21.08.2014 11:12:00

Pilotprojekt für neuartige Agrarversicherung ausgearbeitet

Eine Ausfallsversicherung für Ernten bzw. Erlöse von Landwirtschaftsbetrieben, die immer wieder bei größeren Ernteproblemen wie etwa im vergangenen Jahr im Zuge der Dürre aufs Tapet kam, wird zumindest für große Betriebe konkreter. Ein Pilotprojekt, das im Regierungsprogramm vorgesehen ist, ist "fertig ausgearbeitet", so der Chef der Hagelversicherung, Kurt Weinberger, im "WirtschaftsBlatt" heute.

Ziel des Pilotprojektes nach Vorbild der "Revenue Protection" in den USA ist es, mit der Kultur des Winterweichweizens Erfahrung mit Erlös- bzw. Ernteausfallsversicherungen zu sammeln. Die Umsetzbarkeit einer derartigen Versicherung soll untersucht, und dabei festgestellt werden, ob sie für einen größeren Kreis von Landwirten sowie weitere Kulturen infrage kommt, bestätigte die Hagelversicherung gegenüber der APA am Donnerstag.

Je nach Anzahl der teilnehmenden Betriebe und der Dauer des Pilotversuchs - ein mehrjähriger Beobachtungszeitraum ist laut Angaben der Hagelversicherung erforderlich -, werden die Kosten für das Projekt zwischen ein und zwei Millionen Euro liegen. Zur Teilnahme am Pilotprojekt sind einmal nur Betriebe mit Buchführung vorgesehen, mit einer Weizenfläche von mindestens 40 Hektar - für Österreich sehr große Betriebe. Zur Buchführung ist man als Landwirt verpflichtet ab einem Jahresumsatz von 550.000 Euro. Die Testbetriebe werden laut Hagelversicherung von der Landwirtschaftskammer ausgewählt.

Im Regierungsprogramm ist neben dem geplanten "Ausbau der bestehenden Versicherungssysteme zu einer umfassenden Ernteversicherung unter Berücksichtigung einer notwendigen Anpassung der Katastrophenfondszuschüsse" wörtlich ein "Pilotprojekt für öffentlich bezuschusste Ertrags- und Erlösentgangsversicherung" vorgesehen. "Wir werden es 2016 bei 50 oder 60 Betrieben als Versuch anbieten, wenn die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen", so Weinberger zur Zeitung.

Im Gegensatz zur Naturkatastrophenversicherung die derzeit in Österreich existiert und bei der Flächen versichert werden, würde im Rahmen einer Erlösentgangsversicherung auch ein Preisverfall - wohl auf Basis von Börsepreisen - versichert. Also auch bei einer guten Ernte würde eine Versicherung schlagend, wenn der Preis zurückgegangen ist. "Das versichern (derzeit, Anm.) nur Amerikaner und Kanadier", erklärt Weinberger gegenüber dem "WirtschaftsBlatt".

Zwar gibt es bei uns auch bereits eine Prämienbezuschussung durch den Katastrophenfonds und Länder zu je 25 Prozent beispielsweise für Hagel oder Frost, aber bei Dürre beispielsweise zahlt der Bauer 100 Prozent selbst, so Weinberger. Allerdings wird Bauern hierzulande, die von der Dürre im Vorjahr betroffen waren, via Katastrophenfonds und Länder im Nachhinein in Millionenhöhe geholfen. In den USA übernehme der Staat 62 Prozent der Prämie für alle Risiken, so Weinberger.

Aus derzeitiger Sicht könnten allerdings wohl nur für heimische Verhältnisse große Agrarbetriebe dabei sein, da die Buchführungsgrenze bei 550.000 Euro Jahresumsatz liegt - und eine Buchführung einer Dokumentierung eines Erlösentgangs tendenziell dienlich wäre. Weinberger sagt dazu im Interview, es brauche "exakte Ertragsaufzeichnungen, also pro Feldstück auf 100 Kilogramm genau. Administrativ ein hoher Aufwand für Landwirte." In den USA erfolge die Preisermittlung über Future-Kontrakte.

Eine Frage für eine Umsetzung (über das Pilotprojekt hinaus) werde auch sein, wohin sich die EU-Agrarpolitik entwickle. Tendenziell sei eine Erlösentgangsversicherung gut und richtungsweisend, glaubt der Hagelversicherungschef laut Zeitungsinterview, auch wenn es in Europa "ein System der Direktzahlungen zur Absicherung bäuerlicher Existenzen" gibt.

Übrigens: Eine Preisausfallsversicherung würde derzeit nicht schlagend, sollten die Apfelpreise wie befürchtet wegen der russischen Sanktionen in den Keller fallen, denn Voraussetzung für Zahlungen nach einem Preisausfall ist schließlich der Börsenpreis - und Äpfel werden nicht an der Börse gehandelt, im Gegensatz zu Mais, Getreide, Raps und Soja beispielsweise.

(Schluss) phs/itz

WEB http://www.hagel.at http://www.spoe.at http://www.oevp.at

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