Razzia bei kanadischer Maple Bank - Verdacht der Steuerhinterziehung

FRANKFURT (dpa-AFX) - Mitarbeiter der kanadischen Maple Bank stehen im Verdacht, den deutschen Staat um bis zu rund 450 Millionen Euro Steuern betrogen zu haben. Bei einer Großrazzia an bundesweit 30 Orten haben die Ermittler am Mittwoch umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. An den Durchsuchungen von Privatwohnungen und Geschäftsräumen waren fast 300 Kriminalbeamte, Steuerfahnder und Staatsanwälte beteiligt, wie die federführende Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft erst am Freitag mitteilte. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" (Freitag) über den Fall berichtet.

Beschuldigt werden danach elf ehemalige oder aktuelle Beschäftigte der Maple-Niederlassung in Frankfurt. Ihnen wird Steuerhinterziehung und/oder nachgelagerte Geldwäsche vorgeworfen. Wie in zahlreichen Parallelfällen in anderen Banken sollen sie mit verschachtelten Wertpapiergeschäften rund um den Dividenden-Stichtag ungerechtfertigte Erstattungen der Kapitalertragssteuer ergaunert haben. Der Tatzeitraum liege zwischen 2006 und 2010, so die Ermittler.

Insgesamt sollen mit den sogenannten "Cum-Ex"-Deals mehr als zehn Milliarden Euro Steuern dem deutschen Fiskus vorenthalten worden sein. Laut "Süddeutscher Zeitung" ist Maple der bislang größte bekannte Einzelfall. 2012 schloss der Staat die Gesetzeslücke, die solche Geschäfte zuvor ermöglichte, aber aus Sicht der Justiz keinesfalls legalisierte.

Festgenommen wurde am Mittwoch niemand, weil keine Haftgründe vorgelegen hätte, erklärte die Staatsanwaltschaft. Für die Maple Bank erklärte die Rechtsanwältin Hellen Schilling, dass man die Ermittlungen umfassend unterstütze. Zu steuerrechtlichen Fragen und zu laufenden Verfahren gebe die Bank öffentlich grundsätzlich keinerlei Auskünfte. Der Schwerpunkt der Durchsuchungen lag mit 24 Objekten in Hessen. Dazu kamen Orte in Baden-Württemberg (2), Bayern (2), Nordrhein-Westfalen und Hamburg./ceb/DP/stb