Chef Löscher vor Ablösung 29.07.2013 17:42:32

Siemens verfehlt interne Prognose um bis zu 1,4 Milliarden

Vergangene Woche veröffentlichte Siemens überraschend eine Gewinnwarnung. Grund: Interne Berechnungen zeigten nach Auskunft einer gut informierten Person, dass der gesamte Vorsteuergewinn für das Jahr 2014 wohl zwischen 1,2 Milliarden und 1,4 Milliarden Euro unterhalb der bisherigen Vorhersagen liegen wird. In der öffentlichen Mitteilung warnte Siemens, dass die Geschäftszahlen für das nächste Jahr wegen schwächerer Verkäufe im Energie- und Industriebereich deutlich schlechter ausfallen würden. Wie die gut informierte Person berichtet, leidet das Energiegeschäft von Siemens unter der Rezession in Europa, während das Industriegeschäft von der wirtschaftlichen Schlappe in China und Deutschland betroffen sei. Zudem hat Siemens nach Angaben des Insiders die angestrebten Profitabilitätsziele nicht vollständig einhalten können.

   Das Unternehmen hat die Finanzprognosen für das Jahr 2014 bisher nicht öffentlich gemacht. Aber die jüngste Gewinnwarnung sei aufgrund der neuen internen Zahlen zustandegekommen, sagt der Sachkenner. Eigentlich wollte Siemens mit Einsparungen von rund 6,3 Milliarden Euro die Marge von zuletzt 9,5 Prozent auf mindestens 12 Prozent hochschrauben. Dazu sieht sich Siemens wegen "überwiegend geringerer Markterwartungen" aber nicht mehr in der Lage. Es war das sechste Mal seit Beginn seiner Amtszeit 2007, dass Löscher die Geschäftsaussichten falsch eingeschätzt hatte.

   Der Aufsichtsrat werde in seiner Sitzung am Mittwoch über das vorzeitige Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden beschließen, teilte das Dax-Unternehmen am späten Samstagabend mit. Dann solle auch über die Ernennung eines Vorstandsmitglieds entschlossen werden.

   Wer Löschers Nachfolge antreten will, wurde offiziell zwar nicht gesagt. Nach Informationen des Wall Street Journal Deutschland zeichnet sich im Aufsichtsrat aber eine klare Mehrheit für Finanzvorstand Joe Kaeser ab. Ein Siemens-Sprecher wollte das auf Anfrage nicht kommentieren.

   Neben der Tatsache, dass Löscher immer wieder zurückrudern und zum Beispiel auch sein überambitioniertes 100-Milliarden-Euro-Umsatzziel hintanstellen musste, wurden ihm immer wieder auch strategische Fehler vorgeworfen.

   So erwies sich zum Beispiel der Einstieg in das Solargeschäft als riesiger Verlustbringer. Versuche, das unrentable Geschäft zu verkaufen, scheiterten. Aber auch Versprechungen, den immer neuen Sonderbelastungen durch Verzögerungen bei Großprojekten wie der Anbindung von Windparks in der Nordsee endlich ein Ende zu bereiten, erwiesen sich als nicht haltbar.

   DJG/WSJ/jhe

   Dow Jones Newswires

Von ANTON TROIANOVSKI und URSULA QUASS

Weitere Links:

Analysen zu Siemens AGmehr Analysen

10.12.24 Siemens Outperform RBC Capital Markets
06.12.24 Siemens Outperform Bernstein Research
06.12.24 Siemens Overweight JP Morgan Chase & Co.
06.12.24 Siemens Outperform RBC Capital Markets
04.12.24 Siemens Buy UBS AG
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Siemens AG 192,96 0,08% Siemens AG