18.07.2014 08:17:47
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Einsatzkräfte bergen Absturz-Opfer in der Ostukraine
MOSKAU/AMSTERDAM (dpa-AFX) - Im Osten der Ukraine haben Rettungskräfte nach dem Absturz eines malaysischen Verkehrsflugzeugs mit 298 Menschen an Bord Dutzende Leichen gefunden. Bislang seien 121 Tote geborgen worden, teilte der ukrainische Zivilschutz am Freitagmorgen nach Angaben der Agentur Interfax mit. Die Boeing 777-200 war am Donnerstag nach einem mutmaßlichen Raketenbeschuss über dem von Rebellen kontrollierten Gebiet abgestürzt.
Die Hintergründe der Tragödie bleiben weiterhin unklar. Der ukrainische Präsident Poroschenko sprach von einem "terroristischen Akt". Er warf den prorussischen Separatisten vor, die Boeing mit einer Rakete abgeschossen zu haben - wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Die USA gehen nach Auswertung von Satelliten-Aufnahmen davon aus, dass eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert wurde.
Die Aufständischen dementierten, für den Absturz der Boeing 777-200 verantwortlich zu sein. Unter den Opfern sind neben 154 Niederländern auch 4 Deutsche. In New York kommt am Freitag der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung zusammen.
Der ukrainische Geheimdienst hat nach eigenen Angaben Telefongespräche abgehört, in denen prorussische Aufständische den Abschuss eingestehen sollen. Wenige Minuten nach dem Absturz der Boeing 777-200 hätten die Separatisten dem russischen Militär übermittelt, dass Kosaken-Milizen das Flugzeug getroffen hätten. Möglicherweise seien die Aufständischen davon ausgegangen, auf ein ukrainisches Militärflugzeug vom Typ Antonow An-26 zu schießen. Es bleibt unklar, mit welchen Waffen eine einzelne Gruppe von Aufständischen eine Verkehrsmaschine in 10 000 Metern Flughöhe getroffen haben könnte.
US-Präsident Barack Obama forderte eine internationale Untersuchung der Ursache für den Absturz über der von Rebellen kontrollierten Region in der Ostukraine. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, die EU und die Nato verlangten, dass internationale Experten hinzugezogen werden.
Niemand der 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder überlebte den Absturz. An Bord waren auch 27 Australier, 23 Malaysier, 11 Indonesier, 9 Briten, 5 Belgier, 3 Philippiner und ein Kanadier. Von den anderen Passagieren stand die Nationalität noch nicht fest.
Russlands Präsident Wladimir Putin gab der Ukraine indirekt die Schuld. Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte der Kremlchef.
An Bord waren zahlreiche Aids-Aktivisten. Sie befanden sich auf dem Weg zum Welt-Aids-Kongress im australischen Melbourne, wie die International Aids Society mitteilte.
Es ist der zweite schwere Schlag für Malaysia Airlines innerhalb von Monaten. Im März verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking.
Nach der Tragödie in der Ostukraine sprach US-Vizepräsident Joe Biden von einem Abschuss der Maschine. Der Absturz sei "kein Unfall", die Maschine sei "vom Himmel geholt worden", sagte Biden nach Angaben des TV-Senders MSNBC in Detroit. Das entspricht der Einschätzung des US-Geheimdienstes, der von einem Raketenbeschuss ausgeht.
Bei der Rakete habe es sich um eine Boden-Luft-Rakete gehandelt, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Experten der US-Regierung. Das Flugzeug sei auf einer Höhe von 9100 Meter geflogen, hieß es unter Berufung auf Daten eines Spionagesatelliten der US-Streitkräfte. Der Satellit liefere aber keine Informationen, wo genau die Rakete abgefeuert wurde.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen will sich in einer eilig einberufenen Sondersitzung mit dem Flugzeugabsturz in der Ukraine befassen. Das mächtigste UN-Gremium werde am Freitag um 10.00 Uhr (Ortszeit, 16 Uhr deutscher Zeit) zusammentreten, hieß es am Donnerstag aus Diplomatenkreisen.
Russland und die Ukraine streiten über die Ursachen der Tragödie. Die ukrainische Luftwaffe hat nach den Worten Poroschenkos mit der Tragödie nichts zu tun. Dies wiederum wurde von russischer Seite in Frage gestellt. Der Luftraum über der Ostukraine wurde nach dem Absturz nahe Donezk gesperrt.
Die Separatisten hatten zuletzt mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und mehrere Hubschrauber abgeschossen zu haben. Nach unbestätigten Berichten haben die Separatisten behauptet, ein Buk-Flugabwehrsystem im Verlauf der Kämpfe erbeutet zu haben. Das in den 80er-Jahren von der sowjetischen Militärindustrie entwickelte Lenkwaffen-System Buk (Buche) kann Ziele in Höhen bis zu 25 000 Metern treffen./mau/DP/zb
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