12.04.2016 13:03:00

Ex-Manager im Telekom-Prozess: Roadshow ist wie Bestechung

Für den ehemaligen Festnetzchef der börsenotierten Telekom Austria, Rudolf Fischer, sind Roadshows, also Werbetouren von Aktiengesellschaften, nichts anderes als "eine Art Bestechung", bringen aber absolut nichts. "Man hat damit keinen Erfolg", so Fischer als Angeklagter im Telekom-Prozess rund um eine Kursmanipulation im Jahr 2004.

Das sei auch mit ein Grund gewesen, warum die Telekom zur Kurspflege nicht nur auf Roadshows gesetzt habe, sondern auch den Broker Johann Wanovits als "Marketmaker" einsetzen wollte. Wanovits sitzt neben Fischer auf der Anklagebank im Wiener Straflandesgericht, ihm wird vorgeworfen gegen mehrere hunderttausend Euro in einem Papiersackerl den Kurs der Telekom-Aktie in die Höhe getrieben zu haben, damit für fast hundert Telekom-Manager knapp 10 Millionen Euro an Boni ausgeschüttet werden konnten.

Diese Boni hätte es laut Fischer sowieso gegeben, denn wäre das ausgemachte Kursziel für die Bonizahlungen nicht erreicht worden, dann hätte man eben in den nächsten Tagen untere einem anderen Titel Boni ausbezahlt - um Schaden für die Telekom durch frustrierte Mitarbeiter abzuwenden. Richter Wolfgang Etl erinnerte daraufhin Fischer daran, dass er selbst rund 196.000 Euro aus der Bonuszahlung erhielt. Sein Monatsgehalt habe damals knapp 35.000 Euro brutto monatlich betragen, hatte Fischer zuvor auf Frage von Etl ausgesagt.

Kein gutes Haar ließ Fischer an dem damaligen ÖIAG-Chefs und Telekom-Aufsichtsratschef Peter Michaelis. Dieser habe mit unbedarften Aussagen den Kurs der Telekom nach unten gedrückt.. "Eigentlich hätten wir ihn bei der Finanzmarktaufsicht anzeigen müssen", so Fischer. Auch an der FMA ließ er Kritik laut werden, bei deren Untersuchungen würde üblicherweise nicht viel herauskommen.

Das Verfahren ist die zweite Auflage des Telekom 1-Prozesses, der Oberste Gerichtshof hatte das Ersturteil (Untreue mit mehrjährigen Haftstrafen) aufgehoben, da möglicherweise Betrug statt Untreue vorliegt. Im ersten Verfahren wurde Fischer noch von dem jetzigen Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP), auf den Fischer heute mehrmals verwies, als Verteidiger vertreten.

Die Angeklagten - neben Fischer und Wanovits sitzen noch ein Prokurist und der ehemalige Telekom-Finanzchef Stefano Colombo auf der Anklagebank - sehen ihre Aktivitäten zum Erlangen eines millionenschweren Bonusprogrammes als Verdienst an dem Unternehmen. Damit wurde ein Angriff über die Deutsche Bank auf den Aktienkurs der Telekom "korrigiert" und die Manager durch die Boni motiviert.

Warum man dann überhaupt Erfüllungskriterien in das Bonusprogramm geschrieben hat und warum die vermeintlichen Angriffe über die Deutsche Bank nicht dem Aufsichtsrat und der Finanzmarktaufsicht umgehend gemeldet wurden, blieb bei der Befragung von Fischer offen.

(Schluss) stf/gru

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