21.02.2014 16:35:32
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S&P warnt vor Staatspleite in der Ukraine
Von Neelabh Chaturvedi
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hält eine Staatspleite der Ukraine wegen der politischen Krise für zunehmend wahrscheinlich. S&P senkte daher die Bonitätsnote des Landes um eine Stufe auf CCC mit negativem Ausblick. Die Staatspapiere werden damit als hochspekulativ eingestuft. Zuvor hatte das Rating bei CCC+ gelegen. "Wir halten inzwischen einen Zahlungsausfall der Ukraine für wahrscheinlich, wenn es nicht zu signifikanten Besserungen kommt", erklärten die Kreditwächter.
Die politische Lage in dem Land habe sich so stark verschlechtert, dass die Fähigkeit, die Schulden zu bedienen, zunehmend gefährdet erscheine, teilte S&P zur Begründung mit. Zudem sei unsicher, ob Russland das Land im Jahresverlauf 2014 weiter finanziell unterstützen werde. Im Dezember hatte Russland eine Finanzspritze von 15 Milliarden US-Dollar versprochen.
"Wir glauben, dass die russische Hilfe an die gegenwärtige Regierung und ihre Abkehr von der Europäischen Union und ihre Hinwendung zu Russland gebunden ist", erläuterte S&P. "Wegen der eskalierenden Krise in der Ukraine ist die russische Kredithilfe von 15 Milliarden US-Dollar zunehmend unsicher."
Auslöser für die politische Krise in der Ukraine war die Entscheidung der Regierung in Kiew, den Assoziierungsprozess mit der Europäischen Union auszusetzen und stattdessen den Handel mit Russland auszubauen. Gegen diesen Kurswechsel gibt es seit Monaten heftige Proteste der pro-europäischen Opposition, die zuletzt in blutige Kämpfe umschlugen.
S&P schätzt, dass die Regierung, die Zentralbank und die staatliche Gasfirma Naftogaz in diesem Jahr rund 13 Milliarden US-Dollar benötigen, um ausländische Schulden zu bedienen. Die Währungsreserven der Ukraine sind im Januar auf 17,8 Milliarden US-Dollar von 20,4 Milliarden im Dezember gefallen.
"Sollte Russland nicht zu seinen Versprechungen stehen, erwarten wir, dass die ukrainische Regierung ihre ausländischen Schulden nicht bedienen wird", erklärten die S&P-Kreditanalysten.
Nicht ganz so pessimistisch ist Viktor Szabo, Portfolio-Manager bei Aberdeen Asset Management: "Sollte Russland die Ukraine fallen lassen, dann gibt es das Risiko, dass zumindest Papiere mit kürzeren Laufzeiten verspätet zurückgezahlt werden, bevor der IWF zur Hilfe kommt."
Inzwischen zeichnet sich eine Wende in der ukrainischen Krise ab. Präsident Viktor Janukowitsch ist zu vorgezogenen Präsidentschaftswahlen bereit. Zugleich erklärte er am Freitag in Kiew, er akzeptiere eine Verfassungsreform und die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Ein Datum wurde in der Mitteilung allerdings nicht genannt. Damit scheint möglich, dass Russland den Kampf um die Ukraine verliert und die Opposition an die Macht kommt.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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February 21, 2014 10:15 ET (15:15 GMT)
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