11.09.2013 11:19:31
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Rolls-Royce peilt Rekordjahre vier und fünf an
Von Nico Schmidt
Die britische Luxusautoschmiede Rolls-Royce rüstet sich trotz der widrigen wirtschaftlichen Bedingungen für ein Rekordjahr und will dank des neuen Modells Wraith das nächste gleich folgen lassen. "2013 wollen wir mindestens ein Auto mehr verkaufen als im letzten Jahr", sagte Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös am Rande der IAA in einem Interview mit dem Wall Street Journal Deutschland. Im Jahr darauf werde wohl erstmals die 4.000er-Marke bei den Verkäufen geknackt.
Seine Hoffnungen setzt der Manager vor allem auf die sportliche Fließhecklimousine Wraith, die auf dem Genfer Autosalon im Frühjahr erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde und bald ausgeliefert werden wird. Mitte November soll es losgehen. "Erste glückliche Kunden werden ihren Wagen noch vor Weihnachten bekommen", sagte Müller-Ötvös.
Einen spürbaren Effekt auf das Verkaufsvolumen erwartet er sich vom kraftvollsten Rolls-Royce aller Zeiten, der um die 250.000 Euro kosten wird, in diesem Jahr zwar noch nicht. 2014 soll der Wagen mit seinen rund 630 PS laut Müller-Ötvös dann aber voll einschlagen. Er gehe davon aus, dass Rolls-Royce im nächsten Jahr erstmals mehr als 4.000 Autos ausliefern werde, sagte der Manager.
Der Auftragseingang für den Wraith sei ebenso gut wie das bisherige Feedback von potenziellen Kunden und Fachpresse. Der Wagen ist für Rolls-Royce laut Müller-Ötvös ein "Game Changer", da er der BMW-Edel-Tochter neue, jüngere Kunden bringen soll. "Die ersten Signale laufen genau in die richtige Richtung", die Positionierung scheine aufzugehen. So hätten bereits einige Ferrari-Fahrer, die bisher eher nicht unbedingt zum Rolls-Royce-Klientel gehörten, einen Wraith bestellt.
Wie hoch das Absatzpotenzial für den Wraith ist, wollte Müller-Ötvös nicht genau sagen. Es werde sich aber zwischen den beiden Baureihen Phantom und Ghost einpendeln. Das Flaggschiff Phantom verkaufte sich zuletzt etwa 800 bis 900 mal jährlich.
2012 hatte Rolls-Royce weltweit insgesamt 3.575 Autos ausgeliefert - ein Plus von gut einem Prozent und mehr als je zuvor in der insgesamt 108-jährigen Geschichte des britischen Traditionsunternehmens.
Im bisherigen Jahresverlauf blieben die Verkäufe stabil, sagte Müller-Ötvös. Grund ist nicht zuletzt die Einführung des Wraith, für den Anfang 2013 das Werk im südenglischen Goodwood gerüstet werden musste, was die Produktion zeitweise einschränkte.
In China, den USA, dem mittleren Osten und Japan laufe es gut für Rolls-Royce, sagte Müller-Ötvös. Gleiches gelte auch für Großbritannien, Deutschland, die Schweiz und Russland. Im krisengeplagten Süden Europas gebe es dagegen einige Märkte, die keine guten Geschäfte mehr versprächen.
Insgesamt gesehen ist die Auftragslage laut dem Manager gut. Wer heute einen Wagen bestelle, müsse bis Mai kommenden Jahres auf das Auto warten, sagte Müller-Ötvös. Das Werk laufe am Anschlag.
Trotzdem beschäftigt der Manager sich, der seit 2010 das Zepter bei den Briten schwingt, mit weiteren Möglichkeiten, die Modellpalette von Rolls-Royce zu vergrößern. "Über das SUV-Segment denken wir sehr intensiv nach", sagte Müller-Ötvös. Die Designer beschäftigten sich gerade mit der Frage, ob ein sportlicher Geländewagen zur Marke mit der geflügelten Kühlerfigur Spirit of Ecstasy aussehen könnte und ob er zu ihr passe. "Es gibt noch keine Entscheidung", stellte Müller-Ötvös klar. Er sei aber sehr an dem Segment interessiert.
SUVs waren in den vergangenen Jahren weltweit gesehen das wachstumsstärkste Marktsegment überhaupt - und zwar weltweit. Immer mehr Autobauer stoßen deshalb in den Bereich vor, zuletzt auch die Hersteller von Oberklasse-Autos. So wird die Volkswagen-Tochter Bentley demnächst ein SUV auf den Markt bringen und auch Lamborghini hat entsprechende Pläne in der Schublade.
Dem Trend hin zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs, der auf der IAA sehr deutlich wird, wird sich Rolls-Royce wohl nicht entziehen können. "Ich glaube, dass wir mittel- bis langfristig etwas anbieten werden - wahrscheinlich einen Plug-In-Hybrid", sagte Müller-Ötvös. Gründe seien weniger Kundenwünsche als vielmehr regulatorische Anforderungen. Zum einen werden die Emissionsvorschriften weltweit zunehmend strenger und bei Verfehlen drohen drakonische Strafen, zum anderen gibt es in einigen Mega-Städten beispielsweise in China bereits Zulassungsbeschränkungen für Autos mit ausschließlich herkömmlichen Verbrennungsmotoren.
Für Rolls-Royce steht auf der IAA eindeutig das Thema "Bespoke", also die Individualisierung des Autos, im Vordergrund. "Das ist ein sehr einträgliches Geschäft", sagte Müller-Ötvös, der sich zu finanziellen Details wie üblich ausschwieg. "Das kann keiner so gut wie wir".
Den Kundenwünschen sind bei Rolls-Royce in der Tat kaum Grenzen gesetzt. Einer der Renner waren zuletzt im Dachhimmel eingelassene Fiberglasfasern, die einen Sternenhimmel darstellen und auf Wunsch sogar das Sternzeichen des Besitzers abbilden. Gegen einen entsprechenden Aufpreis, versteht sich. Rund 100 von insgesamt etwa 1.300 Mitarbeitern beschäftigen sich in Goodwood bereits mit dem Thema.
Beim Flaggschiff Phantom liegt der Personalisierungsanteil mittlerweile bei nahezu 100 Prozent, beim Ghost bei etwa drei Vierteln. Und auch beim Wraith hat sich Müller-Ötvös, der sich das Thema nach seinem Amtsantritt auf die Fahnen schrieb, einiges vorgenommen: "60 bis 70 Prozent sollten es schon sein".
Kontakt zum Autor: nico.schmidt@wsj.com
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September 11, 2013 05:07 ET (09:07 GMT)
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