07.10.2013 12:09:00

Österreichs Japan-Exporteure stecken Yen-Abwertung noch weg

Die österreichischen Exporteure nach Japan haben die massive Yen-Abwertung, die vor gut einem Jahr begonnen hat, bisher noch wegstecken können. Die Währungsdifferenzen seien von den japanischen Importeuren und Großhändlern geschluckt worden, sagte der Wirtschaftskammerdelegierte in Tokio, Martin Glatz, im Telefongespräch mit der APA. Eine Garantie, dass das so bleibt, gibt es aber nicht.

Österreichs Firmen komme zugute, vor allem Nischenprodukte nach Japan zu liefern, erklärte Glatz. Bei Holzplatten für die Bau- und Möbelindustrie etwa sei Österreich Marktführer. Sie machen fast ein Zehntel des heimischen Exports aus und stiegen im ersten Halbjahr 2013 um fast ein Drittel. Japan hingegen habe kaum Forstwirtschaft, die Firmen seien daher auf Holz-Importe angewiesen. Außerdem sei die Nachfrage nach Bauholz durch den Wiederaufbau nach dem Tsunami gestiegen. Auch lasse die Olympiazusage für Tokio 2020 die Baubranche jubeln.

Bei Spezialprodukten wie den Gleisbaumaschinen des Linzer Unternehmens Plasser & Theurer komme Japan nicht um Importe herum, dementsprechend wenig wirke sich der Yen-Wechselkurs aus. Problematischer sei es allerdings bei Waren, bei denen Importeure mit japanischen Firmen konkurrieren. "Da profitiert die japanische Konkurrenz natürlich", sagte Glatz. Der anziehende Konsum in Japan und die höhere Investitionsneigung wiederum stärkten auch die österreichischen Unternehmen. Unterm Strich würden sich momentan die Vor- und Nachteile der Yen-Abwertung die Waage halten, fasste Glatz zusammen.

Mit einem jährlichen Handelsvolumen von 3,1 Mrd. Euro ist Japan nach China mit Abstand der zweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asien. Trotz der Yen-Abwertung blieben die österreichischen Exporte mit 654,1 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2013 halbwegs stabil - ein Jahr davor waren es 658,2 Mio. Euro. An die 70 österreichische Firmen haben Niederlassungen in Japan.

Der schwächere Yen beflügelt in erster Linie die japanischen Exporteure. Die Gewinne der Autokonzerne Toyota und Nissan schossen in die Höhe. Auch die angeschlagenen Elektronikriesen Sharp und Sony schafften es in die schwarzen Zahlen. Importe hingegen wurden für die Japaner empfindlich teurer. Das betreffe hauptsächlich die Energiekosten, so Glatz. Seit der Atomkatastrophe von Fukushima muss Japan mehr Öl, Gas und Kohle importieren. Unter Japanern sei daher die gesunkene Kaufkraft ein großes Thema.

Steigende Preise sind das erklärte Ziel der neuen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe. Sein Notenbankchef Haruhiko Kuroda überschwemmt Japan mit billigem Geld, der Yen verliert dadurch an Wert gegenüber Dollar und Euro. Das soll Japan aus der mittlerweile 15 Jahre herrschenden Deflation befreien. Abe peilt mit seiner Politik, die "Abenomics" genannt wird, eine Inflation von zwei Prozent an. Nach Glatz Ansicht hat Abe den "Pfeil im richtigen Moment abgeschossen". Der Yen habe schon abgewertet, da stand noch gar kein Termin für die Neuwahl fest. "Das war zu einer Zeit, als die Ängste an den Finanzmärkten zurückgangen sind und den Yen als Fluchtwährung geschwächt haben", so Glatz. Abe habe die Entwicklung dann verstärkt.

(Schluss) pro/tsk

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