dabei werden unter anderem spezielle Naturkatastrophen-Anleihen, so genannte "Cat Bonds", emittiert, die einen namhaften Teil der in den Kapitalmarkt transferierten Insurance Linked Securities (ILS) ausmachen. Vorteil für die Investoren: Cat Bonds bringen höhere Kapitalerträge als traditionelle Anleihen, und die Risiken korrelieren kaum mit anderen Kapitalmarktrisiken. Bei Papieren für Taifune in Japan ließen sich etwa 2 Prozent lukrieren, bei der Versicherung gegen US-Hurrikans sogar 2,75 Prozent. Dadurch seien aber auch neue Kapazitäten entstanden, die wiederum auf die Preise der Rückversicherer drücken, so Müller. Der Trend Richtung Cat Bonds werde weitergehen, sich aber bei höchstens 10 bis 15 Prozent Anteil am Markt einpendeln.

(Schluss) sp/itz

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