18.03.2014 14:21:33

Russland droht westlichen Unternehmen mit Gegenmaßnahmen

   Von Lukas Alpert und Klaus Brune

   Nach den Sanktionen gegen russische und ukrainische Offizielle droht Russland westlichen Unternehmen offen mit Gegenmaßnahmen. Russische Großkonzerne könnten ihre Geschäfte durchaus in Länder verlagern, die sich nicht an den Sanktionen beteiligen, warnte etwa der Chef des russischen Ölgiganten Rosneft. Und auch in Russland selbst könnte das Klima für die westliche Industrie ungemütlich werden, kündigte derweil Russlands stellvertretender Industrieminister an.

   "Aus unternehmerischer Sicht haben russische Firmen durchaus Alternativen, wohin sie ihre Geschäfte tragen können," zitierten Nachrichtenagenturen den Rosneft-Vorstandschef Igor Sechin. "Es gibt eine globale Wirtschaft in der Welt, in der Europa und die USA nicht seit langer Zeit das Sagen haben." Rosneft war erst Anfang der Woche, nur einen Tag nach dem Referendum auf der Krim für den Anschluss an Russland, im großen Stil beim italienischen Reifenhersteller Pirelli eingestiegen.

   Als Reaktion auf das Referendum auf der Halbinsel Krim hatten die USA und die Europäische Union erste Sanktionen gegen russische und ukrainische Funktionsträger beschlossen. Unter anderem wurden Reisebeschränkungen ausgesprochen und die Auslandsguthaben von Personen eingefroren, die zur Destabilisierung der Lage in der Ukraine und speziell auf der Krim beigetragen haben sollen.

   Dessen ungeachtet kündigte der stellvertretende russische Industrie- und Handelsminister Alexej Rachmanow an, dass weitere Sanktionen das Klima für westliche Unternehmen, insbesondere aus der Automobilindustrie, eintrüben könnten. "Wir haben uns sehr ernsthaft in den vergangenen Jahren um Auslandsinvestitionen in die russische Autoindustrie bemüht. Diese (Investitionen) jetzt mit einem Schlag aufs Spiel zu setzen, wäre töricht," so Rachmanow. "Ich erwarte keine dramatischen Veränderungen, aber wenn sich etwas in dieser Richtung tut, dann sei es eben so."

   Sollten die USA oder Europa ihre Sanktionen über das bisher bekannte Maß ausdehnen, hätte das Folgen, warnte Rachmanow. "Jede Maßnahme wird zu einer Gegenmaßnahme führen. In dieser Welt bleibt nichts einseitig", sagte er am Rande einer Automobilveranstaltung. "Wenn jemand dieses Spiel spielen möchte, muss er mit Konsequenzen rechnen."

   Die globale Automobilindustrie, an deren Spitze auch deutsche Hersteller wie Volkswagen, BMW und Daimler stehen, hat in den vergangenen Jahren viel Geld in den russischen Markt gesteckt. General Motors versprach 2012, rund 1 Milliarde US-Dollar in das Land zu investieren, um seine Autoproduktion bis 2018 auf 350.000 Fahrzeuge pro Jahr zu puschen. Volkswagen steckt bis Ende 2018 1,2 Milliarden Euro in den Bau einer Motorenfabrik vor Ort. Und die Allianz aus Renault und Nissan dürfte demnächst bekanntgeben, mit 742 Millionen Dollar die Kontrolle über den größten Autohersteller des Landes, OAO AvtoVAZ zu übernehmen.

   Der russische Markt wird von den westlichen Autobauern als einer der Hoffnungsträger angesehen, mit dem die Schwäche auf dem europäischen Kontinent abgefedert werden könnte. Ein Abflauen der russischen Konjunktur im vergangenen Jahr sorgte aber für einen gewissen Einbruch bei den Absatzzahlen und hat dem Markt einiges von seinem Glanz genommen.

   Dennoch ist es weiterhin ein wichtiger Markt für die deutschen Autohersteller. "Wir sind (dort) voll investiert und dieses momentane Krisengewitter stört uns sehr stark", sagte Volkswagen-Konzernlenker Martin Winterkorn am Dienstag auf einer Konferenz in München. Volkswagen sei daran "insgesamt sehr interessiert, dass sich die Wogen glätten und Vernunft in die Köpfe kommt". Man könne nur hoffen, dass die politisch Verantwortlichen das Thema vernünftig angehen, warnte Winterkorn.

   Die jüngsten Spannungen haben aber bereits zu einer weiteren Eintrübung der Lage auf dem russischen Automarkt geführt. Ford kündigte am Montag an, dass sein russisches Gemeinschaftsunternehmen Kürzungen in der Produktion erwägt, um auf die schwächere wirtschaftliche Entwicklung und die Abschwächung des Rubels zu reagieren. Russland selbst kalkuliert im schlimmsten Fall mit einem Absturz der Autoverkäufe um 6,5 Prozent in diesem Jahr, wie Rachmanow einräumte. Dennoch rechnet er nicht damit, dass sich ausländische Hersteller wegen einer politischen Krise aus dem Land zurückziehen. "Wir haben diesen Markt so stark vorangebracht, dass es mir schwerfällt, mir vorzustellen, dass jemand hier aufgeben wird", sagte er.

   Mitarbeit: Ursula Quass

   Kontakt zum Autor: klaus.brune@wsj.com

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