19.09.2014 11:07:47

Ökonomen: Schotten-Votum vermeidet "Worst-Case-Szenario"

FRANKFURT (dpa-AFX) - Volkswirte haben mit Erleichterung auf das Votum der Schotten gegen eine Abspaltung von Großbritannien reagiert. Das Abstimmungsergebnis habe das Vereinigte Königreich vor einer Phase starker Unsicherheit bewahrt. "Das Worst-Case Szenario konnte vermieden werden", schrieb beispielsweise Experte Daniel Vernazza von der Unicredit am Freitag in einer Analyse. Er sieht die britische Wirtschaft nach dem Ja der Schotten für den Verbleib im Königreich unverändert auf einem "robusten" Wachstumspfad.

Allerdings dürfte eine Rückkehr der Briten zum "business as usual" nach Einschätzung der DZ Bank nur bedingt möglich sein. "Dies liegt vor allem an den Zugeständnissen, die der britische Regierungschef David Cameron den Schotten in den letzten Tagen vor dem Referendum versprochen hat", so die DZ Bank-Experten. Unter anderem sollen die Schotten fiskalpolitisch in Zukunft besser gestellt werden.

Dagegen zeigte sich mit Blick auf die künftige Geldpolitik der Bank of England Erleichterung bei Experten. Die Abstimmung in Schottland habe auch hier Unsicherheit beseitigt, so Unicredit-Experte Vernazza. Allgemein wird erwartet, dass die britische Notenbank als erste der führenden Notenbanken der Welt ihre Zinsen wegen der robusten Konjunktur erhöhen wird. "Der Unsicherheitsfaktor, der in den vergangenen Wochen vieles überlagert hat, ist vom Tisch, und auch die Bank of England kann sich erleichtert zurücklehnen", kommentierte die DZ Bank.

Außerdem hat das Referendum nach Einschätzung der Berenberg Bank die Chancen für einen Verbleib der Briten in der Europäischen Union erhöht. Wenn es im Jahr 2017 wie beabsichtigt zu einem Referendum in Großbritannien kommen sollte, "erwarten wir keinen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU", schrieb Berenberg-Experte Robert Wood. Bei dieser Abstimmung dürften die vergleichsweise EU-freundlich eingestellten Schotten eine wichtige Rolle spielen. Allerdings werde die Unsicherheit über die Rolle Großbritannien in der EU weiter bestehen bleiben, schränkte Wood ein.

Nach Einschätzung des Bankhauses Metzler können schließlich auch die Politiker der Europäischen Union in Brüssel aufatmen. Mit dem Schotten-Referendum habe ein befürchteter Ansteckungseffekt auf andere Regionen Europas vorerst abgewendet werden können. Neben den Schotten gibt es vor allem in der spanischen Region Katalonien und in Belgien starke Unabhängigkeitsbewegungen./jkr/bgf

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