09.04.2015 15:27:47
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Rente mit 63 untergräbt Beschäftigungsziele für Ältere
NÜRNBERG (AFP)--Die Rente mit 63 hat offenbar zumindest im vergangenen Jahr das Ziel untergraben, Ältere möglichst lange am Arbeitsmarkt zu halten. Von Juni bis September 2014 ging die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung der über 63-Jährigen erstmals nach Jahren wieder zurück, wie aus am Donnerstag bekannt gewordenen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht, über die zunächst die Süddeutschen Zeitung berichtet hatte.
Im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2013 nahm die Zahl der 63- bis 65-Jährigen zwischen Juni und September um 13.400 zu. Im vergangenen Jahr gab es dagegen demnach in diesem Zeitraum einen Rückgang um 23.600. Die Statistiker der BA gehen den Angaben zufolge davon aus, dass sich diese Entwicklung am Ende des vergangenen Jahres fortgesetzt hat.
Mitte 2014 war die Rente mit 63 eingeführt worden. Die abschlagsfreie Rente kann beanspruchen, wer 45 Beitragsjahre vorweisen kann. Bereits am Mittwoch waren BA-Zahlen bekannt geworden, nach denen der vorherige Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen nach Einführung der Rente mit 63 deutlich gebremst wurde.
Das Bundesarbeitsministerium hatte sich daraufhin dennoch überzeugt gezeigt, dass ungeachtet der Rente mit 63 künftig wieder mehr ältere Menschen länger berufstätig bleiben. Ein Ministeriumssprecher sprach von einer "gewissen Delle". Die aktuelle Entwicklung sei aber vorübergehender Natur und stelle den Grundtrend keineswegs in Frage.
Kritiker der Neuregelung fühlten sich aber bestätigt durch die jüngsten Zahlen. "Die abschlagsfreie Rente ab 63 untergräbt die erfolgreichen Anstrengungen, die Beschäftigung Älterer zu erhöhen und entzieht dem Arbeitsmarkt dringend benötigte qualifizierte Arbeitskräfte", hieß es laut Süddeutscher Zeitung bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Der rentenpolitische Sprecher der Grünen, Markus Kurth, zeigte sich überzeugt, dass fast ein Drittel der Begünstigten ohne die neue Rente heute noch arbeiten würde.
Bis Ende Februar lagen der Deutschen Rentenversicherung nach eigenen Angaben rund 255.000 Anträge auf Rente mit 63 vor. Die Nachhaltigkeitsrücklage der gesetzlichen Rentenversicherung schrumpfte derweil. Sie lag Ende Februar bei 33,4 Milliarden Euro, nachdem sie im Dezember noch bei 35 Milliarden Euro gelegen hatte. Laut Rentenversicherung ist dieser Rückgang aber nicht allein auf die Rente mit 63 zurückzuführen. Mitverantwortlich dafür sind demnach dafür beispielsweise auch die Senkung des Beitragssatzes zum Jahresanfang, die Mütterrente und saisonale Schwankungen.
DJG/apo
(END) Dow Jones Newswires
April 09, 2015 08:57 ET (12:57 GMT)- - 08 57 AM EDT 04-09-15
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