Siemens zieht sich von der Wall Street zurück

Siemens wird schon bald von der Kurstafel der New Yorker Börse verschwinden. Deutschlands größter Industriekonzern zieht sich von der New York Stock Exchange zurück. Dort werden sogenannte American Depositary Receipts, kurz ADRs, gehandelt. In den USA wurden im vergangenen Jahr "deutlich unter fünf Prozent des weltweiten" Volumens der Siemens-Aktie gehandelt, begründete Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser den Schritt. Mit dem Schritt spart Siemens aber auch Geld. Denn die aufwändigen Berichtspflichten gegenüber der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, der Securities and Exchange Commission, entfallen künftig.

   Der Münchener Technologiekonzern befindet sich dabei in guter Gesellschaft: Auch andere deutsche Unternehmen, etwa der Versicherer Allianz oder die Deutsche Telekom, haben in der Vergangenheit der Wall Street den Rücken gekehrt. Kaeser bekräftigte aber, dass Transparenz in der Finanzberichterstattung auch weiterhin oberste Priorität habe. Auch wolle man im Dialog mit den US-Investoren bleiben.

   Einen Zusammenhang zwischen einer möglichen Ausspähung von Siemens durch den US-Geheimdienst NSA, von der dessen ehemaliger Mitarbeiter Edward Snowden am Sonntag in einem TV-Interview gesprochen hatte, und dem Delisting an der New Yorker Börse gebe es laut Kaseser aber nicht. "Überhaupt ist Siemens nicht übermäßig besorgt" ob der Aussagen von Snowden, sagte Kaeser am Dienstagmorgen in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC.

   Die USA sind für Siemens ein ebenso wichtiger Markt wie Standort. An rund 100 Fertigungs- und 60 Forschungsstandorten in den USA arbeiten 15 Prozent der weltweiten Belegschaft. Auch erwirtschaftet Siemens ein Fünftel ihres Umsatzes in den USA.

   Die Deregistrierung an der US-Börse werde Ende April beantragt, aber nicht vor Ende August wirksam, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas am Dienstag auf einer Pressekonferenz zur Vorlage des Erstquartalsberichts. Am Vormittag treffen sich die Aktionäre von Siemens in der Münchener Olympiahalle zur Hauptversammlung.

   DJG/APR/kgb

   Dow Jones Newswires

Von Archibald Preuschat