Ringen um Finanzspritze 27.03.2014 13:26:50

Air Berlin verschiebt Bilanzvorlage auf April

Die Führungsriege von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie spricht nach eigener Darstellung weiter mit Gesellschaftern und Finanzierungspartnern über eine Finanzspritze. Diese soll Eigenkapital und Liquidität des Unternehmen stärken. Nach einer knappen Mitteilung vom Mittwochabend nannte ein Sprecher auch am Donnerstag keine Details. An der Börse setzte sich die vor einer Woche ausgelöste Enttäuschung fort. Die Air Berlin-Aktie verlor zeitweise weitere 2,44 Prozent auf 2,00 Euro.

Air Berlin ist sei Jahren schwer angeschlagen und steckt bereits im zweiten Sparprogramm. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer und Finanzchef Ulf Hüttmeyer hatten schon im November einen Verlust für 2013 angekündigt - es wäre das fünfte Negativ-Ergebnis in sechs Jahren. In dem Ausnahmejahr 2012 hatte einzig der Verkauf des Vielfliegerprogramms an den Großaktionär Etihad die Gesellschaft in die schwarzen Zahlen gerettet.

Dass ein solches Kunststück auch 2013 gelingen würde, hatte der Vorstand im November nicht mehr in Aussicht gestellt. Erhoffte Sondererlöse sollten lediglich den Verlust eindämmen. Analysten, die ihre Schätzungen seit Anfang 2014 aktualisiert haben, erwarten laut der Nachrichtenagentur Bloomberg für das abgelaufene Jahr im Schnitt einen operativen Jahresverlust von 110 Millionen Euro. Unter dem Strich dürfte das Minus mit 175 Millionen Euro noch größer ausfallen.

Der arabische Großaktionär Etihad sei sehr unzufrieden mit der Sanierung der deutschen Fluglinie, heißt es. Berichten zufolge will sich Air Berlin nun von der Börse zurückziehen und Etihad mehr Einfluss verschaffen. Die Araber sind derzeit mit knapp unter 30 Prozent an Air Berlin beteiligt. Der "Wirtschaftswoche" zufolge würden sie Deutschlands kriselnde Nummer zwei gern komplett übernehmen. Doch wenn mehr als die Hälfte der Anteile in ausländischer Hand liegen, droht die Gesellschaft wesentliche Teile ihrer Verkehrsrechte zu verlieren. Etihad bräuchte daher jemanden, der die Mehrheit der Stimmrechte hält, den Arabern aber Einfluss gewährt.

Gehandelt werden dafür mehrere Szenarien: Air Berlin könnte von der Börse genommen und in eine GmbH umgewandelt werden. Die Kleinaktionäre, die bisher 38,5 Prozent halten, würden abgefunden. Deutsche Großaktionäre wie der ehemalige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold könnten die Mehrheit übernehmen.

Spekuliert wird aber auch, dass Etihad mit mehreren europäischen Fluglinien eine eigene Regional-Gesellschaft aufbauen könnte. Zunächst müssten die Araber die angeschlagene italienische Alitalia schlucken - die Verhandlungen dazu seien bereits nahezu abgeschlossen, hatten sie Anfang Februar berichtet. Die italienische Airline würde ihre Verkehrsrechte behalten und dann Air Berlin übernehmen. Auch Aer Lingusaus Irland, die Schweizer Darwin Airline und Air Serbia könnten der Gruppe beitreten.

In einem dritten Szenario würde Air Berlin in mehrere Gesellschaften aufgeteilt. Etihad könnte die Zubringerdienste zum Drehkreuz Abu Dhabi übernehmen. Die Ferienflüge blieben in einer kleineren Gesellschaft.

/tam/hgk/DP/zb

BERLIN (dpa-AFX)

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