30.04.2015 17:51:45
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Spanien und Portugal könnten Grexit verkraften
Von Simon Nixon
BRÜSSEL (Dow Jones)--Verlässt Griechenland die Eurozone, würde es Spanien und Portugal am härtesten treffen. Als die Verhandlungen zwischen Griechenland und den anderen Eurostaaten vergangene Woche besonders schlecht liefen, stiegen die Kreditkosten der beiden Länder leicht. Und Goldman Sachs warnt, dass die spanischen Finanzierungskosten im Falle eines Grexits vier Prozentpunkte über die der Bundesrepublik steigen könnten. Derzeit liegt der Spread bei einem Prozentpunkt.
Griechenland verlässt sich darauf, dass die Eurozone irgendwann nachgibt, um zu vermeiden, dass sich das Chaos auf die ganze Währungsunion ausbreitet.
Daher ist es auffällig, dass Spanien und Portugal zu den härtesten Verhandlungspartnern gehören und verlangen, dass sich Griechenland an die Bedingungen der Kreditverträge hält. Das ist nicht nur eine Verhandlungstaktik. Öffentlich sagen Madrid und Lissabon, dass Griechenland Mitglied der Eurozone bleiben wird, doch hochrangige Politiker beider Länder sagen im Privaten klar, dass Griechenland lieber die Eurozone verlassen sollte, bevor man die Regeln der Währungsgemeinschaft aushebelt.
Teils hat das mit ihrer heimischen Politik zu tun: Madrid und Lissabon sind sich bewusst, dass zu viele Zugeständnisse an Griechenland die radikale Linke stärken würden. Sie wissen jedoch auch, dass ihre Wirtschaft inzwischen stabil genug ist, um einen Grexit-Schock zu überstehen.
Die spanische Wirtschaft hat seit dem Sommer 2013 eine bemerkenswerte Wende durchgemacht. Diese Woche hob die Regierung ihre Wachstumsprognose für das Gesamtjahr von 2,4 auf 2,9 Prozent. Einige Politiker glauben, dass das Land sogar die Drei-Prozent-Marke durchbrechen wird. Spanien würde dann wahrscheinlich doppelt so schnell wachsen wie die Eurozone.
Vergangenes Jahr entstanden in Spanien eine halbe Million Jobs, ein Kunststück, das Spanien dieses Jahr wiederholen dürfte, da der niedrige Ölpreis, der schwache Euro und die fallenden Zinsen die Unternehmens- und Haushaltsausgaben stützen. Die Häuserpreise haben sich stabilisiert, die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen steigt, und die neuste Umfrage der Europäischen Kommission zeigt, dass die Stimmung in der Wirtschaft so gut ist wie zuletzt 2001.
Der Turnaround in Portugal war bisher weniger spektakulär, übertraf jedoch immer noch die Erwartungen. Das Wachstum in diesem Jahr soll laut Regierung 1,6 Prozent erreichen, im nächsten Jahr 2 Prozent und danach 2,4 Prozent. Auch die Arbeitslosigkeit fällt schnell. Nach ihrem Höhepunkt bei 17,5 Prozent 2013 liegt sie noch bei 13,3 Prozent.
Gleichzeitig schrumpft das Haushaltsdefizit schneller als erwartet, teils durch eine erfolgreiche Reform des Steuersystems. Dieses Jahr peilt die Regierung ein Defizit von nur 2,7 Prozent an. Vor einem Jahr hatte der Internationale Währungsfonds noch damit gerechnet, dass das Defizit bei 5 Prozent liegen würde.
Die Wirtschaft in Spanien und Portugal hat immer noch bedeutende Schwächen. In Spanien ist es die große Menge an Finanzanlagen, die in ausländischem Besitz sind und die 96 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Diese Gelder waren während der Boom-Jahre ins Land geflossen.
Obwohl Spanien inzwischen einen kleinen Leistungsbilanzüberschuss erzielt und damit die ausländischen Verbindlichkeiten nicht mehr steigert, ist das Land immer noch stark den Launen am Markt ausgesetzt.
In Portugal ist das hohe Schuldenniveau in der Privatwirtschaft eine Belastung für das Wachstum. Schwache Insolvenzgesetze und eine ineffiziente Justiz erschweren es, faule Kredite zu restrukturieren. Und trotz Reformen wird das Wachstum immer noch von einem unflexiblen Arbeitsmarkt und einem starren Waren- und Dienstleistungsmarkt gebremst, der die Preise hoch hält und den Wettbewerb erschwert.
Die größten Risiken in beiden Ländern sind also politisch. Die Widerstandsfähigkeit Spaniens hängt davon ab, dass das Land weiter ausländisches Kapital anzieht, während es gleichzeitig seine Exporte steigert, um weniger von ausländischen Geldgebern abhängig zu sein. Es muss das Haushaltsdefizit von derzeit 5,6 Prozent senken und Reformen umsetzen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte steigern. Portugal muss indes mit Reformen auf der Angebotsseite sein Wachstumspotenzial verbessern.
Bis vor kurzem fürchteten Beobachter, dass Wahlen in diesem Jahr die beiden Länder vom Kurs abbringen könnten, doch diese Ängste scheinen zu schrumpfen.
Man kann es den Syriza-Effekt nennen: Die wirtschaftliche Katastrophe, die sich gerade in Griechenland anbahnen könnte, schadet den populistischen Parteien in ganz Europa. Der Rückhalt für Podemos, die Schwesterpartei von Syriza in Spanien, schwindet. Umfragen deuten jetzt ein knappes Ergebnis an, während die Mitte-Rechts-Partei Ciudadanos immer stärker wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass Podemos in diesem Jahr an einer Koalitionsregierung teilhaben wird, sei gering und schrumpfe weiter, sagt Antonio Roldan Mones von der Beratungsfirma Eurasia Group.
In Portugal ist die Unterstützung für die derzeitige Koalitionsregierung etwa so groß wie für die oppositionellen Sozialisten, die selbst weiter in die Mitte des politischen Spektrums gerückt sind.
Die Ansteckungsgefahr am Finanzmarkt bleibt. Goldman Sachs scheint die Situation pessimistischer zu sehen als die meisten Ökonomen und Politiker; immerhin wäre jegliche Ansteckung weitgehend psychologisch, da Spanien und Portugal nur minimale finanzielle oder wirtschaftliche Verbindungen zu Griechenland unterhalten.
Doch Goldman weist darauf hin, dass das Ausmaß und die Dauer einer volatilen Phase von der Reaktion der restlichen Eurozone abhängen würden. Wenn ein Grexit zu einer stärkeren Integration der restlichen Währungsunion führen würde, wäre das für einige Akteure in Madrid und Lissabon ein angemessener Preis.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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April 30, 2015 11:42 ET (15:42 GMT)
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