14.04.2016 11:00:00
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Steuerreform "killt" laut Studie Immo-Investments - ÖVI fordert Reparatur
Zudem gehen in Summe geschätzte 60 Mio. Euro Wertschöpfung jährlich verloren, davon 28 Mio. Euro bei Privaten und Gewerblichen - und es wird die Beschäftigung um fast 860 Menschen gedrückt, wodurch 31 Mio. Steueraufkommen wegfallen. Dies geht aus einer am Donnerstag vorgestellten Studie der Ökonomin Agnes Streissler-Führer hervor.
Durch die jüngste Steuerreform würden Immobilien gleich mehrfach und überproportional belastet, kritisierte ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel. ÖVI-Präsident Georg Flödl forderte bei einem Pressegespräch die Politik auf, Investoren und Anleger nicht länger durch ein investitionsfeindliches Klima zu "vergraulen". Er verlangte eine "Sonder-AfA" nach dem deutschen Modell zur Wohnraumschaffung, Rechtssicherheit bei der Abgrenzung zwischen Instandhaltung (also sofort abschreibbaren Maßnahmen) und Instandsetzung, ferner eine Sofortabsetzung für Instandsetzungsmaßnahmen sowie ein modernes Mietrecht mit einer "marktaffinen Mietzinsbildung".
Wegen der jüngsten Steuerreform 2015/16 sei "die Investitionsbereitschaft der Immobilieneigentümer deutlich gesunken", so Holzapfel. Die Erhöhung der erst 2012 eingeführten Immo-Ertragsteuer (Immo-ESt) von 25 auf 30 Prozent bei gleichzeitigem Wegfall des früheren Inflationsabschlages sei "nichts Anderes als eine kalte Progression für Immobilien". Außerdem sei man für die Ermittlung der Grunderwerbsteuer (GrESt) bei unentgeltlichen Übertragungen größtenteils vom Einheitswert abgegangen und stelle nun auf einen - vom (weitaus höheren) Verkehrswert abgeleiteten - Wert gemäß Grundstückswertverordnung ab. Und drittens habe es einen rückwirkenden Eingriff in die einkommensteuerrechtlichen Bereiche der Absetzung für Abnutzung (AfA) bei vermieteten Immobilien gegeben, wobei der für die AfA-Berechnung auszuscheidende Grundanteil in Ballungszentren massiv erhöht worden sei: Anders als früher betrage im Regelfall die Relation Boden/Gebäude nun 40 zu 60 statt früher 20 zu 80. Gleichzeitig könnten Instandsetzungen nicht mehr auf zehn, sondern nur noch auf 15 Jahre abgeschrieben werden, erinnerte Holzapfel.
Die Investitionstätigkeit speziell für mehr neuen Wohnraum müsse angekurbelt werden - das sei durch Zuzug und demographische Veränderungen ein "dringendes Gebot der Stunde". Laut Wolfgang Amann vom Institut für Bauen und Wohnen müssten allein in Wien jährlich mindestens 17.000 Widmungen vorgenommen werden, um einer massiven Wohnraumverknappung entgegenzuwirken. Ohne namhaften Beitrag der Privaten und Gewerblichen werde das nicht zu stemmen sein. Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig rechne zwar mit 4.000 Wohneinheiten jährlich von privater Seite - doch wer solle nach den investitionsfeindlichen Beschränkungen noch Geld dafür in die Hand nehmen, fragt sich Holzapfel.
Laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung (VGR) fließen jährlich 14 Mrd. Euro Investitionen in den Wohnbau - knapp 20 Prozent aller Bruttoinvestitionen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) heißt das dem ÖVI zufolge, dass über 4 Prozent des BIP für Wohnbau-Investments verwendet werden. Insgesamt dürften Private jährlich rund 6 Mrd. Euro in Wohnbau und Sanierung investieren, so Holzapfel zur Studie der Ökonomin Streissler-Führer. 2,2 Mrd. Euro davon bzw. 14,5 Prozent der Wohnbaugesamtinvestments würden Private für Vermietung in Neubau und Renovierung tragen.
Ein Modell wie das soeben in Deutschland beschlossene - , das für Wohnobjekte, die zum Zweck der Vermietung errichtet wurden, eine Sonderabschreibung in den ersten Jahren vorsieht, - würde laut Studie das Investitionsvolumen gegenüber der Zeit vor der Steuerreform um 26 Mio. Euro erhöhen, 20 Mio. Euro Wertschöpfung bringen und rund 290 Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern. Der zusätzliche Fiskaleffekt aus diesem Jobschub würde 10 Mio. Euro ausmachen.
(Schluss) sp/kre

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