10.07.2014 13:51:49
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Schwache Industrieproduktion in Eurozone verunsichert
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Serie überraschend schwacher Daten zur Industrieproduktion im Mai hat die Zuversicht von Ökonomen über den weiteren Verlauf der Konjunkturerholung in der Eurozone ins Wanken gebracht. Die herben Rückschläge in Frankreich, Italien und den Niederlanden verunsicherten am Donnerstag die Experten. In allen drei Euro-Volkswirtschaften fiel die Industrieproduktion im Mai kräftig zurück.
In den italienischen Betrieben ging die Produktion im Mai im Vergleich zum Vormonat um 1,2 Prozent zurück. Die Statistikbehörde des Landes meldete damit den stärksten Einbruch seit November 2012. Aus Frankreich wurde ein Rückgang um 1,7 Prozent gemeldet - der stärkste seit September 2012. Ein ähnliches Bild zeigte sich in den Niederlanden, wo die Industrieproduktion im Mai um 1,9 Prozent zum Vormonat einbrach. Am kommenden Montag werden die Zahlen für die gesamte Eurozone erwartet.
EXPERTEN AUF DEM FALSCHEN FUSS ERWISCHT
Experten wurden bei ihren Prognosen für die Mai-Daten auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatten nach dem bereits schwachen Jahresauftakt fest mit einer Erholung gerechnet. Die überraschend schwachen Daten knüpfen nahtlos an enttäuschende Produktionszahlen aus Deutschland an. Auch die Konjunkturlokomotive der Eurozone hatte im Mai einen besorgniserregenden Aussetzer gezeigt. Die Industrieproduktion war um 1,8 Prozent zum Vormonat eingebrochen und damit so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.
Experte Christian Schulz von der Berenberg Bank geht davon aus, dass unter anderem die Ukraine-Krise und die neue Eiszeit zwischen den westlichen Industriestaaten und Russland eine Rolle bei den schwachen Konjunkturdaten aus dem Mai spielen könnten. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, mit dem sich die überraschend schwachen Mai-Daten erklären lassen: "Es spielen auch Kalender-Effekte eine Rolle", sagte Experte Schulz weiter. In diesem Jahr fielen die Osterfeiertage später als gewöhnlich in den Mai. Die Ferienzeit hatte die Produktion in den Unternehmen gebremst. Außerdem dürften Brückentage die Fertigung behindert haben, mutmaßte Schulz. Mit Blick auf die jüngsten Daten wollte er aber nicht ausschließen, die Wachstumsprognose für das laufende Jahr zu senken.
EURO FÄLLT AUF TAGESTIEF
Neben den Daten zur Industrieproduktion gab es zuletzt allerdings weitere Hinweise, die auch bei der Wachtumslokomotive Deutschland für ein Abflauen der Konjunktur sprechen. Experte Stefan Schneider von der Deutschen Bank erkannte solche Signale im Rückgang des Ifo-Geschäftklimas und der trüberen Stimmung bei den Einkaufsmanagern. Dies habe gezeigt, "dass die Wirtschaft mindestens einen Gang heruntergeschaltet hat", sagte Schneider.
Am Devisenmarkt belasteten die schwachen Daten den Euro (Dollarkurs), der im Mittagshandel auf ein Tagestief von 1,3615 Dollar fiel. Dagegen beflügelte die schwache Produktion deutschen Staatsanleihen. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future stieg bis zum Mittag um 0,45 Prozent auf 148,00 Punkte./jkr/jsl/stb
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