11.11.2014 13:17:00

Studie: Ostöffnung war für CEE ein Erfolg, nun neue Rezepte nötig

Für die ehemaligen Satellitenstaaten der Sowjetunion war das vergangene Vierteljahrhundert eine Erfolgsgeschichte: Die durchschnittliche Wirtschaftsleistung pro Kopf ist von 49 auf 65 Prozent der EU-15 gestiegen und der Privatsektor trägt heute fast 80 Prozent zum BIP bei. Künftig werde das auf niedrigen Kosten basierende Wachstumsmodell aber nicht ausreichen, warnen die Ökonomen der Erste Group.

"Die Anzahl der Autos pro 1.000 Einwohner hat sich seit der Ostöffnung in Rumänien mehr als verdoppelt. In Ländern wie Tschechien hat sie fast das Niveau der westeuropäischen Länder erreicht", sagte der Osteuropa-Chefanalyst der Erste Group, Juraj Kotian, am Dienstag in Wien bei der Präsentation der Studie "25 Jahre nach Ende des Kommunismus: Kehrt CEE zurück zum Wachstumspfad?" Auch habe sich etwa die Anzahl der Haushalte ohne Waschmaschine in den CEE-Ländern deutlich verringert und dem Niveau der alten EU-Länder angenähert. Von der Öffnung der Grenzen hätten auch junge Menschen profitiert. "Die Anzahl der Studenten, die in anderen europäischen Ländern studieren, hat sich in CEE mehr als verdoppelt", so Kotian, der täglich von Bratislava nach Wien zur Arbeit pendelt.

Obwohl sich seit 1990 vieles verbessert habe, gebe es noch viel Verbesserungspotenzial bei Investitionen in die Infrastruktur, z.B. in Autobahnen, sagte Erste-Analyst Zoltan Arokszallasi. Aber auch in Energieeffizienz müsse verstärkt investiert werden. Das Geld dafür sei vorhanden, vor allem in EU-Fördertöpfen, sagte Arokszallasi. Um diese Förderung in Anspruch nehmen zu können, wäre aber eine Verbesserung der staatlichen Institutionen notwendig. Auch sei zu erwarten, dass die NATO-Mitglieder unter den CEE-Staaten ihre Militärausgaben steigern werden, da sie die von der NATO gesetzte Benchmark von 2 Prozent des BIP für das Militär nicht erreichen würden.

Bei der Ausbildung der Menschen gebe es drei Bereiche, in denen Verbesserungen nötig wären, sagte Arokszallasi. Einerseits müssten mehr Menschen weiterführende Schulen besuchen, die Ausgaben für Schulbildung müssten erhöht und auch effizienter verwendet werden, und nicht zuletzt müsste speziell auch die Problemlösungsfähigkeit der Menschen gefördert werden, wo vor allem die Schüler in Polen, Slowenien und Kroatien Defizite hätten.

CEE-Analystin Katarzyna Rzentarzewska sieht bei den CEE-Ländern auch Aufholpotenzial im Bereich Forschung und Entwicklung. Hier schneide nur Tschechien im Vergleich zu den alten EU-Ländern gut ab.

Eine besondere Herausforderung werde in den kommenden Jahrzehnten die demografische Entwicklung in Zentral- und Osteuropa sein. "Die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter schrumpft, und das wird sich in nächster Zeit auch nicht ändern", sagte Rzentarzewska. Daher sei es wichtig, die Beschäftigungsquote zu erhöhen. Mögliche Lösungen seien eine längere Erwerbstätigkeit der Menschen, vor allem aber auch die verstärkte Eingliederung von Frauen in den Arbeitsmarkt.

Die Russland-Sanktionen würden für das Wirtschaftswachstum in den CEE-Ländern keine große Rolle spielen, glauben die Erste-Group-Ökonomen. "Bei den Lebensmittelexporten nach Russland geht es um sehr kleine Mengen", sagte Kotian. "Im Falle Polens und Ungarns geht es um rund 0,3 Prozent des BIP und in anderen CEE-Ländern weniger als 0,1 Prozent des BIP."

Zur Wirtschaftspolitik der ungarischen Regierung äußerten sich die CEE-Experten der Ersten zurückhaltend. Die Regierung in Budapest habe einen "unorthodoxen Weg" gewählt und einige umstrittene Entscheidungen getroffen, sagte Arokszallasi, andere Maßnahmen würden aber in die richtige Richtung weisen. Die Umwandlung von Fremdwährungskrediten in die Landeswährung Forint machte Arokszallasi keine Sorgen, "die Konvertierung selbst kostet die Banken gar nichts".

(Schluss) ivn/tsk

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