Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank Fed, hat den Finanzmärkten weiter ultrabilliges Geld versprochen.
Der lockere geldpolitische Kurs der Fed bleibe weiter angemessen, sagte Yellen am Mittwoch in Washington bei einer Anhörung vor dem US-Kongress. Die oberste US-Währungshüterin zeigte sich jedoch vergleichsweise zuversichtlich für die Wirtschaft, wenngleich sie betonte, dass die Lage am Arbeitsmarkt kritisch bleibe.
Die Gründe für die jüngste Wachstumsschwäche seien nur vorübergehender Natur gewesen, sagte Yellen. Für 2014 rechnet sie mit einem stärkeren Wachstum als im Vorjahr. 2013 hatte die US-Wirtschaft um 1,9 Prozent zugelegt. Im ersten Quartal war sie hingegen - ausgebremst durch den extrem kalten Winter - kaum von der Stelle gekommen.
ANLEGER REAGIEREN UNENTSCHLOSSEN
Die Fed hatte Anfang 2014 begonnen, ihre Konjunkturstützen schrittweise abzubauen. Die Notenbank reduzierte die milliardenschweren Anleihekäufe, mit denen das Wachstum in den Krisenjahren angeschoben worden war. Das monatliche Volumen dieser Finanzspritzen, mit denen die Zinsen für langfristige Investitionen gedrückt und der Spielraum für die Kreditvergabe erhöht werden sollen, ist bereits von 85 auf 45 Milliarden US-Dollar gesunken. Die Käufe sollen weiter gedrosselt und im Laufe des Jahres ganz eingestellt werden.
Präsidenten der US-Notenbank
Janet Yellen
Janet Yellen, von Präsident Obama im Oktober 2013 als neue Fed-Chefin nominiert, steht der US-Notenbank seit Februar 2014 vor und ist damit die erste Frau an deren Spitze. Bereits seit 2010 hatte sie das Amt der Fed-Vizechefin inne und war damit Stellvertreterin des letzten Fed-Chefs Ben Bernanke, den sie beispielsweise bereits beim Notenbankertreffen in Jackson Hole im August 2013 vertreten hatte. Zuvor leitete sie die Federal Reserve Bank of San Francisco. Yellen gilt als Befürworterin einer lockeren Geldpolitik zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Ben Bernanke
Die Amtszeit von Ben Bernanke als Chef der amerikanischen Notenbank endete im Januar 2014. Er stand der Fed acht Jahre vor. Bevor er an die Spitze der Fed vorrückte, war Bernanke 2005 unter Präsident George W. Bush Vorsitzender des Rates der Wirtschaftsberater des Präsdienten. Ben Bernanke gilt als äußerst pragmatischer Ökonom und verfolgte über die sogenannte Quantitative Lockerung (Quantitative Easing) eine Politik des billigen Geldes. Er bekam von Kritikern daher auch den Spitznamen "Helikopter-Ben" verpasst, der ausdrücken soll, dass Bernanke im Falle einer Deflation sogar mit dem Hubschrauber Dollarscheine abwerfen würde.
Alan Greenspan
Alan Greenspan stand der US-Notenbank von August 1987 bis Januar 2006 vor. Der Sohn eines Börsenmaklers wollte eigentlich Musiker werden und entschied sich erst relativ spät für eine Laufbahn im Wirtschaftsbereich. 1974 wurde er vom Präsident Nixon zum Chef des Rates der Wirtschaftsberater ernannt. Ronald Reagan berief ihn dann schließlich 1987 zum Fed-Chef. Diesen Posten hatte Greenspan dann fast 10 Jahre unter vier verschiedenen US-Präsidenten inne, was zeigt, dass er ein hohes Ansehen genoss. Als Fed-Chef verfolgte er hauptsächlich eine Politik niedriger Zinssätze, war aber gegen feste Regeln für die Geldpolitik. Von Kritikern wurde während seiner Amtszeit oft bemängelt, dass Greenspan sich absichtlich unverständlich ausdrücken würde und dadurch die Märkte verwirre.
Paul Volcker
Paul Volcker war zunächst Vorsitzender der Federal Reserve Bank of New York, bevor er im August 1997 zum Fed-Chef berufen wurde. Er behielt dieses Amt bis August 1987. Seine Amtszeit lag in einer Periode der hohen Inflation - diese lag zeitweise bei 15 Prozent - der Volcker mit einem hohen Leitzins begegnete. Zeitweise hob er diesen auf über 20 Prozent an. Seine Maßnahmen brachten ihm mehrere Protestaktionen ein, zeigten aber Wirkung. Daneben arbeitete Volcker auch maßgeblich an der Aufgabe des Goldstandards nach dem Bretton-Woods-System mit. Paul Volcker gehört auch heute noch zum wirtschaftsplitischen Beraterstab von Präsident Barack Obama.
George William Miller
Die Ambitionen von George William Miller reichten weit über das Amt des Vorsitzenden der US-Notenbank hinaus. Daher war seine Amtszeit als Fed-Chef auch recht kurz: Sie reicht gerade einmal von März 1978 bis August 1979. Als Miller das Amt des Fed-Chefs antrat, war die US-Wirtschaft in einer schlechten Verfassung und litt unter einer hohen Inflation. Die von Miller durchgeführten Maßnahmen blieben jedoch ohne Erfolg. Im August 1979 wurde George Miller von Präsident Carter zum Finanzminister ernannt - ein Amt, auf das er bekanntermaßen hohe Ambitionen hatte. Doch auch als Finanzminister schlug seine Politik zur Bekämpfung der Inflation fehl.
Arthur Burns
Arthur Burns, Fed-Chef von 1970 bis 1978, wurde nicht in den USA sondern in Österreich-Ungarn geboren, seine Eltern wanderten mit ihm jedoch 1910 in die USA aus. Dort schaffte er es unter Präsident Eisenhower zum Vorsitzender des Rates der Wirtschaftsberater des Präsidenten und wurde 1970 von Präsident Nixon zum Fed-Chef ernannt. Auch in Deutschland war Arthur Burns hoch angesehen: Nach Ende seiner Amtszeit ware er bis 1985 Botschafter der Vereinigten Staaten in Bonn und erhielt für seine Verdienste um die deutsch-amerikanischen Beziehungen das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband.
William McChesney Martin
Wililam McChensney Martin war der am längsten amtierende Präsident der US-Notenbank. Er stand ihr von April 1951 bis Januar 1970 vor. Bereits sein Vater war an der Entwicklung des US-Reservesystems beteiligt und auch McChensney Martin interessiert sich bereits früh für geldpolitische Themen. Bevor er von Präsident Truman zum Fed-Chef berufen wurde, war er beispielsweise der Vertreter der USA in der Weltbank. Als Chef der amerikanischen Notenbank bemühte sich William McChesney Martin vor allem um eine niedrige Inflationsquote und die Dollarstabilität.
Die Finanzmärkte befassen sich mittlerweile aber eher mit der Frage, wann in den USA die erste Leitzinserhöhung seit der großen Finanzkrise anstehen könnte. Dazu hatte Yellen unklare Aussagen gemacht, nachdem sie Anfang Februar die Fed-Spitze von ihrem Vorgänger Ben Bernanke übernommen hatte. In ihrer Rede zur Wochenmitte gab Yellen zunächst keine neuen Hinweise zum Zinsausblick. Analysten rechnen frühestens in der ersten Hälfte des kommenden Jahres mit der Zinswende.
Anleger reagierten unentschlossen auf die Aussagen der Fed-Präsidentin. Am Devisenmarkt erhielt der Dollar zunächst Kursauftrieb, konnte zu den wichtigsten Vergleichswährungen aber keine klare Tendenz behaupten. Die Äußerungen Yellens seien unspektakulär gewesen, sagten Händler. Unter dem Strich habe die Notenbankchefin nichts Neues gesagt. Auch am Markt für US-Staatsanleihen gab es keine einheitliche Kursentwicklung./hbr/jsl/he
WASHINGTON/FRANKFURT (dpa-AFX)