01.12.2014 13:56:49
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Vodafone heizt Spekulation auf britischem Telekommarkt weiter an
NEWBURY/LONDON (dpa-AFX) - Vodafone spielt offenbar mit dem Gedanken einer strategischen Neuausrichtung - doch die Anleger sind skeptisch. Die Spekulationen, der britische Mobilfunker spiele intern Pläne durch, den Kabelriesen Liberty Global aus dem Imperium des US-Medienmoguls John Malone zu übernehmen, kamen am Finanzmarkt nicht gut an. Der Aktienkurs sackte am Montag in London am Mittag um fast fünf Prozent ab.
Das könnte Signalwirkung haben. Vodafone-Chef Vittorio Colao wollte in den konzerninternen Gesprächen laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg auch abklopfen, ob die Aktionäre zu einem so umfassenden Schritt bereit wären. Denn ein Deal dieser Größenordnung brauchte wohl sehr viel Eigenkapital, rechnet Analyst Akhil Dattani von der US-Investmentbank JPMorgan in einer Studie vor. Eine schuldenfinanzierte Übernahme würde die Schuldenlast Vodafones arg strapazieren.
Die beiden Unternehmen kommen gemessen am aktuellen Aktienkurs zusammen auf eine Börsenkapitalisierung von rund 106 Milliarden Euro, Liberty Global ist demnach fast 40 Milliarden Dollar (knapp 32 Mrd Euro) schwer. Der Kabelkonzern ist stark verschuldet.
Strategisch sinnvoll wäre der Zusammenschluss für den JPMorgan-Experten allerdings schon: In vielen Ländern seien beide Unternehmen vertreten, das könnte Synergien heben und Kosten sparen. Neben dem englischen Markt und Teilen Osteuropas gehört auch Deutschland dazu. Hier ist Liberty Global mit Unitymedia im Kabel bislang der Gegenpart von Kabel Deutschland, das schon zu Vodafone gehört. Unitymedia KabelBW betreibt die großen Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg.
Die Vodafone-Gedankenspiele sind nur der jüngste Teil der angeheizten Übernahmefantasie in Großbritannien. Nachdem sich das Konsolidierungsfieber in Frankreich aus dem Sommer mittlerweile abgekühlt hat, überschlagen sich seit vergangener Woche die Meldungen aus dem britischen Telekommarkt: Der Festnetzprimus BT Group will wieder zu alter Größe aufsteigen und sich im Mobilfunk verstärken. Öffentlichkeitswirksam rief BT-Vorstandschef Gavin Patterson aus, mit zwei Netzbetreibern frühe Gespräche zu führen - unter anderem mit Telefonica und ihrer britischen Tochter O2 UK.
Tags darauf bestätigten auch der französische Orange-Konzern und die Deutsche Telekom, dass sie mit ihrem Joint Venture und Mobilfunk-Marktführer Everything Everywhere (EE) ebenfalls mit den Briten am Tisch sitzen. Klappt das nicht, klopfen dem Vernehmen nach bereits Finanzinvestoren an die Türen in Paris und Bonn, um EE oder Teile davon zu kaufen.
Derzeit rollt eine Übernahmewelle durch Europas Telekommärkte. Der bislang weitgehend nationalen Regeln unterliegende Markt formiert sich mit der Aussicht auf eine firmenfreundlichere europäische Regulierung neu. Mobilfunker kaufen sich mit Kabelnetzen aus ihrer nahezu chronischen Umsatzschwäche heraus, weil sie auf weiteren Datenhunger im wachsenden Breitbandmarkt setzen. Zunehmend werden auch nationale Zusammenschlüsse direkter Konkurrenten wie hierzulande zwischen Telefonica Deutschland und E-Plus genehmigt. Politiker und Aufseher sorgen sich vor der starken Konkurrenz durch Telefon- und Internetfirmen vom amerikanischen Kontinent./men/mmb/fbr
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