02.07.2014 13:15:00
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Staatsholding ÖIAG will bei Casinos Austria einsteigen
"Die ÖIAG ist bereit, zusätzliche Aufgaben für die Republik zu übernehmen und wäre auch in Sachen Casinos bestens qualifiziert, durch ihr jahrelanges Know-how im Beteiligungsmanagement das Unternehmen als Aktionär bestmöglich zu unterstützen", so der Sprecher der Staatsholding, Bernhard Nagiller, am Mittwoch zur APA. "Die Verhandlungen bezüglich einer möglichen Übernahme des Anteils der Münze an den Casinos haben noch nicht begonnen. Zu inhaltlichen Details können wir daher zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben."
Über den Kaufpreis des 33,24-prozentigen Casino-Anteils kann derzeit nur spekuliert werden. Bisher war in der Branche stets von einem Unternehmenswert von 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro die Rede. 2008 hatten die Casinos Austria der BAWAG ihren Drittel-Anteil an den Lotterien um rund 330 Mio. Euro abgekauft.
Nun, da die Casinos bei der Vergabe der neuen Spielbanklizenzen leer ausgegangen sind und in Wien mit dem Novomatic-Casino im Prater und vor allem dem Innenstadt-Glücksspieltempel im Palais Schwarzenberg Konkurrenz bekommen, hat sich der Wert deutlich gemindert. Hinzu kommen das defizitäre Auslandsgeschäft sowie die anstehenden Investitionen im Inland. Im in die Jahre gekommenen Casino in der Kärntner Straße wird gerade das Restaurant um einen siebenstelligen Eurobetrag ausgebaut, um wie die zukünftigen Rivalen vermehrt superreiche Touristen aus Russland oder dem arabischen Raum anzulocken. 2016 wird dann eine neue Spielbank in Zell am See eröffnen, die das unrentable Casino in Gastein ersetzen wird.
Die bestehenden 12 Spielbanken der Casinos Austria, für die das Unternehmen kürzlich ihre Lizenzen wieder erhalten hat, sind nicht alle profitabel. 2013 ging der Umsatz der Inlandscasinos von 264,8 Mio. auf 253,9 Mio. Euro zurück. Das Betriebsergebnis sackte von 16,1 Mio. auf 4,6 Mio. Euro ab. Unterm Strich schrieb der Konzern einen Verlust von 16 Mio. Euro, nach einem Gewinn von 42,5 Mio. Euro. Grund dafür war der Entzug der Casinolizenz in Argentinien und die dadurch nötig gewordene 40-Mio.-Geldspritze für die Auslandstochter CAI. Der Umsatz stieg hingegen um 2,5 Prozent auf 3,52 Mrd. Euro. Treiber waren wieder einmal die Lotterien, zu denen das boomende Onlineportal win2day gehört. Die Casinos Austria halten an den Lotterien rund 68 Prozent.
Die ÖIAG will bei den Casinos Austria jedenfalls ordentlich umrühren, ist zu hören. In einem zweiten Schritt könnten weitere Anteile an dem Glücksspielkonzern unter das Dach der Staatsholding wandern. Die Kirchenbank Schelhammer & Schattera etwa will ihren rund 10-prozentigen Anteil an den Casinos schon lange loswerden, auch die MTB-Privatstiftung von Maria Theresia Bablik dürfte bereit sein, ihren Anteil von knapp 17 Prozent abzugeben.
Die Aktionärsstruktur der Casinos Austria ist sehr kompliziert, zumal einige Eigentümer ihre Anteile syndiziert haben. Anteile halten zum Beispiel die Familien Sacher, Melchart, Polzer sowie die LFW Privatstiftung des früheren langjährigen Casino-Chefs Leo Wallner. Wichtigster Aktionär ist aber der Raiffeisen-Konzern, der etwa 36 Prozent des Unternehmens kontrolliert. Aufsichtsratschef der Casinos ist RZB-Chef Walter Rothensteiner, auch der frühere ÖVP-Finanzminister und nunmehriger Raiffeisen-Manager Josef Pröll sitzt im Kontrollgremium.
Aktuell zählt der Casinos-Aufsichtsrat laut "FirmenCompass" 18 Personen. Zu viele, meint man in der ÖIAG. Die Staatsholding will sich bei den Casinos dem Vernehmen nach als aktiver Aktionär hervortun. Unter anderem soll den Vertretern der Republik vorschweben, den Aufsichtsrat zu verkleinern und auch internationale Glücksspielexperten in das Gremium zu berufen. Auch puncto Unternehmensstrategie möchte die ÖIAG mitreden, das könnte etwa in Richtung neues Marketing für die Inlandscasinos gehen.
Die Casinos Austria wollten zum anstehenden Aktionärswechsel am Mittwoch nichts sagen. "Wir bitte um Verständnis, dass wir Eigentümerfragen nicht kommentieren", sagte Sprecher Martin Himmelbauer zur APA.
(Schluss) snu/phs
WEB http://www.casinos.at http://www.oiag.at http://www.oenb.at/ http://www.raiffeisen.at
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