15.05.2014 19:45:30

Portugals Notenbank warnt vor Selbstgefälligkeit

   Von Patricia Kowsmann

   LISSABON--Die portugiesische Notenbank hat die Regierung und die Banken vor Selbstgefälligkeit gewarnt, kurz nachdem das Land das milliardenschwere Rettungsprogramm der EU verlassen hat. Es seien sehr viel mehr Anstrengungen nötig, um die Wirtschaft wieder auf das richtige Gleis zu setzen, erklärte die Notenbank in ihrem halbjährlichen Bericht zur Finanzstabilität. Nur Stunden zuvor hatte die Statistikbehörde eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent im ersten Quartal berichtet.

   Zwar war der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zum Teil der temporären Schließung einer Raffinerie geschuldet, doch der Datenausweis errinnerte daran, wie fragil die Wirtschaft immer noch ist.

   Portugal habe in den vergangenen drei Jahren zwar die Exporte gesteigert und das Staatsdefizit verringert, aber es bedürfe weiterer Anstrengungen, um den Fokus der Volkswirtschaft vom Binnenmarkt auf die internationale Sphäre zu verlagern und das Wachstum dauerhaft zu machen, analysierte die Notenbank.

   Der Anteil der Exporte am BIP ist von 28 Prozent im Jahr 2009 auf rund 40 Prozent gestiegen, aber diese Zahl wird immer noch als niedrig angesehen. Die Banken haben unterdessen mit einen hochverschuldeten Privatsektor zu kämpfen, mit geringen Gewinnmargen und einer starken Abhängigkeit von der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Finanzierung.

   "Der Fortschritt der portugiesischen Wirtschaft ist unzureichend", warnte die Bank. Die Regierung müsse mehr Reformen umsetzten, um die Produkte des Landes international wettbewerbsfähig zu machen. Ohne einem robusten Wirtschaftswachstum wird das Land große Schwierigkeiten haben, den Schuldenberg von fast 130 Prozent des BIP abzutragen.

   Die Notenbank rief die kommerziellen Bankhäuser auf, ihre Kapitalpolster zu erhöhen sowie die Kosten zu senken, um die Gewinnmargen zu steigern. Deren Gewinne leiden derzeit unter einem Anstieg der faulen Kredite.

   Analysten sagen, die Banken dürften bald damit beginnen, wandelbare Wertpapiere herauszugeben, um im Vorfeld des EZB-Stresstests ihr Kapital zu stärken. Die Quote für das harte Eigenkapital der portugiesischen Banken betrug Ende 2013 etwas 12,3 Prozent. Die Banken haben aber anstatt das Kapital zu erhöhen die Bilanz geschrumpft.

   Solange die Bankhäuser nicht gesunden und sich die Kreditvergabe nicht normalisiert, wird das Wachstum gedämpft bleiben. Allerdings haben die Institute gute Gründe zur Zurückhaltung. Nach Zahlen der Notenbank stiegen die faulen Kredite binnen Jahresfrist von 9,7 auf 10,6 Prozent aller Ausleihungen. Das zeigt, dass viele Portugiesen, belastet von Steuererhöhungen und hoher Arbeitslosigkeit, mit der Bedienung ihrer Schulden schwer zu kämpfen haben.

   Die Notenbank warnte auch, die hartnäckig niedrige Inflation in der Eurozone könnte die Dinge verschlimmern, wenn Investitionen und Großanschaffungen von Konsumenten verzögert würden. In Portugal gibt es eine leichte Deflation.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/DJN/apo

   (END) Dow Jones Newswires

   May 15, 2014 12:45 ET (16:45 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 45 PM EDT 05-15-14

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!