20.01.2016 15:40:46

Trotz Billigsprit halten deutsche Airlines am Kerosinzuschlag fest

   Von Archibald Preuschat

   FRANKFURT (Dow Jones)-- Rohöl ist gegenwärtig so preiswert, wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Davon profitieren insbesondere auch Fluggesellschaften, zu deren größten Kostenblöcken das Kerosin gehört. Der Treibstoffzuschlag, vor rund 10 Jahren eingeführt, hält sich aber immer noch. Entscheidend sei der Endpreis, so argumentieren Lufthansa wie Air Berlin. Und der sinke auf vielen Flügen.

   Treibstoffzuschläge gehören ab dem 1. Februar der Vergangenheit an, zumindest für Passagiere, die in Hongkong starten. Die Zivilluftfahrtbehörde der Stadt teilte am Mittwoch mit, sie halte den Zuschlag angesichts des erheblichen Einbruchs bei den Spritpreisen nicht mehr für gerechtfertigt und werde "Fluggesellschaften bis auf Widerruf nicht mehr genehmigen, bei Passagieren Treibstoffzuschläge für Tickets zu erheben.

   Auch deutsche Airlines profitieren von den historisch günstigen Ölpreisen. Marktführer Lufthansa rechnete Analysten Anfang des Monats vor, dass die Spritrechnung in diesem Jahr auf 4,9 Milliarden Euro sinken wird, 800 Millionen Euro weniger als noch 2015. Auf den Treibstoffzuschlag mag Deutschlands größte Airline aber nicht verzichten, zumindest indirekt nicht. Denn der Kerosinzuschlag ist 2014 in die "International Surcharge" umgewandelt worden. "Enthalten sind jetzt auch andere variable Kosten, wie die Emissionsabgabe oder Gebühren für die Flugsicherung, aber eben auch Kerosin", erklärt ein Sprecher. Für problematisch erachtet er das nicht: "Die Kunden buchen nach Endpreisen, die sind klar vergleichbar. Der Kerosinzuschlag wird ja nicht auf den Flugpreis aufgeschlagen."

   Ähnlich argumentiert Air Berlin: "Flüge werden zu tagesaktuellen Preisen verkauft, und die bestimmt der Markt", so der Unternehmenssprecher. Zwar sparen Lufthansa und Air Berlin gegenwärtig beim Auftanken, aber auch nicht so sehr, wie der niedrige Ölpreis suggeriert, heißt es bei den Airlines. Branchenüblich sind Absicherungsgeschäfte, sogenanntes Hedging, die helfen, dass Airlines ihre Kosten planen können. Auch Air Berlin sei gehedgt gewesen, so der Unternehmenssprecher, indes nicht zu ihrem Vorteil. Insoweit gebe es gar nicht so viel, was man an die Kunden weitergeben könnte.

   Wesentliche Einflussfaktoren für den Flugpreis kommen nicht nur vom Ölpreis, sondern vielmehr auch vom Marktumfeld. Überkapazitäten drücken die Ticketpreise. Für die Airlines ist es preiswerter, Stühle für einen geringen Preis zu verkaufen, als halb leer zu fliegen. Kenngröße ist in der Branche der sogenannte Yield, der Ertrag aus dem Ticketverkauf. Und der ist bei der Lufthansa in den ersten neun Monaten 2015 um 3,9 Prozent niedriger ausgefallen als ein Jahr zuvor. Zur besseren Vergleichbarkeit werden Währungsschwankungen herausgerechnet. Auch für das laufende Jahr rechnet Deutschlands größte Airline mit anhaltendem Preisdruck. Details sollen erst bei der Bilanzvorlage Mitte März bekannt gegeben werden.

   Anders stellt sich die Situation beim Touristikkonzern TUI dar. Hier gibt es den Kerosinzuschlag noch. Für einen Flug von Hannover nach Palma sind es derzeit 7,50 Euro, so ein Sprecher. "Wir schauen uns das Thema aber an", so der Sprecher, ob, und wenn ja, wann der Kerosinzuschlag beim Pauschalreisenanbieter allerdings fällt, vermochte er nicht zu sagen.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/jhe

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   January 20, 2016 09:26 ET (14:26 GMT)

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