Zweifel an Chinas Reformen 29.07.2015 11:10:00

Aktienmärkte in China am Mittwoch sehr volatil

Nach einem Handelsauftakt am Mittwoch im Plus drehten die Aktienmärkte in Shanghai und Shenzhen ins Minus - und zum Handelsschluss wieder in die Gewinnzone. Der Shanghai Composite rutschte zeitweise annähernd 0,7 Prozent ab auf unter 3.640 Punkte, ging letztlich aber mit einem Gewinn von 3,44 Prozent bei 3.789,17 Punkten aus dem Mittwochshandel. Der Hongkonger Hang Seng-Index passte sich den Vorgaben der chinesischen Festlandbörsen an. Kurz vor Handelsschluss tendiert er bei 24.634 Punkten ein halbes Prozent über dem Schlusskurs des Vortages. Am Montag hatte an den chinesischen Börsen eine Talfahrt mit dem größten Tagesverlust seit acht Jahren angefangen. Hintergrund waren Sorgen über einen Rückzug der staatlichen Unterstützung und schlechte Nachrichten aus der Realwirtschaft. Im japanischen Tokio fiel der Leitindex Nikkei 225 um 0,13 Prozent auf 20.302,91 Punkte.

Aktienmärkte in China sollen volatil bleiben

Experten rechnen damit, dass Chinas Aktienmärkte noch über Monate größeren Schwankungen ausgesetzt sein werden, weil sie jetzt extrem von staatlicher Unterstützung abhängig seien. "Schon die kleinsten Hinweise auf einen möglichen Rückzug des Staates aus den Märkten können zu Panikverkäufen führen", sagte die Wirtschaftsexpertin Sandra Heep vom Berliner China-Institut Merics der Deutschen Presse-Agentur in Peking.

Der Parteistaat habe mit seinen massiven Interventionen "eine neue Quelle der Instabilität geschaffen", sagte Heep. Niemand wisse, wie lange die staatliche Unterstützung anhalten oder wie die Märkte bei einer Verringerung der Hilfe reagieren werden.

Angesichts der massiven Interventionen gebe es große Zweifel an der Entschlossenheit der Partei, ihre 2013 abgegebenen Reformversprechen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld umzusetzen. "Zudem frisst das permanente Krisenmanagement der Aktienmärkte die Energie wichtiger staatlicher Akteure, die von der dringend notwendigen Planung struktureller Reformen abgelenkt werden", sagte Heep.

Werde die Umsetzung der Reformen, die auf Stärkung des Binnenkonsums und der Innovationsfähigkeit chinesischer Unternehmen abzielen, weiter verzögert, werde es "unweigerlich einen weiteren Einbruch der Wachstumsraten zur Folge haben", sagte Heep. "Das würde auch die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen, die sich in eine starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt begeben hat."

Seit vergangenem Monat hatten Chinas Aktienmärkte eine extreme Berg- und Talfahrt hingelegt: Getrieben von Privatanlegern, die in großen Stil Aktien auf Pump kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um über 150 Prozent gestiegen. Mitte Juni begann dann ein rasanter Kurseinbruch. Innerhalb von nur 18 Handelstagen verlor der Index 32 Prozent an Wert. Mit radikalen Eingriffen gelang es der Regierung, zunächst die Kurse zu stabilisieren.

/lw/DP/stk

SHANGHAI (dpa-AFX)

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