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09.02.2016 09:45:00
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TUI verringert operativen Verlust
Der Vorstandsvorsitzende der TUI AG, Friedrich Joussen, bezeichnete die Zahlen am Dienstag in Hannover angesichts der geopolitischen Turbulenzen als gut: "Uns fallen große Winterdestinationen weg und wir steigern trotzdem den Umsatz", sagte Joussen etwa mit Blick auf die geringere Nachfrage nach Urlauben in Ägypten oder Tunesien. In Ägypten lägen die Winterbuchungen 70 Prozent unter Vorjahr.
Das Sommerprogramm sei bislang zu einem Drittel gebucht und die Buchungen verliefen erwartungsgemäß. Dabei verschiebt sich die Nachfrage allerdings zu Lasten der Türkei hin zu anderen Zielgebieten wie Spanien und den Kanarischen Inseln. Anfang Januar nach dem Selbstmordanschlag in Istanbul sei die Buchungslage für ein paar Wochen noch schwächer gewesen, davon habe sich TUI inzwischen erholt.
Joussen rechnet in diesem Jahr mit 1 Million Türkei-Urlaubern, nach 1,8 bis 1,9 Millionen in den vorangegangenen Jahren, wie der Manager bereits im Januar sagte. Ein Grund sei auch, dass russische Touristen wegen des politischen Konflikts zwischen Russland und der Türkei in diesem Jahr ausbleiben.
Zahlen etwa im erwarteten Rahmen
In den drei Monaten von Oktober bis Dezember verringert sich der um Sondereffekte bereinigte branchentypische Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) auf 101,7 Millionen von 104,8 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Umsatz stieg um 5,4 Prozent auf 3,72 Milliarden Euro. Analysten hatten im Konsens ein bereinigtes EBITA von minus 99 Millionen Euro bei Einnahmen von 3,84 Milliarden Euro erwartet. Die Aktie gibt im frühen Handel rund 2,2 Prozent ab.
Marktbeobachter werteten die Zahlen in einer ersten Einschätzung als grob im erwarteten Rahmen. Die Gesamtjahresprognose sei bestätigt worden, angesichts der Turbulenzen im Nahen Osten dürfte der Markt aber skeptisch bleiben, ob sie einzuhalten sei. "Schon der Buchungseinbruch in der Türkei zeigt, wie schwer das wiegt", sagt ein Händler. Gut sehe es dagegen im Sommergeschäft für Spanien aus.
Ausblick für 2015 bestätigt
TUIs Hotel-Tochter RIU verbesserte die Auslastung ihrer Häuser, der Durchschnittspreis pro Bett kletterte sogar um fast 13 Prozent. Dies lag laut Joussen aber nicht an höheren Preisen, sondern vielmehr daran, dass die Hoteliers dank der Nachfrageverschiebung keine Nachlässe geben mussten, um ihre Häuser voll zu bekommen. Beliebt sind neben Spanien und den Kanaren auch die Kapverdischen Inseln und die Karibik, wo TUI derzeit stark investiert. Die Clubtochter Robinson spürte dagegen die geringere Nachfrage in der Türkei und wurde von höheren Marketingkosten belastet.
Am Ausblick für das Gesamtjahr hält der Touristikkonzern fest: TUI erwartet im laufenden Jahr unverändert ein Wachstum des bereinigten Ergebnisses um mindestens 10 Prozent. Der Umsatz soll dabei um mindestens 3 Prozent zulegen.
Der Hannoveraner Konzern will sich nach der Fusion mit der britischen Tochter TUI Travel als integrierter Anbieter aufstellen, also Urlaubern alle Leistungen, wie Flug und Hotel, aus einer Hand anbieten. Im Berichtszeitraum wurden 10 Millionen Euro an Synergien erzielt.
Keine Details zum Verkaufsprozess von Hotelbeds
In diese neue Ausrichtung passt die Tochter Hotelbeds Group nicht mehr, über deren TUI derzeit mit Finanz- und strategischen Investoren spricht. In der Hotelbetten-Datenbank Hotelbeds, die TUI Travel vor einigen Jahren gekauft hatte, können Hotels Bettenkontingente einstellen, die Reiseveranstalter dann abrufen können. Das vermittelte Volumen von Hotelbeds beträgt jährlich rund 2 Milliarden Euro. Das Geschäft läuft gut, Hotelbeds steigerte den Umsatz im Auftaktquartal um 27 Prozent auf 217,4 Millionen Euro und verdiente mit einem bereinigten EBITA von 3,5 Millionen fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Allerdings kommt das Unternehmen in dem sehr zersplitterten Markt nur auf 6 Prozent Marktanteil und gehört für TUI nicht zum Kern.
Mit diesem Wachstumspotenzial über dem des Gesamtunternehmens sei eine Konsolidierung im Unternehmensmantel nicht das Richtige für Hotelbeds, sagte Joussen. Die Aussichten auf einen Verkauf schätzt der Manager gut ein. "So viele tolle Wachstumsfirmen gibt es in dem Markt nicht, dass sie für Private Equity Interessant sind", sagte er.
Ob auch sie schwedische Buyout-Firma EQT Partners, die derzeit als bevorzugte Partei über einen Kauf des Schweizer Reiseveranstalters Kuoni verhandelt, unter den Interessenten ist, wollte TUI-Chef Joussen im Januar nicht bestätigen. Finanzexperten halten eine Zusammenführung von Hotelbeds mit Kuoni für sinnvoll, ein fusioniertes Unternehmen könnte Kosten sparen und an Größe gewinnen.
TUI-Chef: Buchwert der Hapag-Lloyd-Beteiligung schlicht zu niedrig
Auch von der restlichen Beteiligung an Hapag-Lloyd will TUI sich grundsätzlich trennen. Bei dem Börsengang der Containerreederei im November stellte der Reisekonzern zunächst bis zu rund 1,98 Millionen Anteile als Mehrzuteilung bereit, hielt dann aber daran fest. Die TUI Group hält aktuell 14,5 Millionen Aktien bzw eine Beteiligung von 12,3 Prozent am Containerschifffahrtsunternehmen. Nach dem Börsengang wurde die Beteilung an Hapag-Lloyd am 31. Dezember zum Börsenkurs bewertet. Dies führte zu einer Wertminderung um rund 42 Millionen Euro.
Die Beteiligung stehe nun mit 20,14 Euro je Aktie in den Büchern, sagte Joussen. Am Dienstagvormittag kostet die Aktie an der Börse allerdings nur 15,50 Euro.
TUI habe sich von den Papieren beim Börsengang nicht getrennt, weil sie schlicht zu billig gewesen seien, sagte Joussen im Dezember. Auch den jetzigen Buchwert hält der TUI-Chef für schlicht zu niedrig, allerdings sei das ein reiner Bucheffekt. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte TUI die Beteiligung an der Reederei um 147 Millionen Euro abwerten müssen.
Mit Ablauf der heute in Hannover stattfindenden Hauptversammlung übernimmt Friedrich Joussen den alleinigen Vorstandsvorsitz. Der ehemalige TUI-Travel-CEO und Co-Chef Peter Long stellt sich zur Wahl in den Aufsichtsrat.
DJG/sha/mgo
FRANKFURT (Dow Jones)

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