03.12.2014 14:38:48

Kostendruck in der Schifffahrt hält an

HAMBURG (dpa-AFX) - Angesichts des anhaltenden Kostendrucks in der Schifffahrt droht die Zahl der deutschen Seeleute zurückzugehen. "Die Krise kommt jetzt bei den deutschen Seeleuten an", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder, Michael Behrendt, am Mittwoch in Hamburg. Bislang sei es gelungen, trotz der Krise die Zahl der deutschen Seeleute konstant bei gut 7000 zu halten.

Die deutsche Handelsflotte umfasst aktuell 3296 Schiffe, im vergangenen Jahr waren es noch 3477. Auch personell schrumpfte die Branche in diesem Jahr: Die Zahl der Seeleute auf Schiffen unter deutscher Flagge insgesamt ging bereits im dritten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 3600 auf rund 66 000 zurück.

Die Reedereien stünden vor enorme betriebliche, technische und finanzielle Herausforderungen, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder, Michael Behrendt, am Mittwoch in Hamburg. Ein Grund sei die Umstellung auf schwefelärmeren Schiffsbrennstoff in Nord-und Ostsee sowie amerikanischen Gewässern. Etliche mittelständische Reedereien müssten bereits um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen müssten. Schon die höheren Personalkosten auf Schiffen unter deutscher Flagge seien für sie nicht mehr verkraftbar.

Vor allem kleinere Reedereien könnten die Mehrkosten von mehreren 100 000 Euro pro Jahr nicht mehr tragen, wenn sie unter deutscher Flagge fahren. "Viele Reedereien stehen vor der bitteren Frage, sich zwischen dem Verbleib des Unternehmens im Markt und der Beschäftigung deutscher Seeleute in bisherigem Umfang entscheiden zu müssen", sagte Behrendt. Fuhren 2012 noch 448 Handelsschiffe unter deutscher Flagge, sind es aktuell noch 387.

Der VDR forderte daher eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten und eine weniger starre Vorgabe in der Schiffsbesatzung. Der insgesamt schwache Markt und der Kostendruck durch die steigenden Betriebskosten bringen nach VDR-Einschätzung keine Erleichterung für die Schifffahrt. Die deutsche Branche besteht überwiegend aus kleinen und mittleren Betrieben mit durchschnittlich neun Schiffen. Immer mehr Reedereien hätten ihre Aktivitäten zusammengelegt, um zusätzliche Finanzquellen zu erschließen oder um ihr Schiffe besser am schwachen Markt zu platzieren.

Der Kostendruck werde verstärkt durch die neuen Emissionsrichtlinien, die ab Januar gelten. Die meisten Schiffe würden vom nächsten Jahr an zwar schwefelärmeren Marinediesel verwenden, der jedoch um rund 50 Prozent teurer als der herkömmliche Brennstoff sei. Einige Reedereien hätten bereits aus diesem Grund Mitarbeiter entlassen und Routen einstellen müssen. "Es droht eine Verkehrsverlagerung zurück auf die Straße", sagte Behrendt. Das wäre kontraproduktiv für den Umweltschutz. Aufgrund fehlender Infrastruktur würden derzeit nur wenige Schiffe auf verflüssigtes Erdgas (LNG) zurückgreifen können./thc/DP/stb

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!