14.04.2016 20:34:00

Telekom-Prozess - Vage Verschwörungen und ein stiller Präsident

In der Neuauflage des Telekom-Prozesses um eine Kursmanipulation im Jahr 2004 haben die Angeklagten heute einmal mehr darauf bestanden, dass der Aktienkurs der Telekom durch feindliche Angriffe vor Auszahlung des Boni-Programmes für knapp 100 Manager nach unten gedrückt wurde. Wer dies getan habe, konnten die Angeklagten allerdings nicht sagen.

Die Finanzmarktaufsicht konnte jedenfalls keine Angreifer ausmachen, was den vier Angeklagten bis heute nicht nachvollziehbar ist. Auch der damalige Präsident des Telekom Austria-Aufsichtsrates, Peter Michaelis, konnte heute als Zeuge wenig zur Wahrheitsfindung beitragen - was kaum wundert: Im parlamentarischen Untersuchungsausschuss hatte Michaelis zugeben müssen, dass er den Bericht der Finanzmarktaufsicht zu der Kursmanipulation nicht gelesen hatte.

Heute wurde erstmals bekannt, dass der Aufsichtsrat damals nicht nur die Boni an die Vorstände mit Vorbehalt ausbezahlt hat - sondern auch allen anderen Boni für die zweite und dritte Managementebene dann zurückgezahlt werden hätten müssen, sollte es zu einer Kursmanipulation gekommen sein. Diese Manipulation ist zwar belegt, da die Vereinbarung aber nicht zwischen Vorstand und Managern unterzeichnet wurde, blieb sie zahnlos - wodurch die Telekom auf Millionen verzichten musste. Insgesamt wurden an die fast 100 Manager knapp 10 Mio. Euro ausbezahlt.

Ansonsten gab es heute wenig neues. Wer den Kurs der Telekom gedrückt haben könnte, konnten die Angeklagten nicht sagen. Spekuliert wurde von der Swisscom, die seinerzeit bei der Telekom einsteigen wollte, bis hin zur Staatsholding ÖIAG, die den Staatsanteil von 28 Prozent an der Telekom verwaltet.

Richter Wolfgang Etl wunderte sich, warum den angeblichen Angriff auf den Telekom-Aktienkurs niemandem in der Investor Relations-Abteilung der Telekom Austria aufgefallen ist - erst recht, wo doch Wanovits beim Erstprozess im Jahr 2013 ausgesagt hatte, dass er sich beim Aktienhandel "ausschließlich auf sein Gefühl" verlasse. Infos etwa der Finanznachrichtenagentur Bloomberg nutzte er nicht.

Zuvor hatte der Erstangeklagte, der Ex-Festnetzchef Rudolf Fischer, eingeräumt dass er heute bei der Kurspflege anders vorgegangen wäre als 2004. Allerdings seien ihm viele Vorwürfe gegen ihn nicht erklärbar. Fischer ist auch eine der zentralen Personen in weiteren Telekom-Prozessen, er trägt zur Zeit eine Fußfessel infolge eines Verfahrens um Parteienbestechung.

Der Broker Johannes Wanovits verteidigte einmal mehr, warum der angebliche Angriff auf den Aktienkurs über die Deutsche Bank nicht sofort der Finanzmarktaufsicht gemeldet wurde - das hätte wenig gebracht, weil die Aufsicht Monate zur Beurteilung gebraucht hatte. Außerdem habe er nie Strafen von der Börse erhalten, betonte er auf Anfrage eines Schöffen.

Ganz so stimmt das allerdings nicht: 2004 hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) gegen seine Wiener Euro Invest Bank einen Strafbescheid verhängt - Begründung: die "Schädigung des Rufs der Wiener Börse", berichtete damals das "profil".

Der Prozess wird am 12. Mai mit einem weiteren Zeugen fortgesetzt. Staatsanwaltschaft und Verteidigung forderten die Zeugenladung des ehemaligen Telekom-Managers Franz Nigl, der nun Personalchef bei der Österreichischen Post ist.

(Schluss) stf/tsk

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