20.05.2014 13:57:00

Osteuropa-Investitionen liegen jetzt einmal auf Eis

Die österreichischen Direktinvestitionen in Osteuropa sind 2013 drastisch eingebrochen. Investitionen österreichischer Firmen in diese Region sanken netto auf 1,5 Mrd. Euro - der tiefste Stand seit 1999. Jahre wie 2007 und 2008, als österreichische Konzerne - namentlich Banken - im Jahr für 5 Milliarden und mehr im Osten zukauften, sind Geschichte.

In der Notenbank will man dennoch nicht vom Ende der Ostfantasie der österreichischen Wirtschaft reden. Eher heißt es: "Osteuropa, bitte warten". "Es gibt keine Desinvestitionen im klassischen Sinn", befand der Statistikchef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Johannes Turner.

Vielmehr gehe es gerade um Stabilisierung. Auch letztes Jahr hat es in der regionalen Statistik aber wieder "Ausreißer" gegeben, die das Gesamtbild prägten, darunter den milliardenschweren Verbund-Rückzug aus der Türkei im Tausch gegen deutsche Wasserkraftwerke.

"Langfristig sehen wir die Region für heimische Unternehmen weiter als interessant", sagte der OeNB-Vizechef Andreas Ittner. Namentlich der Finanzwirtschaft schreibt er eine breite Diversifizierung im Osten zu, was sich als gute Strategie herausgestellt habe.

Die Russland- und Ukrainekrise und ihre Folgewirkungen sind heuer aber besonders im Blickpunkt. Man sehe natürlich den Abschwung in Russland und daraus auch Auswirkungen auf österreichische Unternehmen, die dort investiert seien oder dort Handel trieben. Heute sei aber, so die Notenbanker, noch nicht zu sagen, wieviel das die Österreicher kosten kann. Auch sei nicht zu sagen, ob und in welchem Ausmaß Investitionen rückgängig gemacht würden. Ausstiegsabsichten haben etwa österreichische Banken aus der Ukraine bekundet.

Russland ist seit 2013 als Zielmarkt österreichischer Güterexporte mit 3,5 Mrd. Euro auf Rang zehn vorgerückt, gleich danach folgt China auf Platz 11 (3,1 Mrd. Euro). Touristiker in Österreich beklagten heuer schon, dass wegen der EU-Sanktionen bzw. Sanktionsdrohungen betuchte russische Touristen als Kundengruppe wegfielen, und im Export gelten Maschinen- und Fahrzeugkomponenten nach Russland als besonders konjunkturanfällig.

Dass es mit der Wirtschaft in Russland nicht mehr so gut läuft wie in den vergangenen Jahren, war laut Notenbank schon vor der Ukraine-Krise absehbar. Freilich sei es mit Eskalation der Ukrainekrise nicht besser geworden.

Unter den guten Nachrichten hatte die Notenbank am Dienstag parat, dass Österreich 2013 wieder einen soliden Leistungsbilanzüberschuss von 8,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 7,3 Mrd. Euro) oder 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufwies, dabei gab es in der Dienstleistungsbilanz mit 15,4 Mrd. Euro sogar einen historischen Rekordüberschuss. Das Handelsbilanzdefizit hat sich halbiert. Rekordwerte gab es vom Tourismus: Ausländische Touristen haben mit 15 Mrd. Euro noch nie so viel Geld im Land gelassen wie 2013. Zugleich gaben Österreicher im Ausland etwas weniger aus. Damit kletterte der statistische Überschuss in der Reiseverkehrsbilanz auf 7,5 Mrd. Euro.

(Schluss) rf/tsk

WEB http://www.oenb.at/

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