04.07.2014 16:31:00

Thomas Piketty: "Ich bin kein Marxist"

"Man braucht keine Weltregierung oder ein globales Steuersystem" um große Vermögen zu besteuern, "man kann auch viel auf nationaler Ebene tun, auch in Österreich", sagte der Ökonom Thomas Piketty am Freitag bei einem Pressegespräch in der Wiener Arbeiterkammer. Mit internationaler Kooperation wäre zwar noch mehr möglich, "aber das ist keine Entschuldigung, auf nationaler Ebene nichts zu tun".

In seinem Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" warnt Piketty vor einer wachsenden Ungleichheit zwischen Reich und Arm, weil Kapitalerträge langfristig höher seien als das allgemeine Wirtschaftswachstum. Das wirksamste Mittel dagegen seien progressive Vermögensteuern. Dafür sei aber auch mehr Transparenz notwendig, sagte Piketty. In seinem Buch spricht er sich dafür aus, dass Banken automatisch Daten ihrer Kunden an die Steuerbehörden weiterleiten müssen.

Die Spitzengagen vieler Topmanager hält der französische Star-Ökonom für überhöht. Es sei nicht sehr nützlich für die Wirtschaftsleistung und für die Schaffung von Arbeitsplätzen, wenn man Managern 10 Millionen bezahlt statt nur einer Million. Spitzenmanager würden vor allem darum so gut bezahlt, weil sie die Macht und den Einfluss hätten, ihre Gehälter selbst zu bestimmen.

Dass große Konzerne oft weniger Steuern bezahlen würden als kleine und mittlere Unternehmen, "das ist verrückt", kritisierte Piketty. Während auf Kapitalerträge immer weniger Steuern bezahlt würden, werde Arbeit zu stark besteuert, auch in Österreich. Das erschwere die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Vermögensteuern seien "keine Frage von Links oder Rechts, sondern des gesunden Menschenverstandes", sagte Piketty. Sein Buch enthalte zwar im Titel "Das Kapital", aber auch "im 21. Jahrhundert", sagte der Ökonom, "ich bin kein Marxist".

Die Industriellenvereinigung (IV) hat auf Pikettys Auftritt bei der Arbeiterkammer bereits mit Kritik reagiert. "Man sollte nicht den Fehler machen, ideologiegeleitete Annahmen mit der Realität zu verwechseln", kommentierte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer Pikettys Thesen. Es sei "gleichermaßen bezeichnend und entlarvend, dass sich die AK ausgerechnet Thomas Piketty einlädt", der in Frankreich als Vordenker der Sozialistischen Partei mit verantwortlich sei für "die aktuelle wirtschaftliche Misere des Landes".

( S E R V I C E : http://piketty.pse.ens.fr/fr/capital21c )

(Schluss) ivn/snu

WEB http://www.arbeiterkammer.at

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