30.12.2013 19:55:30
|
Türkei interveniert am Devisenmarkt
Von Erin McCarthy
Die türkische Notenbank hat sich am Montag - mit zumindest kurzfristigem Erfolg - gegen den andauernden Wertverlust der Landeswährung gestemmt. Die Zentralbank verkaufte 600 Millionen US-Dollar und erwarb dafür türkische Lira. Es war die größte Intervention am türkischen Devisenmarkt seit Juli.
Der Schritt der Notenbank hatte Erfolg: Seit den Korruptionsermittlungen am 17. Dezember hat die türkische Währung sechs Prozent verloren. Am Montag ging es dank der Intervention wieder 1,6 Prozent nach oben. 2,1274 Lira mussten für den US-Dollar bezahlt werden.
Wirkung zeigte auch das Versprechen der Zentralbank, am Dienstag in einer erneuten Auktion ungefähr gleicher Größe nochmals die heimische Währung zu stützen. Analysten wiesen zudem darauf hin, dass die Spannungen zwischen der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und der Justiz zuletzt etwas nachgelassen hätten. In diesem Umfeld sei die Intervention am Devisenmarkt auf fruchtbaren Boden gefallen.
Vergangene Woche hatte der Korruptionsskandal, der das Abdanken mehrerer Minister der Regierungspartei AKP zur Folge hatte, für Kapitalabflüsse aus dem Land gesorgt und sowohl die Aktienkurse wie auch die türkische Lira massiv unter Druck gebracht. Wegen der weitreichenden Korruptionsvorwürfe gegen seine Vertrauten hatte der türkische Ministerpräsident vergangene Woche seine Regierung komplett neu aufgestellt. Bei einer umfassenden Kabinettsumbildung tauschte Erdogan zehn Minister aus, darunter drei wegen der Affäre kurz zuvor zurückgetretene Minister. Hintergrund ist ein erbitterter Machtkampf mit der Bewegung des einstigen Erdogan-Verbündeten und Predigers Fetullah Gülen, der im Exil in den USA lebt.
Die türkische Lira hatte stark unter der politischen Unsicherheit gelitten, da sie ohnehin zu den am stärksten gefährdeten Währungen von Schwellenländern zählt. Die Türkei hat ein hohes Leistungsbilanzdefizit und ist deshalb von Zuflüssen ausländischen Kapitals stark abhängig. Die Lira steht - wie die Währungen anderer Schwellenländer - unter Druck, seitdem die US-Notenbank erste Schritte in Richtung einer wieder strikteren Geldpolitik eingeleitet hat.
Einige Analysten erwarten nun noch aggressivere Schritte der Türkei zum Schutz der Lira. Möglich ist beispielsweise eine Erhöhung des Leitzinses, die Kapitalanlagen in der Türkei wieder attraktiver machen würde. Allerdings warnen Investoren, dass die politische Unsicherheit - sollte sie anhalten - schwerer wiegen dürfte als eine Zinserhöhung. "Wir glauben nicht, dass es schon vorbei ist", sagte Fondsmanager Bryan Carter von Acadian Asset Management.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/jhe/raz
(END) Dow Jones Newswires
December 30, 2013 13:33 ET (18:33 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 01 33 PM EST 12-30-13
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!