13.06.2014 14:35:48
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Siemens-Aufseher beraten über Alstom-Gebot - Cromme sieht gute Chancen
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach wochenlangem Ringen steht der Elektrokonzern Siemens unmittelbar vor der Entscheidung über ein mögliches Angebot für den französischen Alstom-Konzern. Der Aufsichtsrat des Elektrokonzerns befasst sich an diesem Sonntag (15. Juni) in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Thema. Wann genau ein Beschluss öffentlich wird, war zunächst offen. Siemens hatte sich für eine mögliche Offerte das japanische Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries mit ins Boot geholt. Wieviel die beiden Unternehmen für Teile des Alstom-Konzerns bieten könnten, ist bisher nicht bekannt.
Seit Wochen liefern sich Siemens und der US-Rivale General Electric (General Electric (GE)) (GE) ein Tauziehen um Alstom. Das amerikanische Unternehmen will für die Energietechnik der Franzosen 12,35 Milliarden Euro auf den Tisch legen und zudem 1000 neue Arbeitsplätze in Frankreich schaffen. Für ihre Offerte hatten die Amerikaner Ende April bereits Rückendeckung des Alstom-Verwaltungsrates bekommen.
Die französische Regierung hatte zuletzt von den Interessenten bessere Angebote gefordert. Es gebe aber "keine Präferenz" für einen der Bewerber, hieß es nach einem Treffen von Präsident François Hollande, Premierminister Manuel Valls und Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg in Paris.
Nach Einschätzung von Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme hat der deutsche Konzern derweil gute Karten in dem Übernahmepoker. "Basis unseres Projekts ist eine Allianz - nicht einfach eine Übernahme gegen Cash", sagte der 71-Jährige der französischen Wirtschaftszeitung "Les Echos" (Freitag). Er habe den Eindruck, dass die französische Politik sich davon angesprochen fühle. Ähnliches gilt laut Cromme für die deutsche Seite. "Natürlich, die Bundesregierung unterstützt uns", sagte er. Die zuständigen Stellen seien informiert und diese sagten: "Macht es!".
Allerdings ließ Frankreichs Wirtschaftsminister Montebourg wissen, dass GE sein ursprüngliches Angebot in den vergangenen Wochen durch neue Vorschläge verbessert habe. Der US-Konzern biete mittlerweile eine Stärkung der Alstom-Transportsparte und Gemeinschaftsprojekte für die Bereiche Energienetze und erneuerbare Energien an, sagte Montebourg der Tageszeitung "Le Parisien" (Freitag).
Medienberichten zufolge hat Siemens im Fall eines gemeinsamen Angebots vor allem Interesse am Gasturbinen-Geschäft von Alstom, während MHI das Dampfturbinen-Geschäft der Franzosen im Auge hat. Letzteres wiederum dürfte dann in einem Gemeinschaftsunternehmen von MHI mit dem japanischen Hitachi-Konzern landen. Damit wäre ein weiterer japanischer Konzern an dem Geschäft beteiligt. Zu den Details wollten sich allerdings alle beteiligten Unternehmen auf Nachfrage nicht äußern.
Siemens hatte in den vergangenen Wochen die Bücher von Alstom unter die Lupe genommen und sich eine Frist bis kommenden Montag (16. Juni) gesetzt, um über eine eigene Offerte für Alstom zu entscheiden. Die Münchner hatten neben einem Kauf der Alstom-Energietechniksparte vorgeschlagen, im Bahntechnik-Bereich ein von französischer Seite kontrolliertes Gemeinschaftsunternehmen zu gründen. So könnten zwei starke europäische Champions entstehen.
"In Europa gibt es praktisch keine Energieressourcen", zitiert "Les Echos" Cromme zu diesem Thema. Wenn jetzt auch noch die Produktion von Energietechnik unter Kontrolle nicht-europäischer Unternehmen gerate, werde man in diesem Bereich künftig genauso abhängig sein wie im Internet, wo US-Unternehmen wie Google, Amazon (Amazoncom) und Apple den Markt beherrschten. Es könne also nur im Interesse aller Europäer sein, industrielle Champions zu haben, die sich im globalen Wettbewerb behaupten können./csc/aha/DP/stb
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