23.09.2015 16:16:00
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Stromhandel - Mitterlehner für Preiszone mit Deutschland
Die gemeinsame Preiszone sei "ein echtes Vorzeigemodell für eine funktionierende, länderübergreifende Kooperation und nützt Unternehmen und Haushalten", so Mitterlehner. "Anstatt eine funktionierende Preiszone aufzubrechen, wäre es sinnvoller, den Ausbau der Strom-Infrastruktur in Europa zu forcieren, um die Netze fit für die Herausforderungen der Energiewende zu machen."
E-Wirtschaft, Industriellenvereinigung und Arbeiterkammer warnen vor höheren Strompreisen. Die Strombranche befürchtet Mehrkosten von bis zu 300 Mio. Euro oder 15 Prozent für die Kunden, wie heute Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber erklärte, der derzeit auch Präsident des Branchenverbandes Oesterreichs Energie ist. Von Seiten der EnergieAllianz Austria (Wien Energie, EVN und Energie Burgenland) hieß es Dienstagabend bei einer Veranstaltung unter Berufung auf deutsche Studien, dass sich Strom bei einer eigenen österreichischen Preiszone um 6 bis 7 Euro je Megawattstunde (MWh), also um 10 Prozent, verteuern würde.
Der Chef der deutschen Bundesnetzagentur, Jochen Homann, verwies gestern laut EAA-Aussendung darauf, dass nach derzeit vorliegenden Informationen eine Trennung keine großen Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Österreich oder die Stromkonsumenten hätte. Die Austauschkapazität müsste aufgrund guter Leitungsverbindungen relativ hoch sein, weder Deutschland noch Österreich hätten Interesse daran, dass die Austauschkapazität niedriger ausfalle. Die Summe jährlicher Exporte zwischen Deutschland und Österreich würde um weniger als 0,1 Terawattstunden sinken.
Oesterreichs Energie verwies in einer Aussendung darauf, dass die Ursache der aktuellen Probleme im Stromnetz nicht ein vermeintlicher Engpass an der österreichischen Grenze sei, sondern die hohe Erneuerbaren-Einspeisung in Norddeutschland. Für den Transport nach Süddeutschland seien keine ausreichenden Leitungskapazitäten vorhanden. So komme es zu sogenannten "Ringflüssen", weil der Strom seinen Weg über Polen, Tschechien und Österreich nach Süddeutschland nehme. Diese würden durch die Aufgabe der gemeinsamen Preiszone ja nicht verschwinden, so Generalsekretärin Barbara Schmidt: "Durch die Einführung eines Engpassmanagementverfahrens an der Grenze wird das innerdeutsche Engpassproblem künstlich an die Grenze verlagert, obwohl ein solches künstliches Verschieben von Engpässen an nationale Grenzen nach EU-Wettbewerbsrecht nicht zulässig ist."
Die Verbund-Tochter APG kritisierte heute in einer Pressemitteilung, ACER beziehe sich nur auf retrospektive Betrachtungen. Künftige Entwicklungen wie zum Beispiel Netzausbauten und innovative Engpassmanagementmaßnahmen würden dabei überhaupt nicht berücksichtigt. Außerdem fehlt ihr die gesamteuropäische Perspektive. Gerhard Christiner, Vorstand des Übertragungsnetzbetreibers APG, meinte Dienstagabend, wenn man beim Netzausbau ein bisschen Gas gebe, dann könne man es auch ohne die Festlegung von bestimmten Werten für den grenzüberschreitenden Stromtransfer schaffen.
Die Industriellenvereinigung erklärte, eine Teilung des Marktgebietes würde empfindlich höhere Strompreise bedeuten, da die Beschaffung der elektrischen Energie nicht mehr auf Grundlage eines einheitlichen, an der Strombörse gebildeten Großhandelspreises durchgeführt werden könnte.
Die Arbeiterkammer (AK) warnt vor höheren Haushaltsstrompreisen: "Die Lieferanten geben Preissteigerungen in aller Regel sofort weiter", so AK-Wien-Energieexperte Dominik Pezenka.
Kritisch äußerte sich heute auch SPÖ-Energiesprecher Wolfgang Katzian in einer Pressemitteilung: "Werden die Empfehlungen umgesetzt, drohen höhere Strompreise für heimische KonsumentInnen sowie Wettbewerbsnachteile für österreichische Unternehmen."
(Schluss) itz/ivn
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