17.11.2015 10:11:45

Suche nach Verdächtigem bei Pariser Anschlägen geht weiter

   PARIS (AFP)-- An Tag vier nach der Anschlagsserie in Paris ist die Fahndung nach einem Schlüsselverdächtigen und möglichen achten Attentäter mit Hochdruck fortgesetzt worden. Nach Angaben des Pariser Innenministeriums gab es in der Nacht zum Dienstag 128 Razzien. US-Außenminister John Kerry traf in Paris ein und versprach einen "Sieg" gegen den Islamischen Staat (IS). Er will sich am Dienstagvormittag mit Frankreichs Präsident François Hollande treffen, der ein Einschalten des UN-Sicherheitsrates gefordert hat.

   In der Nacht griff die französische Luftwaffe wieder Ziele der Dschihadistenmiliz IS im nordsyrischen Raka an. Wie das Verteidigungsministerium in Paris mitteilte, wurden dabei ein Kommandoposten und ein Trainingszentrum zerstört. Das französische Militär will seine Einsätze auch durch die Entsendung des Flugzeugträgers "Charles de Gaulle" ins östliche Mittelmeer deutlich ausweiten.

   Hollande reagiert mit den Luftangriffen auf die Anschlagsserie in Paris, bei der am Freitagabend mindestens 129 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt wurden. Paris will aber auch eine internationale Anti-IS-Koalition schmieden. In seiner Rede vor dem Kongress in Versailles forderte Hollande, der UN-Sicherheitsrat solle "so schnell wie möglich" eine Resolution verabschieden, "die den gemeinsamen Willen zeigt, gegen den Terrorismus zu kämpfen".

   Hollande will darüber hinaus auch einen neuen Anlauf nehmen, mit Russland eine gemeinsame Linie zur Überwindung des syrischen Bürgerkrieges zu finden. In den kommenden Tagen werde er sich dazu mit US-Präsident Barack Obama und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen, kündigte er am Montag an.

   In seiner Rede vor dem Kongress sagte Hollande, Syrien sei die "größte Fabrik von Terroristen in der Welt" geworden. Die Entsendung von Bodentruppen nach Syrien hatte Obama am Montag erneut abgelehnt.

   Gefahndet wird weiter nach einem möglichen achten Attentäter, der bei der Anschlagsserie nicht getötet wurde: Salah Abdeslam, ein Bruder von Brahim Abdeslam, der sich am Freitag auf dem Boulevard Voltaire in die Luft gesprengt hatte. Ihm war es offenbar gelungen, am frühen Samstagmorgen aus Frankreich auszureisen.

   Wenige Stunden nach den Anschlägen war kurz vor der belgischen Grenze ein Wagen mit drei Insassen gestoppt worden, von denen einer einen Pass auf den Namen Salah Abdeslam vorzeigte. Weil der noch nicht auf der Fahndungsliste stand, durfte der Wagen weiterfahren, wie französische Ermittlerkreise bestätigten.

   Die belgischen Sicherheitskräfte versuchten am Montag, Salah Abdeslam bei einem Großeinsatz im Brüsseler Problemvorort Molenbeek festzunehmen, doch blieb der Einsatz erfolglos. Die belgische Justiz eröffnete Ermittlungsverfahren gegen zwei Verdächtige, ihnen werden "ein Terroranschlag und die Teilnahme an den Aktivitäten einer Terrorgruppe" vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, ohne Namen zu nennen. Ob es sich bei den Verdächtigen um die Männer handelte, die mit Abdeslam im Fluchtauto saßen, ist unklar.

   Gegen Abdeslam liegt ein internationaler Haftbefehl vor. Er stand Ermittlern zufolge in Verbindung mit dem belgischen Islamisten Abdelhamid Abaaoud. Der 27-Jährige aus Molenbeek gilt als Kopf der Gruppe, die im Januar im belgischen Verviers vor einem geplanten Anschlag zerschlagen wurde. Er soll inzwischen wieder für den IS in Syrien kämpfen.

   Als Reaktion auf die schlimmsten Anschläge in Frankreich in der Nachkriegszeit hat Präsident Hollande eine weitere Verschärfung der Sicherheitsgesetze in seinem Land eingeleitet, das er "im Kriegszustand" sieht. Noch in dieser Woche will er den am Freitagabend verhängten Ausnahmezustand für drei Monate verlängern lassen. Außerdem will er die Verfassung ändern und die ohnehin in der EU beispiellosen Befugnisse des Präsidenten ausweiten.

   Die Verfassungsänderung sei notwendig, um leichter Sondermaßnahmen ergreifen zu können, sagte Hollande vor dem Kongress. Er kündigte die Schaffung von 8500 neuen Stellen bei den Sicherheitsbehörden und in der Justiz an und will die Möglichkeiten ausweiten, wegen Terrorvergehen Verurteilten die französische Staatsbürgerschaft zu entziehen.

   Der britische Premierminister David Cameron kündigte an, zwei Milliarden Pfund (2,8 Milliarden Euro) in die Stärkung der Spezialkräfte zu investieren, sie sollen neue Waffen und Fahrzeuge erhalten.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/smh

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   November 17, 2015 04:01 ET (09:01 GMT)- - 04 01 AM EST 11-17-15

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