05.08.2016 07:09:45
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Rat der Bank of England war bei Stimuluspaket uneinig
Von Jason Douglas
LONDON (Dow Jones)-- Das massive Stimuluspaket der Bank of England (BoE) gegen den drohenden Konjunkturabschwung in Großbritannien ist auf Kritik in den eigenen Reihen gestoßen. Sechs Wochen nach dem Brexit-Schock haben die Währungshüter der BoE beschlossen, das Kaufprogramm für Wertpapiere wieder aufleben zu lassen, einschließlich Käufe von Unternehmensanleihen. Zudem wird die Notenbank zweckgebundene Kredite an Banken vergeben, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Der geldpolitische Schlüsselzins wurde bei der Ratssitzung am Donnerstag um 25 Basispunkte auf das neue Rekordtief von 0,25 Prozent gekappt. Eine Minderheit in dem neuköpfigen Rat der Notenbank war aber offenbar der Ansicht, dass die Wirtschaftsdaten in Großbritannien eine solch dramatische Reaktion noch nicht rechtfertigen würden.
Der Ausschuss der BoE hatte einstimmig für die Zinssenkung gestimmt. Doch die Mitglieder Kristin Forbes, Martin Weale und Ian McCafferty haben gegen das Kaufprogramm von Staatsanleihen opponiert und argumentiert, dafür sei es noch zu früh. Kristin Forbes stimmte auch gegen den Ankauf von Unternehmensanleihen, während die anderen acht Mitglieder dafür waren.
In dem Sitzungsprotokoll der BoE heißt es, Forbes war "besonders besorgt über den massiven Stimulus zu diesem Zeitpunkt, den Kosten für die Lockerung der Geldpolitik und die damit verbundenen Risiken". Die Mehrheit, darunter der BoE-Gouverneur Mark Carney, haben diese Bedenken aber verworfen und darauf hingewiesen, dass angesichts des drohenden Wirtschaftsabschwungs schnelles Handeln gefordert sei, auch wenn dies auf Kosten einer etwas höheren Inflation gehe.
Kritik übte auch John Redwood, Politiker der Conservative Party und Sprecher der britischen Vote-Leave-Kampagne für einen Austritt aus der EU. "Es gibt keinen Beweis für einen dramatischen Wirtschaftsabschwung", so Redwood weiter und die Maßnahmen bezeichnete er als "unverantwortlich".
Die Stimmung der britischen Verbraucher befindet sich im freien Fall. Der vom Marktforschungsinstitut GfK berechnete Index sackte um 11 Punkte auf minus 12 Zähler ab. Das war der stärkste Rückgang seit 1990. Die Befragung von über 2.000 Konsumenten zeigte eine Verschlechterung vor allem bei den Erwartungen zur eigenen Finanzlage wie auch für die Wirtschaft insgesamt.
Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass der Brexit vor allem den Briten selbst schadet. Die Eurozone und die globale Wirtschaft könnten dagegen relativ glimpflich davonkommen.
Die BoE setzte ihre Prognosen für das Wachstum in den Jahren 2017 und 2018 zum Teil drastisch nach unten: Für 2017 wurde die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,3 auf 0,8 Prozent gesenkt, für 2018 fiel die Senkung von 2,3 auf 1,8 Prozent etwas moderater aus. Das sind die größten Abwärtsrevisionen seit 1993. Carney sagte in seiner Pressekonferenz, der Rat sei bei den neuen Wachstumsprognosen "konservativ" gewesen.
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August 05, 2016 00:59 ET (04:59 GMT)
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