01.11.2013 14:30:37
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Verbände und Ökonomen kritisieren US-Schelte an deutscher Exportstärke
Das US-Finanzministerium hatte in einem aktuellen Bericht Deutschland wegen seiner hohen Handelsbilanzüberschüsse in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert. Die deutschen Handelsüberschüsse und eine schwache Binnenkonjunktur förderten die Ungleichgewichte in Europa. Deutschland würde mit seiner Politik deflationäre Tendenzen in der Eurozone als auch in der Welt auslösen, so der Vorwurf. Die Inflationsrate in der Eurozone lag zuletzt nur noch bei 0,7 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren. Berlin wies die Vorhaltungen aus den USA umgehend zurück und lehnte Korrekturen ab.
"Das amerikanische Finanzministerium weiß nicht, wovon es spricht", sagte Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), der "Welt". Der deutsche Erfolg im Außenhandel beruhe nicht auf niedrigen Löhnen, sondern auf wettbewerbsfähigen Unternehmen. Deutschland sei in der exportstarken Industrie sogar ein Hochlohnland.
"Deutsche Unternehmen arbeiten zudem häufig in Segmenten, die die Industrien anderer Länder gar nicht bedienen können." Die Vorwürfe, Deutschland habe eine zu schwache Binnennachfrage, seien schlichtweg falsch. Ähnlich wie Hüther sieht es auch Roland Döhrn, Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI): "Wer Deutschland empfiehlt, die Binnennachfrage zu stärken, sollte sich erst mal die Zahlen ansehen", sagte Döhrn dem Blatt.
Auch der Industrieverband BDI wies die Kritik aus den USA zurück: "Die Exportstärke Deutschlands ist das Ergebnis von innovativen Produkten, die in der ganzen Welt beliebt sind und gekauft werden." Auch die Industrie in den anderen EU-Staaten profitiere von deutschen Exporterfolgen.
dpa-AFX

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