23.09.2015 14:27:00

Stromhandel Österreich-Deutschland - Europas Regulatoren für Trennung

Für eine Trennung der deutsch-österreichischen Stromhandelszone sind Europas Energieregulatoren. Die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) hat ein Engpassmanagement an der deutsch-österreichischen Grenze empfohlen, wie die österreichische Regulierungsbehörde E-Control heute mitteilte.

Die deutsche Bundesnetzagentur ist dafür, die österreichische E-Control hält andere Maßnahmen für effizienter. Beide Regulierer wollen aber eine gemeinsame Lösung finden.

Die ACER-Empfehlung sei eine rechtlich unverbindliche Stellungnahme, "aber ein Signal für eine Aufteilung", sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, am Mittwoch zur APA. Kommen könnte eine solche Aufteilung "frühestens in 2018/2019". "Das Engpassmanagement ist die mildere Maßnahme." Priorität hat aber auch für ihn der Ausbau der Stromnetze. Es sei aber ein gemeinsames Interesse, dass man "zügig zu einer Lösung kommt". "Es kann eine Mischung rauskommen." Man werde auch mit den Nachbarn in Polen und Tschechien reden.

Der Handel finde auch in der meisten Zeit statt. Engpassmanagement bedeute nicht, dass die Grenze dichtgemacht werde, "der Handel findet in der meisten Zeit wie bisher auch statt, sondern wir reden über die wenigen Tage oder Stunden im Jahr, in denen eine bestimmte Grenze überschritten wird", stellt Homann klar. Es gehe auch darum, "wieviel Netzausbau ist zumutbar, um eine gewisse Handelstätigkeit zu ermöglichen".

Walter Boltz, Vorstand der österreichischen Energieregulierungsbehörde E-Control, sieht von beiden Seiten eine hohe Bereitschaft für eine gemeinsame Lösung. Ein Lösungsplan könnte bis Jahresende stehen, so Boltz zur APA. Die Stromhändler könnten sich in den nächsten zwei Jahren sicher sein, dass ihnen niemand die Leitung abdreht.

Die gemeinsame Stromhandelszone zwischen Österreich und Deutschland besteht seit 2001. Derzeit gibt es keine Beschränkung. Eine Trennung dürfte in Österreich zu höheren Strompreisen führen. In Deutschland sind die Großhandelspreise im Zuge des Erneuerbaren-Ausbaus deutlich gesunken, durch die gemeinsame Preiszone auch in Österreich. Die österreichische E-Wirtschaft befürchtet durch ein Engpassmanagement nun höhere Kosten für die Stromkunden von bis zu 300 Mio. Euro. Homann meinte allerdings, die Kosten "hängen stark von den Annahmen ab". Boltz verwies auch auf die volkswirtschaftlichen Kosten. Der Stromhandel zwischen Österreich und Deutschland hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

Durch den Erneuerbaren-Ausbau in Deutschland sind die Stromnetze belastet, der Netz-Ausbau geht relativ langsam voran. Der Strom fließt von Norden nach Süden auch über Polen und Tschechien und belastet auch dort die Netze. Derzeit erfolgt die Netzstabilisierung über das so genannte Redispatching, also das kurzfristige Abrufen von Kraftwerkskapazitäten. Ein massiver Redispatch ist laut E-Control und Bundesnetzagentur aber nur eine vorübergehende Maßnahme für Engpässe bis zum Abschluss des Netzausbaus.

ACER hat auf Antrag der polnischen Seite die betroffenen Regulierungsbehörden und Übertragungsnetzbetreiber nun aufgefordert, sich zur Einführung eines Engpassmanagements zu verpflichten und innerhalb von vier Monaten einen Implementierungszeitplan zu erarbeiten. Dann könnte Strom nicht mehr in unbegrenzter Höhe zwischen Deutschland und Österreich gehandelt werden, so dass es in einzelnen Stunden zu unterschiedlichen Großhandelspreisen in beiden Ländern kommen kann.

Boltz verweist auf relative geringe Auswirkungen eines Engpassmanagements für die polnischen Netze. Wenn man die Kapazität an der deutsch-österreichischen Grenze um 1.000 MW verringere, dann fließe in Polen im Ausmaß von 50 MW weniger. Das bringe wenig in Relation zu den Auswirkungen, "die es hier hat".

(Schluss) itz/ivn

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