14.05.2014 13:38:30

Studie: EZB-Niedrigzins verpufft beim deutschen Mittelstand

   Von Madeleine Nissen

   Der deutsche Mittelstand will möglichst wenig Geld von den Banken und zieht es vor, sich aus eigener Kraft finanzieren. "Die niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank verpuffen, davon lassen sich die Unternehmer nicht leiten", fasst Vorstand Markus Beumer eine Studie der Commerzbank zusammen. "Seit zehn Jahren schrumpfen die Investitionen in Deutschland - anders als in anderen Ländern."

   Die Hälfte der befragten Unternehmer mit einem Umsatz von mindestens 2,5 Millionen Euro ist in erster Linie bereit, langfristig zu investieren. Das ist 15 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Beumer: "Wir sehen derzeit weniger eine Handlung der Unternehmer, sondern mehr die Beschäftigung mit zukünftigen Investitionen."

   Die Studie zeigt: Mittelständische Firmen wollen keine Abhängigkeit von Fremdkapital. "Angezündet wurde dieses Verhalten durch die Staatsschuldenkrise", erklärt Beumer. Durch die zeitweilige Geldklemme nahmen Unternehmer Kredite als etwas nachhaltig Negatives wahr, wie er erklärt. Dass die EZB versucht, durch niedrige Zinsen den Kapitalmärkten die Angst wieder zu nehmen, kommt bei ihnen offenbar nicht an. "Das Geldmengenwachstum verpufft, wenn Geld da ist, aber nicht genutzt wird", sagt Beumer.

   Die Zaghaftigkeit der Mittelständler, die der Banker beklagt, wirkt sich auch auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland aus. Ein Wachstum von 2 Prozent setze ein anderes Investieren voraus, sagt Michael Hüther. Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln ist Schirmherr der Studie. "Mir fehlt die Story, die das Investieren nach vorne wirklich öffnet. Wenn sich das (bisherige Verhalten) manifestieren würde, werden wir eher ein Wachstum von maximal 1 Prozent sehen."

   Auf die Frage, was die EZB anders machen sollte, sagt Beumer: "Nichts". Vielmehr sieht er die Banken in der Bringschuld. "Wir können Mut machen", sagt der für den Mittelstand zuständige Vorstand. Gerade weil die Kunden ein gutes Geldpolster haben, könnten sich Kredite für zukünftiges Wachstum rechnen. Für die Banken, die mit Krediten verdienen, natürlich auch.

   Ob der Zinssatz der EZB tatsächlich noch einmal gesenkt wird, ist nach Ansicht Beumers irrelevant für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die Unternehmer rechneten bereits jetzt mit langfristig niedrigen Zinsen. Zudem sei die weitere Entwicklung der Geldpolitik ohnehin nicht auf Deutschland ausgerichtet, sondern auf die Peripheriestaaten, sagt Beumer.

   Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com

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   May 14, 2014 07:36 ET (11:36 GMT)

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