Shanghai Composite
Regierung greift erneut ein |
09.07.2015 10:45:40
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Aktienmärkte in China stabilisieren sich am Donnerstag
In der Nacht auf Donnerstag hatten Chinas Aufsichtsbehörden neue, drastische Maßnahmen verkündet. So dürfen Anteilseigner, die Beteiligungen von mehr als fünf Prozent an einem Unternehmen halten, ihre Aktien in den nächsten sechs Monaten nicht veräußern, wie die Wertpapieraufsicht anordnete. Damit solle die "Stabilität an den Kapitalmärkten gewahrt" werden.
STAATLICHE HILFLOSIGKEIT
Die Regierung und Notenbank versuchen seit einiger Zeit verzweifelt, den Kursverfall von rund einem Drittel seit Mitte Juni zu bremsen. Der Marktwert der an den chinesischen Börsen notierten Unternehmen sank dabei um rund 3,9 Billionen Dollar. Während der Kursrutsch in China bisher von Experten größtenteils als regionales Problem und Korrektur der vor allem im April und Mai stattgefundenen Überhitzung angesehen wurde, griff die Verunsicherung in den vergangenen Tagen verstärkt auf andere Märkte über. Die Sorgen über die Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft und damit die Konjunktur weltweit sind zuletzt gestiegen.
Kopfzerbrechen bereitet den Experten auch die Tatsache, dass die staatlichen Eingriffe bisher kaum wirkten. So sind die am Wochenende und Mittwoch verkündeten Schritte wie der Stopp von Börsengängen oder Geldspritzen der Notenbank schnell verpufft.
Im Jahr vor dem jetzigen Kursverfall war der Aktienmarkt meist durch spekulative Aktienkäufe auf Pump um weit mehr als 100 Prozent in die Höhe getrieben worden. Und auch in diesem Jahr liegen die meisten Indizes trotz des Minus der vergangenen Wochen noch leicht im Plus.
AKTIEN VOM HANDEL AUSGESETZT
Rund die Hälfte aller gelisteten Aktien ist mittlerweile allerdings vom Handel ausgenommen. Die Zahl der chinesischen Unternehmen, die angesichts der starken Kursrückgänge nicht mehr gehandelt werden wollen oder sollen, stieg um 194 auf 1439, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Um den Markt weiter zu stabilisieren, kauften große Staatsunternehmen wie der Ölkonzern Sinopec oder der Kohlekonzern Shenhua im großen Stil eigene Aktien auf.
Zudem versprach die Zentralbank der China Securities Finance Corporation, die Kredite der Wertpapierfirmen finanziert, am Donnerstag erneut ausreichend Geldmittel. Das staatliche Finanzorgan hat 21 Wertpapierhäusern bereits 260 Milliarden Yuan (umgerechnet 37 Milliarden Euro) für den Aufkauf von Aktien zur Verfügung gestellt, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Am Vortag war der Bedarf auf mehr als 500 Milliarden geschätzt worden.
SORGEN UM SCHWACHE NACHFRAGE DER KONSUMENTEN
Weitere schlechte Nachrichten kamen derweil von der Preisfront in China, die mangelnde Nachfrage und anhaltende Schwäche der Wirtschaft signalisierte. So setzten die Erzeugerpreise nach Angaben des Pekinger Statistikamtes im Juni mit Minus 4,8 Prozent ihren seit drei Jahren anhaltenden Rückgang fort. Die Inflation lag mit 1,4 Prozent etwas höher als erwartet. In der ersten Jahreshälfte stieg der Verbraucherindex aber damit auch nur um 1,3 Prozent. Das Regierungsziel von drei Prozent ist damit in weiter Ferne. Andererseits gibt dies der Notenbank Spielraum für weitere Maßnahmen.
Die Börsenkrise in China wird an den internationalen Märkten auch deshalb mit Sorge verfolgt, da langfristige Auswirkungen auf das Wachstum und die geplanten wirtschaftlichen Reformen im Reich der Mitte befürchtet werden. Einige Experten warnten vor weiteren staatlichen Eingriffen in den Markt, sahen notwendige Korrekturen und eine Lehre für all jene, die zu hohe Risiken eingegangen seien.
/lw/DP/zbSHANGHAI (dpa-AFX)
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