05.01.2015 06:58:48

ROUNDUP: EnBW-Miteigentümer befürwortet Atommülllager im Ausland

ULM (dpa-AFX) - Bei der Suche nach einem Endlager für deutschen Atommüll geht der EnBW -Miteigentümer OEW von einer Lösung im Ausland aus. "Ich bin ziemlich sicher, dass es der Politik nicht gelingen wird, in der dicht besiedelten Bundesrepublik Deutschland einen geologisch geeigneten Standort für ein Endlager durchzusetzen. Das versucht man doch schon 20 Jahre erfolglos", sagte der Chef des kommunalen Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), Heinz Seiffert, der Deutschen Presse-Agentur in Ulm. Der Verband ist neben dem Land Baden-Württemberg Haupteigentümer des Versorgers EnBW.

Derzeit nutze Deutschland - zumindest wenn es nicht genügend eigenen Strom gibt - Atomstrom aus dem Ausland. "Da ist es doch nicht unlogisch, auch unseren Atommüll dort hinzubringen - es gibt auch in diesem Bereich einen "Weltmarkt"", sagte der CDU-Landrat des Alb-Donau-Kreises. Er sorge sich, dass man in 30 oder 40 Jahren immer noch auf großteils oberirdische Zwischenlager angewiesen sei, weil kein Endlager in Deutschland gefunden werden konnte. "Und das halte ich eindeutig für unsicherer, als wenn der Atommüll in geeigneten Gesteins- oder Salzschichten 1500 Meter unter der Erde lagert."

Baden-Württembergs Energie- und Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) lehnte den Vorstoß kategorisch ab. "Es ist abwegig, darüber nachzudenken, den Müll um die halbe Welt zu schicken und zu glauben, damit das Problem lösen zu können", sagte ein Sprecher. Deutschland trage für den in seinen Atomkraftwerken produzierten radioaktiven Abfall eine Verantwortung, die sich nicht delegieren lasse.

Mit der strahlenden Hinterlassenschaft der Energiepolitik der vergangenen Jahrzehnte müsse man umgehen. Deshalb gebe es ein Endlagersuchgesetz, das CDU, SPD, FDP und Grüne gemeinsam verabschiedet hätten. Und es gebe eine Kommission, die daran arbeite, die Suche in die richtige Bahn zu bringen. "Das ist kein leichter Prozess, aber es ist der einzig gangbare und erfolgversprechende Weg", sagte Unterstellers Sprecher weiter.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke betonte: "Deutscher Atommüll ist ein deutsches Problem." Erst wenn hier kein geeigneter Standort gefunden werde, sollte über eine Lösung im Ausland nachgedacht werden. CDU-Fraktionschef Peter Hauk sagte: "Die maximale Sicherheit steht im Vordergrund, wenn es um die Entscheidung eines Endlagers geht." Derzeit sehe er im Südwesten keinen Standort, der den Anforderungen gerecht werden könnte. "Deshalb muss auch eine Suche in anderen Ländern innerhalb Deutschlands ins Auge gefasst werden."

Der OEW-Chef ist zugleich Mitglied des Aufsichtsrats bei der EnBW, dem drittgrößten Energieversorger Deutschlands. Seiffert forderte Tempo bei der Energiewende. Sie sei gesellschaftspolitisch gewollt und richtig, befinde sich aber in einer Sackgasse, weil sie viel zu schnell und ohne richtige Folgenabschätzung vorangetrieben wurde. "Wir brauchen endlich die politischen Rahmenbedingungen um auch die Grundlast und Netzstabilität zu sichern."

Zur Energiewende gehöre nicht nur die Förderung der Erneuerbaren Energien, sagte Seiffert. "Wir schalten mit den Kernkraftwerken Grundlast ab - und deshalb muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass der Bau effizienter Gaskraftwerke wirtschaftlich darstellbar wird." Auch müsse es Anreize geben, um Speicherkapazitäten für überschüssigen Wind- und Solarstrom zu schaffen./ols/DP/stk

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