Karbon-Nachfrage besser |
17.02.2014 15:44:33
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SGL-Aktie auf Höhenflug: Joint-Venture mit BWM wird ausgeweitet
Sprecher von BMW und SGL erklärten auf Anfrage, dass das Joint Venture (JV) in Moses Lake momentan die Produktionsflächen erweitere. "Wir bereiten uns auf die erwartet höhere Nachfrage nach Karbonfasern vor", sagten beide unisono. BMW will laut dem Unternehmenssprecher künftig nicht mehr nur in der Elektroautoreihe i und bei den Sportwagen der M-Serie kohlefaserverstärkten Kunststoff (CFK) einsetzen, sondern auch bei anderen Modellen.
Ob in die neue Version des Flaggschiffs BMW 7 CFK einfließen wird, wie es das Handelsblatt zuvor berichtete, wollte er nicht sagen. Auch zu den von der Zeitung kolportierten Ausmaßen der Kapazitätsausweitung äußerten sich beide Sprecher nicht konkret. Laut dem Handelsblatt wollen SGL und BMW zusätzlich mehr als 100 Millionen Euro investieren, um die CFK-Produktion auf jährlich 6.000 Tonnen zu verdoppeln.
Die beiden deutschen Konzerne hatten das gemeinsame Werk im US-Bundesstaat Washington 2011 eingeweiht, nachdem 2009 das Joint Venture gegründet worden war. Die in Moses Lake hergestellten Fasern werden in den BMW-Werken in Landshut und Wackersdorf zu Kohlefaserplatten weiterverarbeitet, die wiederum zu Karosserieteilen für die Elektroautos i3 und i8 werden. Die beiden Wagen fertigen die Münchener in Leipzig.
Der Stadtflitzer i3, der seit Kurzem bestellt werden kann, läuft nach Bekunden von BMW gut. Vor einigen Wochen hieß es, es lägen mehr als 11.000 Bestellungen für den Kompakten vor - und in den USA und China ist er noch gar nicht verfügbar. Finanzchef Friedrich Eichiner hatte im Herbst angesichts des positiven ersten Feedbacks eine Ausweitung der i3-Kapazitäten als möglich bezeichnet. Der Hybrid-Supersportler i8 wird noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.
Anleger reagieren euphorisch auf die Nachricht von den möglichen Kapazitätserweiterungen in Moses Lake. Die Aktie von SGL springt um 11,6 Prozent in die Höhe. Damit ist der Wert nicht nur der größte Tagesgewinner in den wichtigsten Indizes, sondern hat mit 30,42 Euro auch den höchsten Stand seit Anfang Dezember erreicht.
Der mögliche Ausbau der Kapazitäten lasse darauf schließen, dass Karbon-Fasern im Autobau gut funktionieren, sagte ein Marktteilnehmer.
Es ist nicht nur ein dickes Plus an der Börse, sondern ein wichtiges Signal für SGL Carbon. Zwar gilt Karbon seit Jahren als der Zukunftswerkstoff schlechthin. Das Material ist deutlich leichter, aber ebenso stabil wie Stahl. Im Flugzeugbau setzen große Hersteller wie Boeing schon seit einer ganzen Zeit auf das Material.
Allerdings ist es bis zu achtmal teurer. Marktbeobachter waren unter anderem deshalb lange skeptisch, was den Einsatz von CFK in der Autoindustrie angeht. Zumal sich neben BMW kein anderer Hersteller so stark zum Werkstoff Carbon bekannte.
Zwar forschen nahezu alle Automobilbauer mittlerweile zumindest gemeinsam mit den wenigen Karbonherstellern der Welt, um mit dem leichten Verbundwerkstoff ihre Schadstoffbilanz zu verbessern oder bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen die Gewichtszunahme durch die schweren Akkus auszugleichen. Die Bayern sind aber die einzigen, die Kohlefasern in der Serienproduktion einsetzen. Es mache misstrauisch, dass BMW als einziger Hersteller in so großem Stil auf CFK setze, sagte beispielsweise Analyst Lars Hettche vom Bankhaus Metzler.
Grund für das deutliche Kursplus bei SGL Carbon könnte laut Marktbeobachtern auch das Wiederaufflammen der Übernahmefantasie sein. Falls BMW nun verstärkt auf die neue Technik setze, könnte der Konzern einen stärkeren Einfluss anstreben, heißt es.
Die Bayern waren 2011 bei den Hessen eingestiegen und halten gemeinsam mit Großaktionärin Susanne Klatten 42,5 Prozent an SGL Carbon. In den vergangen Monaten hatten immer wieder Gerüchte über eine Aufstockung kursiert. BMW-Chef Norbert Reithofer hatte dies jedoch dementiert. Das wäre auch kein einfaches Unterfangen, da Volkswagen mit rund 8 Prozent ebenfalls einen Fuß in der Tür hat bei SGL Carbon.
Während das Karbon-Geschäft mit der Autoindustrie bei SGL im vergangenen Jahr rund lief, hatte das Unternehmen zuletzt in anderen Bereichen heftige Schwierigkeiten. Wegen Verschiebungen bei Windenergieprojekten und verzögerten Lieferverträgen mit dem Flugzeugbauer Boeing musste der Konzern 2013 hohe Abschreibungen verbuchen. Zwei Mal kassierte SGL im vergangenem Jahr deshalb die Gewinnprognose.
Von Nico Schmidt und Markus Klausen
Mitarbeit: Herbert Rude
DJG/kla/ncs/sha
Dow Jones Newswires
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