ÖIAG zuständig 12.05.2014 17:01:00

Telekom-Vorstand liegt kein Syndikatsvertrag mit America Movil vor

Doch bis heute kennt ihn der Telekom-Vorstand nicht. "Der Syndikatsvertrag liegt dem Management nicht vor", so Telekom-Chef Hannes Ametsreiter am Montag am Rande einer Pressekonferenz. Zu Kritik am Vertrag wollte sich Ametsreiter mit Verweis auf die Zuständigkeit der ÖIAG nicht äußern. Dies sei nicht Sache des Managements, das Vertragswerk "wurde von uns auch nicht verhandelt", sagte er. Bisher ist in der Öffentlichkeit offiziell nur bekannt, dass die Mexikaner bei der Bundeswettbewerbsbehörde den "Erwerb alleiniger Kontrolle" über den ehemaligen Staatsmonopolisten mit 16.000 Beschäftigten (davon 8.900 in Österreich) angemeldet haben.

Im aktuellen "profil" kritisiert der Industrielle Claus Raidl die ÖIAG. "Wir reden hier von einem der entscheidendsten Vertragswerke für ÖIAG und Telekom Austria. Das so zu verhudeln, ist schlicht verantwortungslos. Als ÖIAG-Aufsichtsrat hätte ich schon aus formalen Gründen dagegen gestimmt", so Raidl, der in der ÖVP bestens vernetzt ist. Die ÖIAG habe die industrielle Führung "einfach aufgegeben". Ob der Syndikatsvertrag überhaupt rechtsgültig ist, darüber gehen die Meinungen auseinander - Kritiker meinen, es seien zu wenig Aufsichtsräte für eine Abstimmung da gewesen. Betriebsrat und Arbeiterkammer sehen zudem die Kartellbehörden gefordert.


Der "Kurier" berichtete am gestrigen Sonntag, dass der Druck auf Ametsreiter steigt. Er sei manchen im Aufsichtsrat zu sehr Moderator und zu wenig Lenker. Obwohl die Österreicher als Miteigentümer der Telekom den Syndikatsvertrag nicht sehen dürfen, ist bisher durchgesickert, dass künftig die ÖIAG den Vorstandschef nominieren darf, die beiden anderen Vorstände sollen aber von den Mexikanern bestimmt werden. Wie viel Macht er in der Telekom noch hat, wenn America Movil die "alleinige Kontrolle" über den Konzern übernimmt, wollte Ametsreiter heute nicht direkt kommentieren.

Der Konzern erwirtschaftet zwar noch einen ansehnlichen Gewinn, die Zahlen verschlechtern sich aber - ganz im Branchentrend - laufend. Im ersten Quartal 2014 gab der Jahresüberschuss um 26,5 Prozent auf 40,8 Mio. Euro nach, der für das Unternehmen besonders wichtige Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sackte um 22,4 Prozent auf 148,9 Mio. Euro ab. Der Ausblick für das Gesamtjahr bleibt trotzdem stabil, es wird ein Umsatzrückgang von drei Prozent bei einer konstanten Dividende von 5 Cent je Aktie erwartet. Aktuell liegt der Telekom-Kurs bei 7,11 Euro je Aktie - heute vor fünf Jahren lag er bei 10,60 Euro. Seit dem Börsengang erreichte die Aktie zeitweise über 20 Euro das Stück.

Eigentlicher Grund des heutigen Pressegespräches war die Präsentation des ersten Telekommunikationsnetzes in Österreich, das zu 100 Prozent CO2-neutral sein soll. 75 Prozent daraus sollen aus Energievermeidung und Effizienzsteigerung sowie der Verwendung erneuerbarer Energiequellen erzielt werden. Die restlichen 25 Prozent werden durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten in Österreich, Mexiko, Kenia und Bulgarien kompensiert, so Ametsreiter. Weltweit soll die IT- und Telekombranche für rund zwei Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich sein.

stf/pro

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