Aussicht auf höhere Zinsen 12.03.2014 15:42:33

Schäuble: Zinsniveau mittelfristig aus deutscher Sicht zu niedrig

Gleichzeitig bekräftigte er die Erwartung, dass das Zinsniveau in der Eurozone mittelfristig steigen wird. Derzeit befinde sich der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 0,25 Prozent auf einem historisch niedrigen Stand.

   "Wir unterstellen natürlich in unserer Finanzplanung - ich hab das oft genug öffentlich ausgeführt -, dass wir davon ausgehen, dass die Zinsen allmählich etwas ansteigen werden", sagte Wolfgang Schäuble bei der Vorstellung seines neuen Budgetentwurfes in Berlin. "Ich finde, dass wir mittelfristig ein zu niedriges Zinsniveau jedenfalls aus deutscher Sicht haben", sagte er.

   Schäubles Äußerungen erfolgten vor immer noch deutlich unterschiedlichen Wachstumsszenarien in den verschiedenen Euro-Ländern. Während Deutschland sich dieses Jahr im Aufschwung befindet, kämpfen andere Staaten der Eurozone nach wie vor mit schleppenden Wirtschaftsaussichten. Die Bundesregierung aber rechnet mit einem BIP-Plus von 1,8 Prozent in diesem und 2,0 Prozent im kommenden Jahr, und jüngste harte Wirtschaftsdaten belegen, dass die Wirtschaft mit Rückenwind in das erste Quartal gestartet ist. Manche Ökonomen rechnen sogar schon für dieses Jahr mit 2 Prozent Wachstum.

   Mit dem am Mittwoch beschlossenen Plan, ab 2015 erstmals seit 1969 keine neuen Schulden mehr zu machen, steht Deutschland zudem im krassen Widerspruch zu anderen großen europäischen Volkswirtschaften wie Frankreich oder Italien, die derzeit mit hohen Budgetdefiziten kämpfen.

   Schäuble und seine Beamten haben bereits mehrfach betont, das Zinsniveau wäre wegen der hiesigen Konjunktur für Deutschland allein genommen zu niedrig. "Ich weiß, dass die Situation in einigen Ländern in Europa sehr anders ist," räumte Schäuble am Mittwoch erneut ein. "Deswegen ist eine einheitliche Geldpolitik in Europa auch nicht ganz so einfach wie sich das manche vorstellen."

   Allerdings hoffe er, dass die Euro-Stabilisierungspolitik zu einer stärkeren Annäherung der Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Volkswirtschaften führen werde, die den Spielraum für ein mittelfristig höheres Zinsniveau erweitere. "Deshalb müssen wir darauf bestehen, dass alle Länder nicht nur ihre finanzpolitischen Verabredungen einhalten, sondern dass alle Länder sich auch um die dauerhafte Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit kümmern", betonte der Finanzminister. "In dem Maße, in dem es gelingt, werden wir auch mittelfristig ein stabileres Zinsniveau erreichen."

   DJG/ank/sha

   Dow Jones Newswires

Von Andreas Kißler

BERLIN

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