Einjähriger Importstopp |
07.08.2014 17:46:00
|
Russische Sanktionen "schmerzen" heimische Agrar-Exporteure
Was besonders schmerzt ist die Tatsache, dass es bei den Milchprodukte-Ausfuhren nach Russland zuletzt eine klar steigende Tendenz gab und Exporte für die Branche wichtiger werden. Die Milch-Exporte aus Österreich nach Russland stiegen zuletzt allerdings auch, weil zahlreiche deutsche Betriebe schon von Ausfuhren nach Moskau gesperrt gewesen waren, wie Petschar erinnerte.
Insgesamt ist der Anteil der Russland-Exporte verglichen zu den Gesamten der Milchbranche nämlich verschwindend gering - von laut Petschar rund einer Milliarde Euro schweren Ausfuhren gehen nur Waren im Wert von knapp 14 Mio. Euro (Gesamtjahr 2013) an die Wolga. Vermischt mit dem kommenden Aus der EU-Milchquoten - die Österreich meist schon überlieferte - seien generell Verschiebungen am Milchmarkt zu erwarten. "Europaweit ist generell mehr Milch zu erwarten, wir müssen aber in Zukunft vom Export leben", so Petschar.
Prinzipiell darf nicht vergessen werden, dass alle EU-Staaten von den Sanktionen betroffen sind, sich also die Russland-Ausfuhren quasi vorerst einmal kumulieren.
Summa summarum wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums agrarische Waren (Zollkapitel 1 bis 24) im Wert von 237,6 Mio. Euro aus Österreich nach Russland exportiert.
Fleischwaren aus Österreich machten mit 49 Mio. Euro hinter Lebensmittelzubereitungen (83 Mio. Euro) wertmäßig den größten Brocken aus. Anka Lorenz, Geschäftsführerin der Bundesinnung Lebensmittelgewerbe der Wirtschaftskammer, meinte am Donnerstag zur APA, dass die gesamten nun betroffenen Waren, die bisher aus Österreich nach Russland gingen, nicht alleine im EU-Markt unterzubringen seien. "Stark abzuwarten" sei es nun, "wie sich die Preise in der EU entwickeln werden", noch wären Einschätzungen aber "Kaffeesudleserei".
Insgesamt sei es "nicht von heute auf morgen zu kompensieren", wenn ein "wichtiger Abnehmer wie Russland" wegfalle. Gerade mit Milchprodukten habe man zuletzt richtig gut Fuß gefasst und in Russland einen "Boom" erlebt - dank hochqualitativer Produkte haben man sich gegen industrielle Hersteller als Österreicher durchsetzen können, sagte Lorenz.
Wurstwaren haben sich schon früher als Milchprodukte in Russland etabliert, erklärte Lorenz. Mittelfristig werden sich sowohl Milch- als auch Fleischwaren-Exporteure neue Märkte suchen müssen, befürchtete die Fachfrau. Umgekehrt seien "sicher russische Importeure und die Bevölkerung auch nicht glücklich mit den neuesten Entwicklungen", so Lorenz. Als Russland nämlich zu Jahresanfang Schweinefleischeinfuhren aus der EU stoppte, seien die Preise wenige Wochen danach "durch den Plafonds geschossen". Wenn dies mit allen Lebensmitteln geschehe, wäre das für weite Teile der Bevölkerung ein Problem. Also könnte sich Russland auch selbst Schwierigkeiten bereiten.
Zuvor hatten bereits der ÖVP-Bauernbund und die Landwirtschaftskammer Österreich Abfederungsmaßnahmen für die heimischen Landwirte gefordert, "sollten die Einbußen übermäßig und untragbar werden", wie Bauernbund-Präsident Jakob Auer sagte. Dann müsse mit der EU und der Bundesregierung über Ausgleichsmaßnahmen diskutiert werden.
Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) forderte angesichts der Sanktionen die italienische EU-Ratspräsidentschaft auf, eine Sondersitzung der EU-Agrarminister einzuberufen. Denn das Problem könne nur gemeinsam gelöst werden, so der Politiker. Über "drohende Folgen" müsse so rasch wie möglich beraten werden. Der Minister bedauerte einen "Rückschlag für die österreichischen Lebensmittel- und Agrarexporte"; er wollte die Bemühungen intensivieren, neue Regionen für Agrar-Exporte aus Österreich zu öffnen.
(Schluss) phs/kan
WEB http://wko.at
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links: