07.07.2015 05:55:40
|
ZEW-Präsident: Nachgeben gegenüber Griechenland wäre brandgefährlich
MANNHEIM (dpa-AFX) - Wirtschaftsexperte Clemens Fuest hält ein weiteres Nachgeben der Euroländer gegenüber Griechenland für brandgefährlich. "Wir zerstören die wirtschaftlichen Grundlagen der Eurozone, wenn wir den Griechen jetzt nachgeben", sagte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim der Deutschen Presse-Agentur. In der Eurozone gebe es eine klare Regel: Hilfen würden nur gegen Auflagen gewährt. "Das ist die Säule, auf der sich die Währungsunion noch hält." Doch diese Säule sei angreifbar, das habe die Entwicklung in Griechenland deutlich gezeigt.
"Wir stehen an einer Wegscheide", betonte der Wirtschaftsexperte. Wenn Europa Griechenland gegenüber keine Härte zeige, könne es zu einer Art Dominoeffekt kommen. So könnten sich die Bürger in Irland und Spanien fragen, warum sie sich anstrengen und ihre Haushalte sanieren mussten, aber die Griechen nicht. In Deutschland, Frankreich und anderen Ländern drohten antieuropäische Kräfte sehr schnell an Einfluss zu gewinnen, wenn sich Griechenlands Premierminister Alexis Tsipras durchsetzen würde. Damit würde die Axt an die Eurozone gelegt.
Die Euroländer müssten jetzt ein klares Wort sprechen, forderte Fuest. Der griechischen Regierung müsse klargemacht werden, dass es kein Nachgeben mehr geben werde. Auch auf die Diskussion um einen Schuldenschnitt im Euro sollten sich die Euroländer nicht einlassen. Griechenland sollte zwar weiter unterstützt werden, aber nicht mit neuen Krediten, sondern mit humanitärer Hilfe und auch mit technischen Hilfen, wenn das Land eine eigene Währung einführe.
Auf die deutsche Wirtschaft hätte ein Austritt Griechenlands aus dem Euro kaum Auswirkungen, sagte Fuest. Zwar gebe es viele Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu Griechenland, doch sie seien auf das Kommende vorbereitet. Zu erwarten seien eher politische Erschütterungen, denn nun werde klar, dass die gewährten Kredite abgeschrieben werden müssten. Das Geld sei aber ohnehin verloren, ob Griechenland im Euro bleibe oder nicht./sas/DP/zb
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!