Jahresziele knapp erreicht 10.03.2016 12:27:46

Schwaches Marktumfeld belastet Linde weiter

Die Dividende will Linde auf 3,45 Euro anheben, nach 3,15 Euro im Vorjahr. Konzernchef Wolfgang Büchele sprach von einem positiven Signal an die Aktionäre. "Es spiegelt unsere feste Überzeugung wider, dass wir auch zukünftig auf eine gute Geschäftsentwicklung und eine hohe Leistungskraft bauen können", erklärte der Manager.

Rückenwind erhielt Linde im vergangenen Jahr von positiven Währungseffekten und guten Geschäften mit medizinischen Gasen. Belastet wurde der Konzern jedoch vom niedrigen Umsatz in der Engineering-Sparte, die durch den schwachen Ölpreis und die Investitionszurückhaltung der Kunden leidet. Der Umsatz ist im Anlagenbau um 16,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurückgefallen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist das operative Konzernergebnis (EBITDA) um 5,4 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro gestiegen. Die Erlöse legten ebenfalls um gut 5 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro zu. Die Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis waren ausschließlich positiven Wechselkurseffekten zu verdanken. Bereinigt um die Wechselkurse sind sowohl die Erlöse als auch das operative Konzernergebnis um gut 2 Prozent gefallen. Unter dem Strich verdiente Linde mit 1,15 Milliarden Euro noch gut 4 Prozent mehr als im Vorjahr.

"Das schwierige Marktumfeld und eine schwache Konjunktur haben uns im letzten Jahr vor einige Herausforderungen gestellt", sagte Büchele. Trotz des Gegenwinds sei es Linde aber gelungen, die stabile Ertragskraft zu wahren. Für die Zukunft sieht er den Konzern gut aufgestellt.

Umfeld bleibt herausfordernd

Das Unternehmen geht aber weiter von einem herausfordernden Marktumfeld aus. Die Wachstumsrate des weltweiten Gasemarkts wird in etwa auf dem Vorjahresniveau von 2,5 Prozent erwartet. Der Anlagenbau dürfte dabei weiter durch den niedrigen Ölpreis belastet werden, hieß es. Vor diesem Hintergrund strebt Linde einen währungsbereinigten Umsatz- und operativen Ergebnisanstieg (EBITDA) um 4 Prozent an. Das Marktumfeld könne aber auch zu einem Rückgang um bis zu 3 Prozent führen.

Die Prognose sei von verschiedenen Faktoren abhängig, sagte Büchele weiter. Dazu zählten die wirtschaftliche Entwicklung in wichtigen Märkten wie China, Brasilien und Russland, Währungsschwankungen und die Politik der Notenbanken, erläuterte der Manager. Des Weiteren sei die Entwicklung des Ölpreises ein wichtiger Faktor. Auf all diese Faktoren habe Linde keinen Einfluss, müsse sie aber in seinen Prognosen berücksichtigen, erklärte Büchele.

Im vergangenen Jahr habe Linde zahlreiche Initiativen angestoßen, um auch künftig erfolgreich agieren zu können, erklärte der Manager. So ist das Unternehmen etwa im Healthcare-Geschäft dabei, die Versorgungsdichte in den bestehenden Märkten weiter erhöhen. Zudem will Linde hier in ausgewählte Regionen expandieren und sein Leistungsangebot verbreitern. Auch im Flüssig- und Flaschengasgeschäft erhöht Linde die Dichte in seinem Netzwerk. Zudem versucht der Konzern, sich unter anderem auch mit Service-Angeboten vom Wettbewerb abzuheben.

Das vierte Quartal verlief im Konzern mit einem Umsatz- und Ergebnisrückgang schwach. In den Monaten Oktober bis Dezember fielen die Erlöse um 2 Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Konzernergebnis (EBITDA) ging um 3 Prozent auf 994 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich verdiente Linde mit 289 Millionen Euro 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit den Zahlen lag Linde leicht unter den Analystenschätzungen.

In der Gasesparte, dem größten Geschäftsbereich, sind die Erlöse 2015 im Vorjahresvergleich um 8,5 Prozent auf 15,2 Milliarden Euro gestiegen. Bereinigt um Währungs- und Erdgaspreiseffekte kam noch ein Plus von gut 2 Prozent heraus. Profitiert hat Linde von einem starken Geschäft mit Medizingasen. Das operative Ergebnis legte um 8,2 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zu. Die operative Marge konnte Linde im Gasegeschäft mit 27,4 Prozent stabil halten.

Den stärksten Erlösanstieg zeigte die Region Amerika. Hier verbesserte sich der Umsatz um gut 20 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro, das operative Ergebnis legte um 24 Prozent zu. Unterstützt wurde das Wachstum durch das Healthcare-Geschäft (Lincare). In Nordamerika ist die Zahl der versorgten Patienten deutlich gewachsen. In der Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) lagen Umsatz und operatives Ergebnis leicht über Vorjahr. In der Region Asien/Pazifik wuchs der Umsatz noch um 9 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro.

Rückgänge bei Healthcare erwartet, Sorgenkind Engineering

Für 2016 erwartet Linde in der Gasedivision währungsbereinigt einen Umsatz mindestens auf dem Niveau des Vorjahres. Möglich sei auch ein Anstieg um bis zu 5 Prozent, hieß es. Im Healthcare-Geschäft rechnet Linde aufgrund der staatlichen Preiskürzungen für Leistungen in den USA mit einem rückläufigen Umsatz. Auch das Ergebnis der Sparte werde im Vorjahresvergleich schwächer ausfallen, hieß es.

Bei der US-Medizingasetochter Lincare sehe Linde aber keinen Abschreibungsbedarf, sagte Finanzvorstand Georg Denoke. Bei der Versorgung der Kunden mit Gas vor Ort (On-site-Geschäft) erwartet Linde in diesem Jahr dagegen positive Beiträge zur Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Beim währungsbereinigten operativen Ergebnis rechnet Linde mit einem Anstieg von bis zu 6 Prozent. Möglich sei aber auch ein Rückgang um 1 Prozent, hieß es.

Eingetrübter sind dagegen die Erwartungen in der Engineering-Sparte. Hier geht Linde weiter von einem volatilen Marktumfeld aus. Linde rechnet mit einem Umsatz unter Vorjahr in einer Bandbreite von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro, nach knapp 2,6 Milliarden Euro 2015. Die operative Marge soll weiter rund 8 Prozent erreichen.

Auch das zurückliegende Jahr war für die Anlagenbausparte von Linde schwierig. Der niedrige Ölpreis und die geringe Kundennachfrage machen dem Konzern hier weiter zu schaffen. Die Neuaufträge sind im vergangenen Jahr eingebrochen. Der Auftragseingang fiel per Ende Dezember auf 2,5 Milliarden Euro zurück, nach 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr.

Die Erlöse sanken um 16,5 Prozent. Das operative Ergebnis rutschte um 28 Prozent auf 216 Millionen Euro ab. Die operative Marge der Sparte lag mit 8,3 Prozent aber noch oberhalb der von Linde ausgegebenen Zielmarge für das Gesamtjahr von rund 8 Prozent. Ende 2015 ist Linde mit Gazprom eine strategische Partnerschaft eingegangen. Ein erster Anlagenbauvertrag wurde bereits abgeschlossen.

Mit Sparmaßnahmen will sich der Konzern weiter wetterfest machen. Mit dem Kostensenkungsprogramm HPO hat Linde seit dem Start 2013 bereits Einsparungen von 620 Millionen Euro erzielt, davon 200 Millionen Euro im Vorjahr. Ziel ist bis Ende 2016 Einsparungen von 750 bis 900 Millionen Euro zu erreichen. Für 2015, 2016 und 2017 erwartet der Konzern zudem weitere Einsparungen von etwa 180 Millionen Euro. Davon hat Linde bereits 120 Millionen Euro erreicht.

Auch Zukäufe hat Linde weiter im Blick. Dabei werde das Unternehmen aber selektiv und gezielt vorgehen und nur Objekte übernehmen, die wirklich zum dem Konzern passen, sagte Büchele. Zur Disposition steht weiter die Kühllogistiktochter GIST, die Büchele bei einem interessanten Angebot weiter verkaufen würde. Geschäftschancen rechnet sich Linde auch im Iran aus. Hier sehe das Unternehmen für sich viele Möglichkeiten, sagte Linde-Vorstandsmitglied Christian Bruch. Die Frage sei allerdings, wie schnell das Land Finanzmittel zur Verfügung stellen könne zur Finanzierung seiner Wachstumspläne, sagte er.

Restrukturierungskosten belasten

Belastet wurde Linde im Vorjahr auch von Restrukturierungsaufwendungen, hauptsächlich in Brasilien, Australien und Südafrika. Sie summierten sich 2014 und 2015 auf 258 Millionen Euro. In den Ländern musste Linde die Aktivitäten an die schwächere Wirtschaftsentwicklung anpassen, was auch Arbeitsplätze kostete.

Am Aktienmarkt kamen am Donnerstag vor allem die Dividendenpläne des Unternehmens gut an. Die Aktie liegt in einem insgesamt behaupteten Markt zur Mittagszeit fast 1 Prozent im Plus. Zuletzt hatte das Münchner Unternehmen bei Anlegern allerdings eher für Enttäuschung gesorgt. Anfang Dezember musste Linde bei seinen Zielen für 2017 zurückrudern, die Aktie stürzte daraufhin um 14 Prozent ab. Sowohl das operative Konzernergebnis als auch die Kapitalrendite sollen niedriger ausfallen als Linde ursprünglich erwartet hat. Statt eines operativen Konzernergebnisses von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro werden nun nur noch 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro prognostiziert. Die Kapitalrendite wird 2017 bei 9 bis 10 Prozent gesehen, ursprünglich sollten es 11 bis 12 Prozent werden.

Die Linde-Aktie gewinnt im Xetra-Handel am Donnerstag zwischenzeitlich rund 1 Prozent zu.

Dow Jones Newswires

Weitere Links:

Analysen zu Linde AGmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!