29.09.2014 10:34:30
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Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Ex-HRE-Chef Funke, Ex-Vorstände
Von Stefanie Haxel
Fast sechs Jahre nach der Rettung der inzwischen verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) hat die Staatsanwaltschaft München Anklagen gegen Ex-Chef Georg Funke und sieben weitere ehemalige Vorstände erhoben. Sie sollen den Konzernabschluss 2007 gefälscht und die Investoren bei einer Konferenz 2008 über die wahre Lage bei der Bank getäuscht haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Die HRE, damals einer der Marktführer in Europa im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung, hatte im Oktober 2007 den irischen Staatsfinanzierer Depfa für 5,2 Milliarden Euro übernommen. Fehlspekulationen der neuen Tochter brachten die deutsche Mutter im Zuge der Finanzkrise in Schwierigkeiten - die Investoren erfuhren davon aber zunächst nichts. Die HRE musste letzten Endes durch den Steuerzahler mit Milliardenhilfen vor dem Aus bewahrt werden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Vorstand laut Anklageschrift nun eine "bewusst falsche Berichterstattung" vor: Im Konzernabschluss 2007 und dem Zwischenbericht zum 30. Juni 2008 der HRE Holding AG sei die Darstellung der Liquiditätslage der HRE-Gruppe in "evidenter Weise", also offenkundig, von den tatsächlichen Verhältnissen abgewichen. Der Holding-Vorstand habe die Anleger insbesondere über unternehmensspezifische Liquiditätsrisiken nicht informiert. Diese unrichtige Darstellung sei vom gesamten ehemaligen Vorstand zu verantworten. Dessen Mitgliedern drohen Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.
Der damalige Finanzvorstand Markus Fell habe noch im September 2008 auf einer Investorenkonferenz den Eindruck vermittelt, die Liquiditätslage sei stabil - wenige Tage, bevor der Immobilienbank umfangreiche Rettungshilfen bereitgestellt wurden. Dafür drohe ihm eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren, hieß es.
Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit dem Kauf der Depfa Bank wurden dagegen eingestellt, so die Staatsanwaltschaft weiter. Es hätten sich entweder keine Hinweise auf Pflichtverletzungen ergeben oder eine mögliche Pflichtverletzung habe sich wegen der damaligen Marktsituation nicht mehr kausal auf den Zusammenbruch der Gruppe ausgewirkt.
Funke hatte sein Vorstandsmandat im Oktober 2008 niedergelegt. Sein Verteidiger, der Münchner Anwalt Wolfgang Kreuzer, sowie der Anwalt von Markus Fell, Thilo Pforte, waren kurzfristig für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Hypo Real Estate lehnte eine Stellungnahme ab und verwies darauf, dass das restrukturierte Unternehmen mit den ehemaligen Vorständen nichts mehr zu tun habe.
Das Oberlandesgericht hat den Betroffenen jetzt die Klage zugestellt und wird nach deren Stellungnahme entscheiden, ob das Verfahren zugelassen wird. Ab Anfang nächsten Jahres könnte dann in einem der komplexesten Verfahren der Finanzbranche verhandelt werden.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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September 29, 2014 04:21 ET (08:21 GMT)
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